Osterode . Aktivisten luden zu einer Tour auf den Ührder Berg ein, um sich ein Bild von der Dimension des Eingriffs in Landschaft und Natur zu machen.

Auf Einladung der Bürgerinitiative „OHA! weitBLICK“ trafen sich knapp drei Dutzend Interessierte zu einer Wanderung zu den Standorten der geplanten acht Windenergieanlagen auf dem Ührder Berg. „Man kann sich die Dimension des Eingriffs in Landschaft und Natur am besten vor Augen halten, wenn man vor Ort ist“, sagte dazu Daniel Macke, der die Wanderung führte.

Auf dem Weg zum Planungsgebiet, das vom damaligen Landkreis Osterode bereits 1998 im Raumordnungsprogramm als Vorrangstandort für Windkraft bestimmt wurde, konnten sich die Bürger ein Bild von der Geologie des Untergrunds machen. „Das Gestein, das Sie hier sehen, prägt den Untergrund“, erläuterte Michael Schulte, ebenfalls Mitglied der Bürgerinitiative, und wies auf das am Wegesrand freigelegte Gestein. „Beachten Sie die vielen Furchen und Risse und die niedrige Erdauflage.“ Der Einfluss von Wasser, der hier nur an der Oberfläche zu sehen sei, so Schulte weiter, habe im Untergrund den gleichen Effekt. Der leicht lösliche Gips wie auch der schwerer lösliche Dolomit könnten stellenweise mit der Zeit aufgelöst werden und viele Meter unter dem dünnen Mutterboden Hohlräume schaffen. Niemand wisse mit Bestimmtheit, wo und wann solche Prozesse zu Erdfällen führen. Dass eine Windenergieanlage auf diesem Untergrund sicher steht, konnten sich die Anwesenden kaum vorstellen, zumal die Planung der Rundfundamente eine Tiefe von lediglich 3,5 Meter je Windrad vorsieht.

Hinzu kämen außerdem weitere fragwürdige Punkte. So gebe es Stollen, die während des Zweiten Weltkriegs im Rahmen des Projekts „Dachs IV“ in den Berg getrieben wurden. Außerdem sei nicht geklärt, inwieweit die unterirdischen Sprengungen durch den Gipsabbau auf die Standsicherheit wirken. Nach dem Willen der Nationalsozialisten sollte die Stollenanlage 17.000 Quadratmeter groß werden.

Obwohl das Vorhaben nie abgeschlossen wurde, seien zahlreiche Stollen in den Berg getrieben worden, teilte die BI mit. Wie viele, sei unklar. Es existierten noch Karten, die das System darstellten. Das müsse dringend überprüft werden, fordern die Aktivisten.

Auch die Sprengungen durch die Firma Casea hätten fragwürdige Auswirkungen auf die Stabilität der Windräder. Dass diese bereits heute in den Häusern rund um Lapeka deutlich zu spüren seien, bestätigten die Bewohner. „Wenn die sprengen, zittern bei uns die Fensterscheiben“, machte eine Anwohnerin ihrem Ärger Luft.

Tatsächlich dürfe niemand die Problematik ignorieren, meinte Daniel Macke, während er auf der Karte die Nähe der geplanten WEA zur Wohnbebauung demonstrierte. Schließlich seien Schäden an Windrädern nicht auszuschließen. Er verwies auf den „Loruper Windpark“ im Emsland. Hier seien an 14 Windrädern schon neun Monate nach Inbetriebnahme so starke Risse und Ausbrüche an den Betontürmen aufgetreten, dass sie nachträglich mit einem Stahlmantel gesichert werden müssen. Bundesweit seien allein 75 Anlagen der Firma Enercon betroffen. „Und dort stehen die Windräder nicht auf Gipskarst“, sagte Macke. Falls der Windpark durchgesetzt würde, sei fraglich, wie es um die Sicherheit von Passanten bestellt sei, die unter anderem den Karstwanderweg nutzen. Auch auf die im Zuge des Klimawandels häufiger auftretenden schweren Stürme wies die BI hin. Sollte eine WEA durch Sturm zerstört werden, flögen die Trümmerteile hunderte Meter weit.

Im Wind-Vorranggebiet angekommen, traf die Bürgerinitiative Vorbereitungen, die Ausmaße eines einzelnen geplanten Windrades zu visualisieren. Hierfür bildeten die Anwesenden den Umfang eines Fundaments in einer Menschenkette nach und ließen eine Drohne aufsteigen. Ein erstes Mal stoppten sie die Drohne in jenem Abstand zum Boden, der die Höhe des bestehenden kleineren Windrades simulierte. Als die für Drohnen zulässige Höhe von 200 Metern erreicht war, konnten nur noch wenige Anwesende die Drohne am Himmel ausmachen.