Berlin. Sex und Lügen: In einer neuen Doku spricht Corinna zu Sayn-Wittgenstein über ihre toxische Verbindung zu Spaniens Altkönig Juan Carlos.

Weil König Juan Carlos sich 1981 bei einem Putschversuch des Militärs zur noch jungen Demokratie bekannte, galt er den Spaniern fortan als Held. Wie Juan Carlos mit seinem Glanz auch blendete, um ungehindert seine Privilegien genießen zu können, schildert eindrucksvoll die vierteilige Dokumentation „Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat“, die ab 21. Mai bei Sky zu sehen ist.

Grimmepreisträger Christian Beetz lässt dafür Weggefährten sprechen. Sie zeichnen das Bild eines so charmanten wie skrupellosen „König Casanova“. Tausende Frauen soll er gehabt haben. 1973 hätte Königin Sofia ihren Mann in flagranti erwischt.

Von da an hätte das Paar Schlafzimmer und Leben getrennt und nur für die Fassade kooperiert, sagt ein Ex-Mitarbeiter des Geheimdienstes. „Wir wussten alles“, so der Mann, der für die Abenteuer des Königs Wohnungen bereitgestellt hätte – auf Staatskosten.

Abservierte Geliebte seien mit Geld und Drohungen zum Schweigen gebracht worden. Ansonsten habe der König enge Kontakte gepflegt zu Staatschefs, deren Reichtum größer war als deren Moral. „Ich verdiene nur 70.000 Dollar im Jahr“, habe er da gejammert und sei aus Libyen, Kasachstan oder den Golfstaaten mal mit einem Schneeleopardenmantel, mal mit einem Ferrari, mal mit einem Koffer Bargeld zurückgekehrt.

Charme, Raffinesse und Lust auf Luxus – der König bewunderte Corinna

Schließlich traf der König eine Frau, die ihm an Charme, Raffinesse und Lust am Luxus in nichts nachstand. Corinna Larsen, Tochter aus gutem deutsch-dänischen Hause. „Sie war sozial sehr ehrgeizig“, erzählt ihr Exmann Philip Atkins. „Sie wollte es unbedingt in der Welt des Adels zu etwas bringen.“

Weihnachtlich: Ex-König mit  Corinna zu Sayn Wittgenstein und ihrem Sohn.
Weihnachtlich: Ex-König mit  Corinna zu Sayn Wittgenstein und ihrem Sohn. © Sky Deutschland/ gebrueder beetz filmproduktion | Sky Deutschland/ gebrueder beetz filmproduktion

Der US-Geschäftsmann musste erkennen, dass er nur der erste Schritt ihres Masterplans war. Plötzlich habe sie die Scheidung verlangt – und eine Million Dollar. Mit dem Geld habe sie sich ein Business aufgebaut: Larsen, laut Atkins selbst eine geschickte Jägerin von Löwen und Leoparden, organisierte Großwildjagden für Londons High Society.

Zudem heiratete sie einen deutschen Prinzen, ließ sich scheiden, behielt aber den Titel und hieß nun: Corinna zu Sayn-Wittgenstein.„Ich lernte Juan Carlos 2004 bei einem Jagdausflug auf einem Anwesen in Spanien kennen“, erinnert sie sich.

Geliebte mit Kind – der König habe sich gut um den Sohn gekümmert

„Juan Carlos, Vater des jetzigen Königs Felipe und Schwiegervater von Felipes Ehefrau Letizia, hatte ein Problem mit seiner Waffe, ich kannte mich aus. Er war amüsiert, dass eine Frau ihm helfen konnte.“ Er habe ihr Avancen gemacht, doch sie sei zögerlich gewesen. „Ich kannte seinen Ruf als Womanizer, und er war verheiratet. Aber er konnte sehr überzeugend sein und war hartnäckig.“ Ihr Exmann drückt es so aus: „Sie hat Talent, im Mittelpunkt zu stehen. Das hat ihn angezogen.“

Bis 2009 sei sie seine Geliebte gewesen, erzählt sie, er hätte sich auch um ihren Sohn gekümmert. Sie hätten sogar zusammen gewohnt in seinem Anwesen in den Bergen von El Pardo bei Madrid, alles verschleiert vom Geheimdienst. Codename für das Paar: „Ingrid und der Blonde“.

Der Elefant, die Hüfte – und das Drama bei der Jagdgesellschaft von Botswana

„Es gab eine Zeit, da war ich sehr glücklich“, sagt sie. Er macht ihr einen Antrag. Sein Plan: bald abdanken, sich scheiden lassen und Corinna heiraten. Doch sie erfährt, dass er eine weitere Geliebte hat. Sie trennt sich, bleibt aber mit ihm befreundet, weil er an Lungenkrebs erkrankt ist, erzählt sie.

2012 schließen sie sich einer Jagdgesellschaft nach Botswana an. Die spanische Regierung weiß nichts von der Reise, die den König 44.000 Euro kostet. Corinna nimmt ihren Sohn mit und Exmann Atkins. Der ist Juan Carlos in Freundschaft und Rivalität verbunden.

„Wir hatten beide eine Schwäche für Blondinen, was nicht unbedingt etwas Gutes ist“, sagt Atkins. An einem Abend sitzen die Männer lange zusammen, trinken viel Rotwein, erinnert sich Corinna. Ein Elefant wird erschossen, und Juan Carlos bricht sich die Hüfte. Ein Sturz, heißt es später.

Corinna bittet den Fürsten von Monaco um Hilfe

Javier Ayuso, ehemaliger royaler Sprecher, schildert es so: „Die Situation war ernst. Der König musste ausgeflogen werden, wir durften nicht lügen. In Zeiten von Internet kommt alles raus. Der König musste sich entschuldigen. Für eine Jagd! Der König! Von da an war alles aus.“

Corinna wird nun zur Gefahr. Sie wisse zu viel über Politik, Wirtschaft und finanzielle Machenschaften. Ihr Büro und ihr Apartment in Monaco seien von Sicherheitskräften des Königs besetzt worden, erzählt sie. Sie bittet ihren alten Freund Fürst Albert von Monaco um Hilfe. Doch der reagiert nicht. „Keine Antwort ist auch eine Antwort“, sagt Corinna.

Die Bedrohung, Corinna soll enden wie Diana

Sie schafft es, alle auszutricksen und im Privatjet belastende Dokumente von Nizza nach London in Sicherheit zu bringen, wie sie beschreibt. Die Bedrohungen hätten sich dort fortgesetzt, etwa die, sie würde enden wie Prinzessin Diana.

Der König und seine Königsfamilie im Garten.
Der König und seine Königsfamilie im Garten. © Sky Deutschland / gebrueder beetz filmproduktion/ Reuters | Sky Deutschland / gebrueder beetz filmproduktion/ Reuters

Besonders heikel sind die 65 Millionen Dollar, die Juan Carlos ihr ihrer Aussage nach schenkte, laut offiziellen Ermittlungen Bestechungsgeld vom saudischen König. Der Spanier habe es über verschlungene Kanäle zurückgewollt, sie habe sich angesichts der neuen Umständen aber geweigert.

Mehrere Verfahren wegen Steuervergehen gegen Juan Carlos

Wenn sie es zurückgebe, dann nur offiziell und versteuert, habe sie klargemacht. Mehrere Verfahren gegen Juan Carlos wegen Steuervergehen befinden sich in der Schwebe. Eine Verurteilung ist wegen der Immunität, die Juan Carlos genoss, schwierig. Dass Felipe ihn ins Exil schickte und der Altkönig freiwillig mehrere Millionen Steuern zurückzahlte, wird von Justiz und Öffentlichkeit als Schuldeingeständnis gewertet.

Die Gegenleistung von Königin Sofia

Und Königin Sofia? Die Königin habe sich vom Geheimdienst überreden lassen, ihren Mann im Krankenhaus zu besuchen, so die Quelle aus dem Sicherheitsstab. Als Gegenleistung habe sie verlangt, dass „alle Flammen des Königs aus dem Land geworfen werden“. Besucht habe sie dann aber nur einen Vorraum des Krankenzimmers.