Walkenried. Der Regionalverband Westharz positioniert sich gegen die beantragte Flächenausweitung.

Der BUND protestiert gegen einen weiteren geplanten Gipsabbau bei Walkenried. Darüber informierte jetzt der Regionalverband Westharz in einer Mitteilung. Die Firma Saint-Gobain Formula GmbH in Walkenried habe demnach beim Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig die Ausweitung ihres Gipsabbaus im Bereich Juliushütte beantragt. Der Steinbruch soll laut Informationen des BUND in das dortige FFH-Gebiet Nr. 136, das Gipskarstgebiet bei Bad Sachsa, hineingeführt werden, das „besonders schützenswert“ sei und berühre das Grüne Band an der Grenze zum Nachbarland Thüringen. Dagegen protestieren jetzt die Naturschutzverbände.

Der BUND-Regionalverband Westharz erklärt dazu: „Es kann und darf nicht sein, dass Firmen kleine Flächen zum Abbau beantragen, um die naturschutzfachlichen und UVP-relevanten Fakten durch die Kleinheit der Flächen zu umgehen – und dann, wie auch im vorliegenden Falle, Jahre später die Summe der genehmigten kleinen Steinbrüche auf über 25 Hektar Fläche zusammenwachsen zu lassen, wenn die UVP-relevanten Fakten abgebaut sind.“ Im aktuellen Fall dürfe die FFH-Unverträglichkeit eines Abbaus im FFH-Gebiet nicht aufgrund der Kleinheit der Fläche heruntergespielt werden.

Hoher Abbaudruck

Bei dem hohen Abbaudruck, der alle nicht geschützten Teile der Gipskarstlandschaft trifft, werde es kategorisch abgelehnt, Flächen aus geschützten Gebieten der Karstlandschaft zum Abbau zu genehmigen. „Den Abbaufirmen fehlen regelmäßig Ersatzflächen auf Gips, die allein zur normalen Kompensation der bereits bestehenden Abbauflächen nötig wären. Die neu zum Abbau beantragte Fläche könnte harmonisch in die reich strukturierte Biotoplandschaft am Grünen Band integriert werden, indem sie zum Beispiel beweidet und nicht mehr als Acker genutzt wird.“ Hier könne etwa ein weiterer Halbtrockenrasen auf Gips generiert werden, beispielsweise als Ersatz für Abbauflächen bei Juliushütte.

Abbaufläche grenzt an Thüringen

Die geplante Abbaufläche grenze östlich unmittelbar an die Thüringer Grenze mit dem Grünen Band, das als „Green Belt of Europe“ und in Thüringen als „Nationales Naturmonument“ ausgewiesen werden soll. „Hier fügen sich FFH-Flächen wie das geplante Abbaugebiet harmonisch den schützenswerten Flächen am Grünen Band an. Es liegen darüber hinaus direkt an die geplante Abbaufläche NSG-Planungen am Grünen Band der TLUG vom Mai 2018 vor“, heißt es in der Mittelung des BUND weiter.

„Es sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass seitens des Naturschutzes mit Entsetzen beobachtet wird, wie die Abbaufirmen seit Jahrzehnten trotz der bekannten Einmaligkeit der Karstlandschaft keine ernsthaften Bemühungen unternehmen, auf Sekundärgipse und Gipsersatz umzusteigen“, kritisieren die Naturschützer.

Große Mengen REA-Gipse seien aufgrund des günstigerer abzubauenden Naturgipses in den vergangenen 25 Jahren nicht genutzt worden. Der Regionalverband Westharz fordert dahingehend Genehmigungsbehörden und Politik hier auf, mit einer „den Umgebungsschutz von Schutzgebieten sichernden Vorgehensweise die Zerstörung einer europaweit einmaligen Landschaft einzuschränken“. Das Abbaugebiet befinde sich zudem in einem „besonders wertvollen Hotspot-Gebiet der Biologischen Vielfalt“.

Der BUND weist ferner darauf hin, dass mit etwa sieben Millionen Tonnen pro Jahr hohe Mengen an REA-Gipsen seit 20 Jahren zum großen Teil nach Skandinavien gingen. Grund dafür sei, dass die skandinavischen Länder keinen eigenen Naturgips besitzen, „weil immer neue Abbaugenehmigungen im Naturgips dafür gesorgt haben, dass gute Ersatzstoffe nicht genutzt werden, weil sie geringfügig teurer sind“. Das hätte nach Meinung der Naturschützer etwa durch die Nutzung von Zertifikaten, wie etwa dem „Blauen Engel“, beim Verbraucher aufgefangen werden können.