Osterode. Ein kreisrundes Loch auf einem Acker bremst die Feldarbeit bei Osterode aus. Erdfälle sind im Gipskarst aber keine Seltenheit. So entstehen sie.

Da schaute der Landwirt nicht schlecht und schon genauer hin, als er die fast kreisrunde Absenkung des Bodens auf seinem Acker am Ührder Berg bei Osterode entdeckte, denn er kennt die Tücken im Gipskarstgebiet nur zu gut. Zunächst maß er erstmal, wie tief das Loch ist.

Loch im Boden: Wie kommt es zu Erdfällen?

Beispiele, welche Dimensionen Erdfälle erreichen können, gibt es im Gipskarst reichlich, wie in Seesen im Juni 2022, als sich mitten in der Stadt ein riesiges Loch auftat. 50 Meter breit und bis zu 20 Metern tief war es. Dies passiert insbesondere in Regionen, in denen der Erdboden reich an wasserlöslichem Gestein ist. Löst sich dieser feuchtigkeitsbedingt auf, verliert der Boden an Festigkeit, es bilden sich Hohlräume, die plötzlich einstürzen können.

Das bis zu 20 Meter tiefe Loch in Seesen hatte sich zwischen Amtsgericht und Schützenplatz aufgetan.
Das bis zu 20 Meter tiefe Loch in Seesen hatte sich zwischen Amtsgericht und Schützenplatz aufgetan. © Stadt Seesen | Stadtverwaltung

Der Südharzer Zechsteingürtel zieht sich durch den Altkreis Osterode von Bad Grund bis nach Bad Sachsa und darüber hinaus. An vielen Stellen des Altkreises prägen die längst von Gras überwachsenen Erdfälle die Landschaft des Vorharzes, in der das Oberflächenwasser durch wasserlösliches Gestein wie Gips, Anhydrit oder Kalk versickert.

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Hainholz bei Osterode zeigt typische Karsterscheinungen

Das dokumentiert das im Jahre 1967 unter Schutz gestellte Gebiet Hainholz nahe dem Ort Düna bei Osterode anschaulich. Eine vielzahl typischer Karsterscheinungen mit Bachschwinden und Karstquellen, jungen und alten Erdfälle in allen Größen - zum Teil mit periodischen Seen - sowie Karstkegeln, Dolinen und Halbtrockenrasen sind dort zu sehen und können auf einem Rundgang erlebt werden.

Ein Erdfall im Hainholz bei Düna in der Region Osterode am Harz.
Ein Erdfall im Hainholz bei Düna in der Region Osterode am Harz. © Privat | Jens Reinhardt

Das Harzer Gestein entstand vor etwa 250 Millionen Jahren, als das Zechsteinmeer die Harzregion mehrfach überflutete und sich Mineralsalze als Sedimentschichten absetzte. In den folgenden Jahrmillionen wurden sie von jüngeren Gesteinen überlagert, bevor sie mit der Hebung des Harzes seit etwa 70 Millionen Jahren wieder an die Oberfläche kamen.

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Ob sich das Stück Erde auf dem Acker an der Kreisstraße 431 Osterode/Dorste weiter absenkt? Wer weiß das schon! Vorsicht ist bei der Bestellung des Feldes auf jeden Fall geboten. „Ich bin mit meinem Trecker versehentlich schon mal in ein solches Loch reingefahren“, berichtet der Landwirt. Und das braucht er nicht noch einmal.

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