Osterode. Die neuen Wohnungen können trotz Handwerkermangel und Lieferengpässen entstehen. Sie verfügen über Wärmepumpe und Photovoltaikanlage.

„Frisches Grün und bunte Bändchen…“: Mit traditionellen Versen vor dem Richtbaum eröffnete Zimmermann Roland Müller von der Firma Hesse das Richtfest in der Stettiner Straße 21/23, wo die Kreiswohnbau Osterode am Harz/Göttingen zur Zeit drei Gebäude mit insgesamt zehn Wohneinheiten errichtet. Begonnen wurde mit dem Bauvorhaben im Frühsommer, im Sommer 2023 sollen die Mietobjekte bezugsfertig sein.

Sechs Drei-Zimmer-Wohnungen mit 80,89 und vier Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 62,80 Quadratmetern entstehen in dem Komplex, den die Kreiswohnbau ohne öffentliche Mittel frei finanziert, wie Geschäftsführer Hans-Peter Knackstedt in seiner Ansprache unterstrich. Die Vermarktung sei bereits komplett abgeschlossen. Die Kaltmiete wird 8,50 Euro pro Quadratmeter betragen, und zwar unabhängig vom Einkommen der Mieterinnen und Mieter. „Das ist eine Sensation“, meinte Knackstedt.

Eine Art Mietreihenhaus-Bebauung

Statt Mehrfamilienhäuser habe die Kreiswohnbau eine Art Mietreihenhaus-Bebauung gewählt, erläuterte der Geschäftsführer. Die Wohnungen seien vollständig barrierefrei und klimaschonend unter anderem mit Wärmepumpe, Fußbodenheizung und Photovoltaik ausgestattet. Es sei das erste Objekt des Unternehmens ohne fossilen Brennstoffverbrauch, betonte er. Zudem seien die Gebäude für Smarthome und Elektromobilität vorbereitet. Dass dieses Bauprojekt in einer Zeit von massiven Baupreis- und Zinssteigerungen, Lieferengpässen und Handwerkermangel überhaupt realisiert werden könne, sei der exzellenten Partnerschaft mit den am Bau beteiligten Unternehmen sowie einer intelligenten Finanzierungsstrategie zuzuschreiben, bedankte sich Knackstedt bei den Firmen und ihren Belegschaften für die „hervorragenden Arbeitsleistungen“ sowie bei der Sparkasse Osterode am Harz für die sachkundige Begleitung.

Einen besonderen Dank richtete er an das Architekturbüro Günter Geile und hob heraus, „dass die Zusammenarbeit zwischen uns von absolutem Vertrauen und höchster Professionalität gekennzeichnet ist“. Ende April sei mit dem Abbruch der überalterten Häuser auf dem Areal in der Stettiner Straße begonnen worden, berichtete Architekt Ansgar Geile und merkte vor dem Hintergrund der nun entstehenden modernen Bebauung an: „Wer sie gekannt hat, wird sie nicht vermissen.“ Er unterstrich, dass Aufträge nur an Handwerksunternehmen im Umkreis von rund 30 Kilometern vergeben würden. Da sei es in diesen Zeiten schon ein Kunststück gewesen, den Zuschlag von geeigneten Baufirmen zu bekommen.

Bedarf noch lange nicht gedeckt

Die Kreiswohnbau werde ihre Wohnungsbauoffensive fortsetzen, kündigte Geschäftsführer Knackstedt an. „Vor allem der Bedarf an Wohnungen für die mittleren Einkommensschichten ist noch längst nicht gedeckt“, stellte er fest. Um dieser Nachfrage begegnen zu können, bedürfe es aber auch der Unterstützung der Kommunen.

Ebenso nahm er die Bundespolitik in die Pflicht. Angesichts so vieler sich aktuell überlagernder Krisen bekomme der Stabilitätspfeiler der sozial orientierten Wohnungswirtschaft deutliche Risse. Deshalb forderte Knackstedt „jetzt eine enge Begleitung durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen für das bezahlbare Wohnen in Deutschland.“