Bad Lauterberg. Heizen wird immer teurer und die Vorgaben immer strenger. Hausbesitzer haben sich in Bad Lauterberg im Harz über Möglichkeiten informiert.

Heizen in der Zukunft - das ist ein wiederkehrendes Thema bei den Stammtischen des Vereins Haus und Grund Bad Lauterberg und Umgebung. Es bewegt eben die Gemüter - die Verabschiedung des geänderten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im Dezember vergangenen Jahres hat da auch nicht wirklich zu einer Beruhigung beigetragen. Das große Thema bei vielen Hauseigentümern ist dem Verein zufolge die Frage: „Wer soll das bezahlen?“.

Das kommt auf Hausbesitzer in Bad Lauterberg zu

Um diese zu klären, hat sich der Verein die Experten der Energieagentur Region Göttingen, Jonas Licht und Aaron Fraeter, an den Stammtisch geholt. Sie informieren: Im Paragrafen 71 des GEG werden in den Abschnitten a bis p die Anforderungen an eine Heizungsanlage geregelt. Diese soll zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Es gibt aber noch Ausnahmen, so die Experten. Der Satz acht regelt die Möglichkeiten für bestehende Gebäude in Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern. Hier darf man noch solange herkömmliche Anlagen einbauen, bis die Gemeinde einen verbindlichen, kommunalen Wärmeplan vorlegt. Das soll bis zum 30. Juni 2028 erfolgen.

Die eingebauten Heizungsanlagen müssen auch für die Verbrennung nicht fossiler Brennstoffe wie Biomasse oder Wasserstoff geeignet sein, wissen die Experten, denn hier gelten folgende Abstufungen: ab 2029 mindestens 15 Prozent, ab 2035 mindestens 30 Prozent, ab 2040 mindestens 60 Prozent. Ab 2045 ist die Nutzung fossiler Brennstoffe verboten. Die Experten warnen: Vor dem Einbau einer solchen Heizung muss ein Beratungsgespräch erfolgen und nachgewiesen werden. Denn der Hauseigentümer soll auf das Risiko hingewiesen werden, dass er möglicherweise in 20 Jahren wieder tätig werden muss. Dieses Beratungsgespräch kann durch den Bezirksschornsteinfeger, den Heizungsbauer oder einen Energieberater erfolgen.

Fehlende Infrastruktur für moderne Heizungen

Die meisten Heizungsanlagen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden, sind den beiden Experten zufolge elektrische Anlagen, wie Wärmepumpen, solarthermische Anlagen oder Stromdirektheizungen. „Wenn man bedenkt, dass für das Beheizen eines Gebäudes etwa 89 Prozent des Gesamtenergiebedarfs aufgebracht werden muss, hat man eine Vorstellung davon, wie viel zusätzlicher Strom benötigt wird“, so die Experten. Und wenn der Strom aus dem Netz kommen soll, dann sind die veralteten Netze ganz schnell an ihrer Belastungsgrenze angelangt, befürchten sie. Aber auch die Leitungsnetze für Erdgas seien nicht mehr auf dem Stand, der für den Durchfluss von beispielsweise Wasserstoff benötigt wird. So bleibt die Frage offen, ob die Kommunen in den nächsten 20 Jahren die Modernisierung der Netze realisieren können. Davon sei eher nicht auszugehen.

Das Gebäude als Ganzes betrachten

Welche Alternativen hat der Eigentümer? Da gibt es verschiedene Ansätze, über die die Energieagentur informiert.

  • Es sollte geprüft werden, welche Maßnahmen zur Einsparung von Energieverbrauch möglich sind. Dazu muss die Dämmung des Hauses genauso gecheckt werden, wie die Fenster oder andere Kältebrücken
  • Kommt eine eigene Stromerzeugung infrage, lohnt sich eine PV-Anlage?

Um diese und noch viel mehr Fragen rund um die Gebäudeenergie zu beantworten, raten die Experten, einen Energieberater hinzuzuziehen: „Ein ausgebildeter Energieberater kann gleichzeitig über die Möglichkeiten der Förderungen aufklären, denn das ist ein weiterer Paragrafenwusel, der für den Laien rasch verwirrend werden kann.“

Thomas Mennecke vom Verein Haus und Grund Bad Lauterberg bedankt sich bei den Experten der Energieagentur Göttingen, Aaron Fraeter und Jonas Licht (v.l.).
Thomas Mennecke vom Verein Haus und Grund Bad Lauterberg bedankt sich bei den Experten der Energieagentur Göttingen, Aaron Fraeter und Jonas Licht (v.l.). © Haus und Grund Bad Lauterberg | Doreen Westphal

Fahrplan der Energieagentur Göttingen für eine neue Heizung

Souverän und kurzweilig brachten die beiden Energieexperten Licht und Fraeter das Thema an den Mann. Auch wenn jedes Gebäude ganz individuell betrachtet werden muss, empfehlen sie dennoch für alle einen Rahmenfahrplan:

  • Zuerst den Istzustand aufnehmen
  • Umfangreiche Informationen einholen
  • Unbedingt und frühzeitig eine Beratung anmelden
  • Fördermittel beantragen

Die Energieagentur unterstützt Bürger, Kommunen und Unternehmen bei einer Anbieter-neutralen Energieberatungsvermittlung. Sie bietet außerdem Fortbildungen an, informiert über Förderprogramme und führt in Haushalten Stromsparchecks durch.

Bad Lauterberger Verein stellt neuen Kooperationspartner vor

Traditionell stellt der Verein Haus und Grund zum Stammtisch einen neuen Kooperationspartner vor, dieses Mal den Schornsteinfegermeister Marcel Facius. Er ist nicht nur Schornsteinfeger, sondern auch, passend zum Thema, ausgebildeter Gebäudeenergieberater. Für die Ausstellung eines Gebäude-Energieausweises wird er zukünftig für alle Mitglieder einen Rabatt gewähren.

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