Herzberg. Verdi und der Helios-Konzern führen Tarifverhandlungen für Krankenhäuser. Arbeitnehmer fordern mehr Lohn, Konzern kontert mit geringerem Angebot.

In der vergangenen Woche haben Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Helios-Konzern für die Beschäftigten der Helios-Niedersachsen-Kliniken begonnen – zunächst ohne Ergebnis. Verdi fordert nach eigenen Angaben für die rund 5.300 Beschäftigten der Krankenhäuser Cuxhaven, Herzberg, Hildesheim, Gifhorn, Nienburg, Salzgitter, Uelzen und Wittingen rückwirkend zum 1. Januar 10 Prozent mehr im Monat, mindestens aber 300 Euro sowie für die Auszubildenden 120 Euro mehr, bezogen auf eine Laufzeit von 12 Monaten. Außerdem fordert die Gewerkschaft eine Anhebung der Jahressonderzahlung für alle Kliniken auf einheitlich 100 Prozent eines Monatsgehalts, statt wie bisher je nach Standort 80 bis 90 Prozent.

Der Konzern habe ein unzureichendes Angebot, berichtet die Gewerkschaft: Das beim ersten Verhandlungstermin von der Arbeitgeberseite vorgelegte Angebot von 1,8 Prozent zum 1. Januar, 2 Prozent zum 1. September und 3 Prozent zum 1. März 2021 sei laut Verdi weit von dem entfernt, was die Beschäftigten erwarten würden. Für die Azubis bot die Arbeitgeberseite 60 Euro mehr zum 1. Januar 2020 sowie weitere 60 Euro zum 1. Januar 2021 an. Bei der Jahressonderzahlung könne es ein Entgegenkommen lediglich für die Häuser geben, die bisher noch bei 90 Prozent liegen, für die übrigen keine Steigerung. Zudem müsse auch die Anhebung auf 90 Prozent durch Verrechnung mit den Erhöhungen der Monatsgehälter in allen Häusern gegengerechnet werden.

„Die sieben Kliniken verdienen insgesamt gutes Geld“, so die Verdi-Verhandlungsführer Ralf Krüger und Julia Niekamp. „Zugleich sind die Beschäftigten bei Helios besonderen Belastungen ausgesetzt und erwirtschaften letztlich der Fresenius AG Profit. Das Mindeste, was die sie dafür erwarten können, sind deutliche Lohnzuwächse, die über denen nicht gewinnorientierter Klinikunternehmen liegen müssen“ – 10 Prozent mehr seien daher das, was die Beschäftigten bei Helios jetzt vom Konzern erwarten.

Das haben die Beschäftigten der acht Kliniken unmittelbar vor Beginn der Verhandlungen mit einem gemeinsamen Aktionen deutlich gemacht, so z.B. unter dem Motto „Her mit den Mäusen!“, indem in den Kliniken weiße Schaumgummimäuse verteilt und die Beschäftigten sichtbar Aufkleber mit ihrer Tarifforderung auf der Dienstkleidung trugen.

„Wir erwarten, dass unser Arbeitgeber im nächsten Verhandlungstermin hier deutlich nachlegt und sich auf uns zu bewegt. Denn: wir sind es Wert!“, sagen Izabela Dierks, Anästhesie- und Intensivfachkrankenpflegerin aus der Helios-Klinik Nienburg und Carsten Georg, OP-Fachkrankenpfleger der Herzberger Klinik, beide Mitglied der Verdi-Verhandlungskommission.

Klinik-Sprecherin: „Gutes Gehaltsniveau in unseren Kliniken“

Daniela Kaspar Referentin Unternehmenskommunikation und Marketing der Helios Klinik Herzberg/Osterode GmbH sagt auf Nachfrage unserer Zeitung zu den Tarifverhandlungen: „In Verbindung mit dem bereits guten Gehaltsniveau in unseren Kliniken sollen unsere Mitarbeiter auch weiterhin an einer attraktiven Gehaltsentwicklung und -steigerungen teilhaben.“ Sie bezeichnet die erste Verhandlungsrunde als „konstruktiv“ und verweist auf das erste Angebot das Helios unterbreitet habe, und „das bei einer Laufzeit von 24 Monaten insgesamt eine lineare Entgeltsteigerung von 6,8 Prozent, also ein deutliches Lohnplus, vorsieht.“ Kasper weiter: „Wir sind zuversichtlich, dass uns in einem nächsten Verhandlungstermin ein weiterer Schritt hin zu einer Tarifeinigung gelingt.“

2014 hatte Helios die sieben niedersächsischen Kliniken vom Rhön-Konzern übernommen. In Fortsetzung der Rhön-Haustarifverträge der einzelnen Kliniken werden mit Helios für diese Kliniken gemeinsame Tarifverhandlungen geführt, sie fallen daher nicht wie die anderen niedersächsischen Helios-Kliniken Helmstedt, Northeim und Bad Gandersheim unter den Helios-Konzerntarifvertrag, erläutert Verdi die Hintergründe der Verhandlungen. Helios Deutschland sei mit 86 Kliniken der größte deutsche Klinik-Konzern mit über 67.000 Beschäftigten, die 2018 einen Gewinn von ca. 686 Millionen Euro erwirtschafteten. Helios Deutschland gehört zur international tätigen Fresenius SE & KgaA mit Sitz in Bad Homburg.