Lonau. Das vor kurzem fertiggestellte Bauwerk soll Hochwasserschäden nach Starkregenereignissen minimieren. Besonders 2007 ist im Ort gut in Erinnerung.

Was lange währt, wird endlich gut, heißt es im Sprichwort: Rund zwölf Jahre nach dem schweren Unwetter in Lonau hat der Ort nun den von den betroffenen Einwohnern lange ersehnten Hochwasserschutz erhalten: Die Arbeiten an der sogenannten „Wildholzsperre“, laut Ranger und Ortsbürgermeister Thomas Beck das erste derartige Bauwerk im Harz, sind fertig. Dass die noch ausstehende Abnahme durch die Stadtverwaltung Probleme ergibt, sei nicht zu erwarten, zeigt sich Beck optimistisch. Er blickt auf eine lange Zeit der Planung und schwierigen Umsetzung dieses Projektes zurück.

2007 war es in Lonau bei einem Unwetter zu schweren Überschwemmungen gekommen.
2007 war es in Lonau bei einem Unwetter zu schweren Überschwemmungen gekommen. © picture-alliance/dpa | Hubert Jelinek

Langanhaltender Regen ließ im August 2007 in Lonau die Bäche über die Ufer treten. Unter anderem wurden große Mengen von Geröll bergab geschwemmt und private Brücken und Häuser in Mitleidenschaft gezogen (wir berichteten). Die Lonau rat über die Ufer, Keller wurden überflutetet, die Stromversorgung musste abgestellt werden und die Mariental-Straße war nicht mehr befahrbar. Teile der Bevölkerung mussten mindestens eine Nacht in ein Hotel evakuiert werden. Darauf folgte ein jahrelanger Kampf um präventive Maßnahmen zum Schutz vor zukünftigen Starkregenereignissen, leider ohne zu verzeichnende Ergebnisse.

Lange Phase der Beratung und Planung

Sich der Hürden und Probleme für eine Finanzierung einer solchen Maßnahme bewusst, nahm sich Thomas Beck, der 2011 zum Ortsbürgermeister gewählt worden war, erneut der Problematik an. Er nahm Kontakt zum Bundestagsabgeordneten Thomas Oppermann auf, zu dessen Wahlkreis auch der damalige Landkreis Osterode zählte. 2013 im August machte Oppermann sein Versprechen wahr und besuchte die Lonauer, nahm sich Zeit für Hochwassergeschädigten und sagte Beck Unterstützung für einen präventiven Hochwasserschutz zu. Beck organisierte in der Folge auch eine Gesprächsrunde mit Experten, unter anderem von der Kommunalen Umwelt-Aktion Hannover (UAN), zur Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen für das Dorf.

Gemeinsam mit dem Ortsrat führte Beck weitere Gespräche mit dem Nationalpark Harz. Ein Ingenieurbüro wurde gebeten, Lösungsideen zur Hochwasservorsorge in Form einer Projektskizze zu entwickeln. In der weiteren Diskussion wurde eine Finanzierung aus Mitteln der Dorferneuerung für sehr erfolgversprechend gehalten. Da die Stadt Herzberg für diesen Ortsteil in diesem Programm vertreten war sicherte die Bauamtsleiterin Kerstin Bührmann zu, das Thema Hochwasserschutz bei der Dorferneuerung mit aufzunehmen.

In einer weiteren Besprechung, auch mit Vertretern der Feuerwehr, ergab sich, dass das Thema Wildholzrückhalt von den Beteiligten als zielführend gesehen wurde, da die Überschwemmung von 2007 maßgeblich auf Wildholzverklauselungen – ursächlich waren Wurzelhölzer und Stubben -- zurückzuführen waren, der Wasserabfluss generell als unproblematisch gesehen wurde und der Geschiebetransport auch bei Hochwasser erfahrungsgemäß unproblematisch ist und den Ort störungsfrei passiert.

Nach einer anschließenden Ortsbesichtigung zu möglichen Standorten wurde die Bitte an die Vertreter der Kommunalen Umwelt-Aktion gerichtet, weitere Recherchen zum Thema Wildholzsperre zu tätigen, da im Harz kaum Erfahrungswerte vorliegen. Weiterhin wurde beschlossen, eine Bürgerversammlung zur Hochwasserproblematik zu veranstalten, bei der mögliche Maßnahmen und rechtliche Anforderungen, aber auch die Eigenvorsorge des Einzelnen vorgestellt und diskutiert werden können. So sollten die Einwohner frühzeitig in das Projekt einbezogen werden.

Im September 2015 fand dann die Bürgerversammlung gemeinsam mit den Fachgremien statt. Ein gut gefülltes Dorfgemeinschaftshaus zeugte von großem Interesse der Lonauer Bürger. Mit dem Startschuss für die Dorferneuerung in der Bergdorfregion Lonau, Sieber und St. Andreasberg im Dezember 2015 konnte auch die Planung einer Wildholzsperre beginnen. Ab diesem Zeitpunkt war viel ehrenamtlicher Einsatz gefragt und eine ganze Menge Geduld bei den Anwohnern. 2017 konnten dann Kerstin Bührmann als zuständige Fachbereichsleiterin der Stadt Herzberg und Ortsbürgermeister Beck endlich den Bewilligungsbescheid über Fördermittel in Höhe von 138.000 Euro vom Landwirtschaftsminister Meyer in Empfang nehmen.

Gesamtkosten stiegen auf 290.000 Euro

Blick auf die Erdarbeiten im Bachbett..
Blick auf die Erdarbeiten im Bachbett.. © Privat | Thomas Beck

Damals war man von Kosten in Höhe von circa 220.000 Euro ausgegangen. Es begannen dann die Planungen und Ausschreibungen und eine ganze Odyssee von Unwägbarkeiten, die den Baubeginn herauszögerten wie Beck es rückblickend beschreibt. 2019 waren alle glücklich, einen Unternehmer gefunden zu haben, der sich Willens und in der Lage sah, die Maßnahme umzusetzen und das Ganze auch noch im finanziell vorgeschriebenen Rahmen. Im September 2019 folgte dann der Baubeginn durch Firma Heinrich Domeier aus Rhumspringe, die sich trotz widriger Wetterbedingungen im letzten Drittel des Jahres, bei diesem Projekt als kompetentes Unternehmen erwies. Man müsse bedenken, dass die steigenden Niederschläge im Herbst sich dann auch in dem zu bebauenden Gewässer wiederfinden, betont Ranger und Ortsbürgermeister Beck: „Dafür gebührt dem Unternehmen, aber insbesondere den Bauarbeitern der allergrößte Respekt.“ Da sich im Verlauf der Jahre auch die aktuellen Preise verändert hatten und es auch noch einiger zusätzlicher Genehmigungsverfahren bedurfte, beliefen sich die Gesamtkosten dann auf ca. 290.000 Euro.

Jetzt, nach Fertigstellung des Bauwerks, wird ein sogenannter Havarie-Plan erstellt, in dem geregelt werden soll, wer unter welchen Voraussetzungen zuständig ist, im Falle eines Hochwassers, eine sich in Bereitschaft befindliche Firma zu alarmieren, die mit einem Bagger dann die Wildholzsperre von angeschwemmtem Holz befreit, damit diese nicht überlastet wird. Prinzipiell soll das Netz dieser Wildholzsperre verhindern, dass angeschwemmtes Holz aus den Waldflächen sich im Bereich des Dorfes verfängt und verklemmt und dann im Ort für Überschwemmung sorgt, weil dort erfahrungsgemäß durch solche Holzteile schnell kleine Stauungen entstehen.

Abschließend, so Beck, könne man sagen, dass nun, zwölf Jahre nach dem Hochwasser im Jahr 2007, ein Projekt abgeschlossen wird, welches helfen kann, die Auswirkungen von immer häufiger auftretenden Extremwetterlagen zumindest abzumildern. Dabei gehe es nicht allein um den Schutz von privatem und kommunalem Eigentum, sondern letzten Endes auch um Menschenleben. „Das alles war möglich durch den sowohl engagierten als auch energischen Einsatz von zahlreichen ehrenamtlichen Bürgern, aber eben auch nicht zuletzt durch die Möglichkeiten, die durch die Landesregierung geschaffen wurden und dann in guter Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden umgesetzt wurden“, sagt Beck.

„Dankeschön-Veranstaltung“ in der zweiten Jahreshälfte geplant

In der zweiten Hälfte des Jahres soll es nun eine „Dankeschön-Veranstaltung“ geben zu der Vertreter der beteiligten Behörden, vor allem aber alle ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind, um in Form eines kleinen Empfangs den Einsatz aller Beteiligten zu würdigen. An diesem Tag soll nicht nur die Wildholzsperre eingeweiht werden, sondern auch dem großen Engagement der Lonauer Bürger in der Dorferneuerung, die einige tausend Stunden Freizeit geopfert haben, den notwendigen Respekt zu zollen, kündigt der Ortsbürgermeister an. „Ganz abgesehen von den ganz alltäglichen ehrenamtlichen Einsätzen, die auch wichtig sind, um ein 350 Seelen-Dorf so lebenswert wie möglich zu erhalten.“

Weiter: „Ein großer Dank gilt auch der Umwelt-Aktion UAN aus Hannover, mit denen wir im Rahmen des Projektes Kommunale Info-Börse Hochwasservorsorge eine überaus kompetente Unterstützung erfahren haben und damit mustergültige Pionierarbeit leisten konnten. Eins der kleinsten Dörfer im Harz, das bedeutet nicht nur einen respektablen Einsatz der Ehrenamtlichen, sondern auch eine hohe Wertschätzung der umsetzenden Behörden für den Ort Lonau.“