Osterode . Lars Cohrs war mit seiner Weihnachtslesung „Stille Nacht - von wegen“ zu Gast in der Stadtbibliothek.

Cohrs hatte eine treffliche Auswahl an Geschichten und Gedichten zusammengestellt, die einen augenzwinkernd-entlarvenden Blick auf das Weihnachtsfest und seine Auswüchse, strapaziöse Familienfehden und -traditionen, leidige Verwandtschaftsbesuche und ungewollte Fehltritte, misslungene Geschenke und skurrile Weihnachtsmärkte warfen. Die Zuhörer in dem bis auf den letzten Platz besetzten Saal amüsierten sich prächtig bei den komischen, satirischen und manchmal auch bissigen Texten von Horst Evers, Jess Jochimsen oder Hans Scheibner, zumal Cohrs ihnen mit fast schon schauspielerischem Vortrag zu gebührender Geltung verhalf. Erzählungen von aufgezwungener Völlerei beim Weihnachtsessen der Schwiegermutter, aufwendigen Ausflüchten, um einen Weihnachtsbesuch bei der Verwandtschaft zu vermeiden, von imaginären Geschenkverpackungen im Sinne der Ökologie oder der in der Familie leidenschaftlich diskutierten Frage „Wer nimmt Oma?“, die schließlich eine irrwitzige Lösung findet, trieben dem Publikum mitunter Lachtränen in die Augen. Für ausgelassene Heiterkeit sorgten auch die Geschichten von einem völlig absurden Wikinger-Weihnachtsmarkt oder einer Weihnachtskarte mit Musik, die die Beschenkten mit ihrem unaufhörlichen Gedudel von Stiller Nacht erst beglückt, dann fast in den Wahnsinn treibt und schließlich zum liebgewonnen Begleiter eines ganzen Jahres wird. Die Zwischenräume füllte der routinierte Moderator mit unterhaltsamen Plaudereien und witzigen Anekdoten, suchte immer wieder das Gespräch mit dem Publikum und bewies dabei seine Entertainerqualitäten. „Es ist immer so schön kuschelig hier, nicht so anonym wie bei anderen Veranstaltungen“, bekannte Cohrs seine Vorliebe für die Stadtbibliothek. Ebenso wohl fühlten sich ganz offensichtlich die Besucher der Lesung. Sie erlebten einen humorvollen Abend, der sie vielleicht etwas entspannter in die kommende, oftmals überladene Adventszeit entließ.