Neapel/Bologna. Was passiert unter der Erde von Neapel? Eine Studie könnte erklären, warum sich der Boden über dem Supervulkan anhebt. Die Ergebnisse.

Seit Monaten bebt unter Neapel die Erde. Mal mehr, mal weniger stark registrieren die Behörden die Erdbeben, die von den Phlegräischen Feldern im Westen der Millionen-Metropole ausgehen. Der Supervulkan ist in einer äußerst aktiven Phase, „bradyseismische Krise“ nennen das Vulkanologen. Die Erde rund um die Hafenstadt Pozzuoli hat sich so stark angehoben, dass teilweise kaum noch Wasser im Hafen des Vororts von Neapel zu sehen ist. Die Menschen sind in Sorge: Steht ein Ausbruch der Campi Flegrei etwa unmittelbar bevor?

Aktuelle Lage am Supervulkan bei Neapel heikel: Erdstöße wieder verstärkt spürbar

Nachdem es wochenlang etwas ruhiger war, zeigten die Phlegräischen Felder in den letzten Tagen wieder verstärkte Aktivität. Allein von Freitag bis Sonntag wurden insgesamt sechs Erdbeben unter der Erde der Campi Flegrei registriert. Mit 1,3 auf der Richterskala wurde dabei am Samstag der größte Erdstoß gemessen.

Der Boden rund um Pozzuoli hat sich in den letzten Monaten aufgrund Druckänderungen im Untergrund stark gehoben. Insgesamt um 115 Zentimeter, wie Giuseppe Mastrolorenzo, Vulkanologe vom Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) von mehreren italienischen Medien zitiert wird.

NameCampi Flegrei (Phlegräische Felder)
LageWestlich von Neapel, Italien
TypSupervulkanische Caldera
Bedeutende EruptionenCampanian Ignimbrite (vor 39.000 Jahren), Neapolitan Yellow Tuff (vor 15.000 Jahren)
Größe13 km breit
Historische BedeutungZwei massive Eruptionen führten zum Kollaps der Caldera

"Wir haben es mit einer Bodenaufwölbungslinse von etwa 115 Zentimetern zu tun, mit ihrem Höhepunkt im Küstenzentrum von Pozzuoli", so der Vulkanologe. „Selbst mittelgroße Ausbrüche würden bis zu 3 Millionen Menschen gefährden, die gesamte Metropole Neapel“, sagte Mastrolorenzo.

Um das Risiko eines Ausbruchs besser einschätzen zu können, steht der Supervulkan unter nochmals intensivierter Beobachtung. Insbesondere von Forscherinnen und Forschern, die verstehen wollen, wieso sich die Erde über dem Supervulkan wieder anhebt. So wie einst in den 80er-Jahren, als Pozzuoli sogar zeitweise evakuiert werden musste. Lesen Sie auch: Vulkan Ätna spuckt wieder Lava – Behörden schlagen Alarm

Supervulkan bei Neapel: „Blase“ sorgt für Anhebung des Bodens

Damals kam es am Ende nicht zum Ausbruch, die Erde senkte sich erst nach Monaten wieder ab. Gibt es Parallelen zu heute? Dieser Frage ist ein Forscherteam der Universität Bologna in einer neuen Studie auf den Grund gegangen. Ihre Ergebnisse sorgen für ein besseres Verständnis darüber, was sich genau unter der Erde abspielt.

Unmittelbar auf dem Supervulkan bei Neapel stehen viele Häuser, was eine mögliche Evakuierung erschweren würde.
Unmittelbar auf dem Supervulkan bei Neapel stehen viele Häuser, was eine mögliche Evakuierung erschweren würde. © KONTROLAB/LightRocket via Getty Images | KONTROLAB

Die 2022 angefertige, aber erst im Oktober 2023 in einem Fachmagazin veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass die räumlich-zeitliche Entwicklung der jüngsten seismischen Schwärme in den Campi Flegrei gut durch die Injektion von Fluiden aus einer tieferen Magmakammer erklärt werden kann. Demzufolge sind Erdbeben und Veränderungen in der Form des Bodens (Deformationen) in den Campi Flegrei während der unruhigen Phasen der 80er-Jahre durch bestimmte Prozesse unter der Erde verursacht worden. Diese Prozesse werden als „thermoporoelastische (TPE) Modelle“ bezeichnet.

Was ist damit gemeint? Stellen Sie sich vor, unter der Erde gibt es eine Art Blase oder einen Raum, der mit heißen und unter Druck stehenden Flüssigkeiten gefüllt ist. Wenn sich diese Flüssigkeiten bewegen oder der Druck sich ändert, verursacht das Stress und Veränderungen in den Gesteinsschichten darüber. Diese Stress- und Druckänderungen können dann Erdbeben und Veränderungen an der Erdoberfläche verursachen.

Phlegräische Felder: Bricht der Supervulkan bei Neapel aus?

Wissenschaftler bezeichnen diese "Blase" als einen sich ausdehnenden Gesteinszylinder. Seine Existenz wurde durch spezielle Untersuchungen, sogenannte tomographische Studien, in einer flachen, spröden Schicht in etwa zwei Kilometern Tiefe bestätigt. Doch was bedeutet das für die aktuelle Situation?

Der Studie zufolge könnte derselbe Gesteinszylinder, der für die Unruhephasen von 1982 bis 1984 verantwortlich war, auch die jüngste Anhebung des Bodens über dem Supervulkan erklären. „Die jüngste Deformation und Seismizität der Campi Flegrei kann durch die Reaktivierung derselben Deformationsquelle erklärt werden“, schreiben die Autoren der Studie.

Obwohl die Studie wichtige Erkenntnisse liefert, deutet sie nicht direkt auf eine unmittelbare Ausbruchsgefahr hin. Allerdings hilft sie dabei, die aktuellen geologischen Veränderungen und die damit verbundenen Risiken besser zu verstehen. Wissenschaftler können somit das Verhalten des Supervulkans besser überwachen und schneller auf eine mögliche Verschlimmerung der Lage reagieren.