Madrid. Der spanische Altkönig Juan Carlos hat schon einige Skandale verursacht – und provoziert den Palast nun wieder einmal mit einem Besuch.

Der am Mittwoch begonnene erneute Heimatbesuch des spanischen Exil-Königs Juan Carlos steht unter keinem guten Vorzeichen: Die fünftägige Spanienreise des Königs im Ruhestand, der seit nahezu 1000 Tagen in einer Art Verbannung in Abu Dhabi lebt, findet gegen den Willen des Königshauses statt. König Felipe, berichten Spaniens wichtigste Medien, sei sauer über diese neuerliche Provokation seines Vaters.

Juan Carlos in Spanien: Unangekündigter Besuch unerwünscht

Der 85 Jahre alte Juan Carlos landete am Mittwochnachmittag, nach einem zweitägigen Zwischenstopp in London, nicht etwa in Madrid, wo sein Sohn Felipe im Königspalast residiert. Sondern auf dem 600 Kilometer entfernten westspanischen Flughafen Vigo, an der Atlantikküste. Eine raue Küste, die für ihre Meeresfrüchte und wildromantischen Strände berühmt ist. Dort, im kleinen Badeort Sanxenxo, wohnen Juan Carlos‘ beste Freunde, mit denen er an einer Segelregatta teilnimmt.

Wie schon zu früheren Gelegenheiten kam der Altkönig, der wegen Geheimkonten in der Schweiz und wegen massiven Steuerbetrugs in Spanien in Ungnade fiel, per Privatjet. Ein Jet, dessen Anmietung dem Vernehmen nach Reisekosten in sechsstelliger Höhe verursacht. Wegen seiner Vorliebe für teure Luxusreisen, die er mit Schwarzgeldern beglich, war Juan Carlos mit dem Fiskus in Konflikt geraten.

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Spaniens königliches Staatsoberhaupt, Felipe VI., habe vom Zeitpunkt dieses Heimatbesuchs aus den Medien erfahren, berichten spanische Zeitungen. Das Königshaus sei verärgert über diese Brüskierung. Felipe habe zwar generell vom Besuchswunsch gewusst. Der Palast habe jedoch darum gebeten, dass Juan Carlos nicht jetzt komme, weil sich Spanien mitten in einem heftigen Wahlkampf befinde, der nicht durch neue Eskapaden Juan Carlos‘ überschattet werden solle. Eine offizielle Erklärung des Königshauses dazu gab es nicht.

Spaniens Altkönig Juan Carlos ist in der Heimat eingetroffen.
Spaniens Altkönig Juan Carlos ist in der Heimat eingetroffen. © MIGUEL RIOPA / AFP

Spaniens Exil-König Juan Carlos: Skandale bei jedem Besuch

Der letzte Heimatbesuch des alten Königs vor knapp einem Jahr, ebenfalls nach Sanxenxo, hatte für einen neuen Skandal gesorgt. Juan Carlos, der mit seinen finanziellen und amourösen Affären die Monarchie in eine tiefe Krise stürzte, hatte damals nicht das geringste Zeichen von Reue gezeigt. Ganz im Gegenteil: Als er von Reportern gefragt worden war, ob er sich, wie von der Regierung gefordert, für seine Fehltritte öffentlich entschuldigen werde, hatte er mit heiterem Lachen geantwortet.

Der damalige Juan-Carlos-Besuch war von Spaniens Regierung, die ihre Haltung üblicherweise mit Felipe eng abstimmt, scharf kritisiert worden. „Juan Carlos hätte sich umsichtiger verhalten können”, ließ der sozialdemokratische Regierungschef Pedro Sánchez über seine Sprecherin erklären. Die spanische Öffentlichkeit sei enttäuscht über die „wenig beispielhaften Handlungen“ des früheren Monarchen, der 2014 abdankte und die Krone an Sohn Felipe übergeben hatte.

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Hinsichtlich des aktuellen Besuches zeigte sich die spanische Regierung zunächst zurückhaltend – offenbar in der Hoffnung, dass die „private Visite “ dieses Mal nicht erneut unerwünscht hohe Wellen schlagen werde.

Für Spaniens konservatives Meinungsflaggschiff „El Mundo“ ist jedoch bereits klar, dass Juan Carlos‘ erneutes Auftauchen der Monarchie weiter schaden werde. Der Altkönig untergrabe jegliche Bemühungen von Felipe und seiner Frau Letizia, das Ansehen des Königshauses wieder zu verbessern.

Das progressive Konkurrenzblatt „El País“, die meistgelesene Zeitung des Landes, sieht dies ähnlich. Das nationale Blatt schrieb, unter Berufung auf Quellen im Königshaus, von einem „unangemessenen“ Besuch. Und: „Juan Carlos bringt erneut den Plan von Felipe durcheinander, Lärm und Streit um die Krone zu vermeiden.“

König Felipe und Juan Carlos: Die Beziehung leidet

Ein Treffen zwischen Vater Juan Carlos und Sohn Felipe ist übrigens dieses Mal nicht vorgesehen. Felipe befand sich am Mittwochnachmittag, als sein Vater auf dem Flughafen in Vigo landete, rund 1000 Kilometer weit entfernt in der atemberaubenden Andalusien-Bergstadt Ronda.

Vor einem Jahr hatte Juan Carlos nach seinem Sanxenxo-Besuch noch einen Stopp im Madrider Königspalast eingelegt. Bei dieser Gelegenheit soll ihn Felipe aufgefordert haben, der Monarchie nicht weiter durch illoyales Verhalten zu schaden. Seitdem herrscht offenbar weitgehend Funkstille zwischen Vater und Sohn. Die Beziehung zwischen den beiden, so hört man, sei völlig zerbrochen.