Osterode. Seit Wochen fallen Schnee und Regen im Harz. Die Talsperren füllen sich. Warum Landwirtschaft und Wasserversorger aber noch keine Entwarnung geben.

Die vergangenen Wochen haben viel Regen und Schnee in den Harz und Umgebung gebracht. Dadurch haben die Talsperren im Oberharz etwas von dem Rückstand aufholen können, welchen der trockene Sommer hinterlassen hatte. Doch noch liegen die Füllstände immer noch unter den üblichen Jahresmitteln, wie Expertinnen und Experten betonen.

Das anhaltend schlechte Wetter hat erste Prognosen über Engpässe in der Wasserversorgung abgeschwächt: „Generell kann man sagen, dass unsere Trinkwassertalsperren mit rund 60 Prozent gefüllt sind (Stand heute) und dass das langjährige Mittel bei 76 Prozent liegt“, fasst Marie Kleine, Pressesprecherin bei den Harzwasserwerken, die Lage zusammen. Eine abschließende Bewertung der Lage würden die Harzwasserwerke aber erst Ende Februar veröffentlichen können, weil dann die regenreiche Periode des Wasserwirtschaftsjahres abgeschlossen sei.

Im Dezember hatten die Harzwasserwerke die Daten für die vergangenen fünf Dürrejahre präsentiert. Wie sich zeigte, fehlt zwischenzeitlich etwa ein durchschnittliches Jahresmittel an Niederschlag im Harz. Das zeigten die Daten, die an der Messstation Torfhaus erhoben worden waren. Die Mittelwerte wurden aus dem Messzeitraum von 1935 bis 2023 gebildet.

„Boden ist knochentrocken“

In der Landwirtschaft bestätigt man den Blick auf das Wetter. Die Talsperren im Harz zeigten noch deutlich Luft nach oben, heißt es in einer Pressemitteilung des Landvolkes Niedersachsen.

Während die Edertalsperre mit über 86 Prozent gut gefüllt ist, hat die Okertalsperre im Harz mit knapp 50 Prozent noch ordentlich Luft nach oben, heißt es dort.

Der Oderteich zu Beginn des Jahres 2023. Nach anhaltenden Regenfällen hat sich Talsperre wieder gut gefüllt. Sie gehört zu den ältesten Talsperren Deutschlands und wurde zwischen 1715 und 1722 errichtet.
Der Oderteich zu Beginn des Jahres 2023. Nach anhaltenden Regenfällen hat sich Talsperre wieder gut gefüllt. Sie gehört zu den ältesten Talsperren Deutschlands und wurde zwischen 1715 und 1722 errichtet. © HK | Kevin Kulke

Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender im Ausschuss Pflanze des Landvolks Niedersachsen, erklärt weiter: „Der Dauerregen in den vergangenen Wochen und der Schnellfall am Wochenende reichen bei weitem noch nicht aus, um die Wasserspeicher im Boden aufzufüllen. Die derzeitigen Niederschläge sind zwar viel wert, doch es gibt regional große Unterschiede. In Summe reicht es noch nicht.“

Meyer ist Ackerbauer im Weserbergland und verweist auf seine Region: „Auch wenn die gut 70 Millimeter Regen im September den Landwirten bei der Herbstbestellung geholfen haben, so drang der Niederschlag maximal 50 Zentimeter in die Tiefe ein. Darunter ist der Boden knochentrocken.“