Osterode. Rita J. Sührig im Gespräch mit Schornsteinfegermeister Lars Koch und Schornsteinfegergeselle Benedikt Hof

Möchten Sie Wertschätzung und Dankbarkeit im Beruf erfahren? Oder dass ein wildfremder Mensch im dicksten Straßenverkehr aus dem Auto springt, Ihnen über die Schulter spuckt oder Sie auf die Wange küsst? Dann werden Sie doch einfach Schornsteinfeger!

Lars Koch, Schornsteinfegermeister und Bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger im Bereich Osterode, sowie Mitglied der Schornsteinfegerinnung Südniedersachsen, lacht, als er erzählt, wie Anfang der 90er Jahre nach dem Mauerfall ostdeutsche Mitbürger aus ihrem Trabi sprangen und ihm begeistert zuriefen: „Schornsteinfeger! Du bringst mir Glück!“

Lars Koch, Jahrgang 1976, gebürtiger Osteroder, kam mit knapp acht Jahren nach Herzberg, wo er mit seiner Familie lebt. Hier ist auch sein Meisterbetrieb. Seit dem Jahr 2013 führt er als Bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger staatlich vorgegebene Aufgaben durch. Wird ein Kehrbezirk frei, erfolgt die Ausschreibung durch den Landkreis und jeder Schornsteinfegermeister oder jede Schornsteinfegmeisterin kann sich bewerben.

Lars Koch: „Wenn man gewisse Voraussetzungen erfüllt und die Zusage kommt, ist man Bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger und führt hoheitliche Tätigkeiten durch, wie unter anderem die Abnahme von neu errichteten Feuerungsanlagen oder zweimal in sieben Jahren die Feuerstättenschau.“

Innungsmitglied

Daneben gibt es den Schornsteinfegermeisterbetrieb. „Ich bin auch Mitglied der Schornsteinfegerinnung Südniedersachsen, deren vorrangige Aufgabe die Ausbildung und Schulung von Mitarbeitern ist. Die Innung vertritt die Mitgliederinteressen gegenüber Behörden und hat ein offenes Ohr für Kundenbelange. Wir entrichten einen Beitrag an die Innung und unterhalten davon unter anderem eine Berufsbildende Schule in Hannover-Langenhagen, nur für das Schornsteinfegerhandwerk. Hier werden Lehrlinge ausgebildet und Fortbildungslehrgänge für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Geschäftsinhaberinnen und Geschäftsinhaber angeboten.“

Rita Sührig: „Der Beruf des Schornsteinfegers wurde einst von Italienern als Wandergewerbe ausgeübt.“

Lars Koch: „Ja, damals war es Kinderarbeit. Ein Erwachsener reiste mit Kindern umher und bot Hausinhabern das Schornsteinkehren an, wobei die Kinder regelrecht in die Schornsteine kletterten und diese von innen reinigten.“

„Warum bedeutet es eigentlich Glück, einem Schornsteinfeger zu begegnen?“

„Dort, wo der Schornsteinfeger den Schornstein gekehrt hatte, gab es keinen Schornsteinbrand und somit keinen Gebäudebrand. Darum sagte man: Wenn der Schornsteinfeger da war, passiert meinem Haus nichts und das ist ein Glück!“

„Gebäudeenergieberater ist ein neuer Berufszweig. Können Sie dazu etwas sagen?“

„Gerne. Mit Blick auf Energiewende und aktuelle Klimapolitik macht die Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater unbedingt Sinn. Viele Kunden fragen, welche energetischen Auflagen gelten und was sie tun müssen, um Energie einzusparen. Hier kann ein qualifizierter Energieberater umfassend helfen Darüber hinaus stellt er Energieausweise aus, die bei Kauf, Verkauf oder Vermietung eines Hauses nötig sind.“

„Bei meiner Recherche fiel mir auf, dass es keine speziellen schulischen Voraussetzungen gibt, um eine Ausbildung als Schornsteinfeger zu beginnen.“

„Das ist richtig. Natürlich sollte mathematisches Verständnis vorhanden sein. Auch Physik und Chemie sind grundlegende Baupfeiler unseres Handwerks. Aber die schulische Laufbahn ist in der Tat nicht entscheidend. Häufig, wie im Fall meines Mitarbeiters Benedikt Hof, entscheiden Probearbeiten und persönliches Auftreten.“

Und was wünscht sich unser Schornsteinfegermeister und Bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger für die Zukunft seines Handwerks?

„Ich wünsche mir, dass wir zukunftsweisende Techniken nicht aus den Augen verlieren, unsere Aus- und Weiterbildung darauf ausrichten, um unser Handwerk für kommende Generationen zukunftssicher zu gestalten.“