Italien. Die Unwetter in Norditalien haben dramatische Folgen – auch für die Tourismusbranche. Die Aufräumarbeiten gehen nur schleppend voran.

  • Nach Unwettern kam es zu heftigen Überschwemmungen in Norditalien
  • Auch Urlaubsorte wie Cesenatico und Riccione wurden überschwemmt
  • Warum die Region Touristen jetzt trotzdem aufruft, trotzdem den Urlaub dort zu verbringen

Simone Battistoni ist Vorsitzender der Rettungsschwimmergenossenschaft der Adria-Stadt Cesenatico. Lange Tage und viele schlaflose Nächte hat er verbracht, um den Strand von Holz und Schlamm zu reinigen. "Zehntausende Kubikmeter Sand sind weggeschwemmt worden", klagt Battistoni, dem jeder Meter des Strandes von Cesenatico in Italien vertraut ist. Pumpanlagen sind im Dauereinsatz, um die überschwemmten Strandanlagen vom Wasser zu befreien. Wegen des hohen Wellengangs infolge der Unwetter wurden Kabinen, Liegen und Sonnenschirme weggespült.

In Riccione muss der Strand von großen Holzmassen geräumt werden, die nach den Überschwemmungen über die Flüsse ins Meer gelangt sind und an den Strand gespült wurden. Berge von Baumstämmen, die bereits in regelmäßigen Abständen aufgeschichtet sind, liegen am Strand zur Abschleppung bereit. Die Betreiber der Strandbäder sind damit beschäftigt, den weißen Sand zu säubern, der hier normalerweise glatt wie ein Billardtisch ist. Das Meer hat die ersten Reihen der Sonnenschirme komplett weggeschwemmt. Die Beachvolleyballplätze neben der Strandpromenade liegen unter Wasser.

Urlaubsregionen in Italien: Aufräumarbeiten laufen weiter

Die Straßen wurden bereits vom Schlamm befreit. Nicht weit entfernt, entlang der Küstenstraße sind immer noch Pumpanlagen in Betrieb, um Wasser aus den Hotels und Kellern abzuleiten, nachdem die Abflüsse wegen der heftigen Niederschläge der vergangenen Tage überlastet waren und das Wasser in Straßen und Keller eingedrungen ist. "Wir arbeiten Tag und Nacht, damit wir so bald wie möglich wieder öffnen können", sagt Yuri Bianchi, der ein Bistro am Strand betreibt. "Die meisten Strandanlagen haben bereits alles in Ordnung gebracht. Bald wird der Tourismus wieder voll durchstarten können", erklärt die Gemeinde Riccione.

In der italienischen Stadt Forlì wurde die Straße überschwemmt. Die Aufräumarbeiten laufen weiter.
In der italienischen Stadt Forlì wurde die Straße überschwemmt. Die Aufräumarbeiten laufen weiter. © dpa

Der Verband der Betreiber von Strandanlagen bezifferte die Schäden für die Badeanstalten auf über sechs Millionen Euro. "An einigen Stellen sind bis zu zehn Meter Strand weggespült worden. Dies bedeutet, dass die Badeanstalten stark gefährdet sind, sollte es zu weiteren akuten Niederschlägen kommen", sagt ein Sprecher des Verbands Federbalneari.

Tourismusministerin ruft zu Urlaub in Überschwemmungsgebiet auf

Tourismusministerin Daniela Santanché ruft Italiener und Ausländer auf, ihren Urlaub an der Adria zu verbringen. Damit könne man die von den Unwettern betroffene Bevölkerung auf konkrete Weise unterstützen. "Wer sich noch nicht für einen Urlaub entschieden hat, sollte die Romagna als Ziel wählen. Man kann hier nicht nur gut essen und schöne Orte besichtigen, sondern auch etwas Konkretes aus Solidarität mit der von den Überschwemmungen betroffenen Bevölkerung tun", sagte die Tourismusministerin.

Der Tourismusbeauftragte der Region Emilia Romagna, Andrea Corsini, ist optimistisch. "Unsere Riviera wird bald wieder voller Touristen sein". Die Hotelierverbände planen zusammen mit der Regierung und dem Fremdenverkehrsverband eine Werbekampagne, um Touristen in die Region einzuladen. Eine davon ist dem deutschsprachigen Raum gewidmet. "Deutschland ist ein wichtiges Segment für unseren Tourismus", betont Corsini.

Nach Überschwemmung in Italien: Kommen jetzt Hilfsmaßnahmen?

Die Lage mit dem öffentlichen Verkehr entspannt sich in der Region allmählich. Die Bahnlinien Rimini-Forlì und Ravenna-Rimini sind seit Montag wieder befahrbar. Autofahrern wurde weiterhin empfohlen, nicht in die Provinzen Forlì, Cesena und Ravenna zu reisen, wo das Straßennetz noch immer von Schlamm und Wasser belastet ist, um den Verkehr für Rettungs- und Bergungsfahrzeuge freizuhalten. Zivilschutz und Militär sind seit Tagen zur Befreiung der Straßen von Geröll im Einsatz, nachdem es zu vielen Steinschlägen in den Bergortschafen gekommen war.

Am Montag wurden in den meisten der von den Überschwemmungen betroffenen Gemeinden wieder die Schulen geöffnet. Die italienische Regierung will Zugang zum EU-Solidaritätsfonds beantragen, um die überschwemmten Gebiete zu unterstützen. Meloni hat für kommenden Dienstag eine Ministerratssitzung anberaumt, bei der erste Hilfsmaßnahmen für die betroffenen Gebiete beschlossen werden sollen.

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Verschiedene EU-Länder sagten im Rahmen des sogenannten EU-Katastrophenschutzverfahrens ihre Hilfe zu. Österreich, Deutschland, Frankreich, die Slowakei, Slowenien, Rumänien, Polen und Bulgarien stellen dem betroffenen Mittelmeerland Pumpausrüstung zur Verfügung, wie die EU-Kommission mitteilte.