Bad Lauterberg/Osterode/Harz. Wer sich einen Hund als Haustier wünscht, bedenkt häufig nicht, welche Kosten eine artgerechte Haltung birgt. Eine Übersicht.

Schwanzwedelnd wartet er an der Eingangstür, wenn man nach Hause kommt. Treuherzig trottet er bei Spaziergängen bei Fuß. Entspannt döst er vorm Kamin, während man ein Buch liest. Brav liegt er während des Essens in der Ecke. Dankbar nimmt er jede Streicheleinheit entgegen.

So oder so ähnlich stellen sich viele Menschen den idealen Hund als Begleiter im Alltag vor. Was einige dabei vergessen: Ein Hund ist ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen. Und er kostet Geld – und zwar nicht nur in der Anschaffung, sondern auch in der Haltung.

Die Stadtverwaltung Bad Lauterberg hat kürzlich angekündigt, dass das Ordnungsamt verstärkt kontrolliert, ob Hundehalterinnen und -halter ihre Tiere im Hunderegister angemeldet haben, wie es das Land Niedersachsen vorschreibt. Das ist aber längst nicht die einzige bürokratische Hürde, die es für Menschen zu überwinden gilt, die einen Hund besitzen.

Hund kaufen: Was muss man bedenken?

Tierärztin Tanja Barke rät deswegen, sich folgende Fragen vor der Anschaffung eines Hundes zu stellen:

  • Passt der Hund in mein Leben? Wie viel Zeit habe ich, mich mit ihm zu beschäftigen? Wie lange muss er alleine sein?
  • Habe ich Menschen, die einspringen, wenn ich mich nicht selbst um den Hund kümmern kann? Gibt es eine Hundetagesstätte in meiner Nähe?
  • Wie groß darf der Hund werden? Diese Frage sei insbesondere in Familien mit Kindern wichtig. „Ein 6-jähriges Kind sollte nicht alleine mit einem 30-Kilogramm-Hund spazieren gehen“, sagt Barke.
  • Welche Rasse passt zu mir? Auch wenn laut aktuellen Studien die Hunderasse wenig über den Charakter der einzelnen Tiere verrät, so erfährt man in Rasseprofilen, wie viel Auslauf und Beschäftigung nötig ist. Barke rät, dafür nicht mal eben schnell zu googeln, sondern ein Hundebuch zurate zu ziehen – „und dann genau lesen, und nicht nur die Punkte, die einem gefallen“.
  • Kann ich mir das leisten? Die Preise für Hunde sind der Tierärztin zufolge während der Corona-Krise um 50 bis 100 Prozent gestiegen, selbst für Mischlinge. Und Barke warnt: „Der Anschaffungspreis ist das Wenigste.“
Die 15-jährige Marie aus Bad Lauterberg und Mischling Pepe sind oft zusammen unterwegs. Das klappt gut. Gerade bei Familienhunden sollte man darauf achten, dass die Tiere nicht zu groß für die Kinder sind.
Die 15-jährige Marie aus Bad Lauterberg und Mischling Pepe sind oft zusammen unterwegs. Das klappt gut. Gerade bei Familienhunden sollte man darauf achten, dass die Tiere nicht zu groß für die Kinder sind. © HK | Katharina Franz

Beim Hundeführerschein geht es um den Menschen

In Niedersachsen gilt ein Gesetz über das Halten von Hunden. Ein Hundebesitzer muss den Hund so halten und führen, dass von dem Tier keine Gefahr ausgeht. Deswegen muss er nachweisen, dass er sich mit Hunden auskennt und über Tierschutz und Rechtsvorschriften Bescheid weiß. Bis auf wenige Ausnahmen müssen Hundebesitzer deswegen einen Hundeführerschein machen. Dazu gehören eine theoretische und eine praktische Prüfung.

Bei Tanja Barke kosten die Sachkundeprüfungen jeweils 80 Euro. In der Praxis geht es entgegen der Annahme vieler Menschen gar nicht darum, ob der Hund gehorcht. Stattdessen geht es um den Menschen und darum, ob er mit dem Tier umgehen kann, so Barke. Als praktizierende Tierärztin musste sie selbst keinen Hundeführerschein machen, obwohl sie Besitzerin von zwei Hündinnen ist.

Ihre Weimaraner Hündin Abby – voller Name: Abby vom Welfenschloss – leiht sie Anwärtern für die Praxis-Prüfung sogar aus. Den Führerschein kann man nämlich bereits ablegen, bevor man sich einen Hund anschafft. Zumindest bei der Theorie sollte das auch so sein. Die praktische Prüfung ist dann innerhalb des ersten Jahres der Hundehaltung abzulegen.

Tierärztin Tanja Barke mit Weimaraner Abby.
Tierärztin Tanja Barke mit Weimaraner Abby. © HK | Katharina Franz

Die Anforderungen insbesondere bei der praktischen Prüfung seien gering: Durchfallen könne eigentlich nur, wer gar nicht auf den Hund an der Leine achtet oder Gewalt anwendet. Außerdem könne man beide Prüfungen unendlich viele Male wiederholen.

Was macht der Hund im Urlaub oder während der Arbeit?

Damit es möglichst gleich beim ersten Mal klappt, rät Michael Schmidt von der Stadtverwaltung Bad Lauterberg, sich gründlich vorzubereiten und die Fragen genau zu lesen. Zu jeder Frage sind mehrere Antwortmöglichkeiten vorgegeben, von denen man teilweise mehrere ankreuzen muss.

Schmidt und seine Ehefrau Janina sind die Besitzer von Rhodesian-Ridgeback-Labrador-Mischling Ike. Der inzwischen 8-jährige Rüde ist mit zwei Jahren zu den Schmidts gekommen. Eigentlich hatten sie sich viel früher einen Hund anschaffen wollen. Aber weil sie da noch beide acht Stunden am Tag gearbeitet haben, haben sie es gelassen und sich lieber ein Motorrad zugelegt.

Erst als Janina Schmidt nach einer Erkrankung mehr Zeit zu Hause verbrachte, erfüllten sich die beiden den Hundewunsch und holten sich Ike. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass er so viel Geld kostet“, gibt Janina Schmidt zu. Im Urlaub muss das Ehepaar für Ike jedes Mal einen Aufpreis zahlen, egal ob im Hotel oder im Wohnmobil.

Janina und Michael Schmidt beim Spaziergang mit Ike, ein Rhodesian-Ridgeback-Labrador-Mischling.
Janina und Michael Schmidt beim Spaziergang mit Ike, ein Rhodesian-Ridgeback-Labrador-Mischling. © HK | Katharina Franz

Außerdem musste der Hund bereits zwei Mal operiert werden: Wegen Prostataproblemen wurde er kastriert, dann musste ein Augenlidtumor entfernt werden. Nach einem Hundeangriff, bei dem sich mehrere Wirbel verschoben haben, braucht er zudem Physiotherapie.

Wiederkehrende Kosten für Hundebesitzer

Die Schmidts haben inzwischen eine OP-Versicherung für ihren Hund abgeschlossen. Damit liegen sie laut eigenen Angaben bei knapp 30 Euro im Monat. Eine Krankenversicherung sei zu teuer gewesen. Hinzu kommen weitere Tierarztkosten, zum Beispiel für eine jährliche Untersuchung, Tabletten für die Schilddrüse, Spezialfutter, regelmäßige Floh- und Zeckenprophylaxe und Wurmkuren, die Hundesteuer und natürlich die Haftpflichtversicherung.

Bei der Haftpflichtversicherung rät Tierärztin Barke auf die Deckungssumme zu achten: Die sollte bei 10 Millionen Euro liegen, falls der Hund zum Beispiel einmal jemanden beißt oder einen Verkehrsunfall verursacht.

Hundesteuer und Hunderegister

Die Höhe der Hundesteuer legt die jeweilige Gemeinde fest. Meldet man seinen Hund an, erfährt man mehr darüber im Bürgerbüro.

Zusätzlich ist der Vierbeiner im Hunderegister anzumelden. Dafür benötigt man die 15-stellige Transpondernummer des Chips, den der Tierarzt eingesetzt hat. Sie steht zum Beispiel im EU-Heimtierausweis – alternativ haben beispielsweise Tierärzte entsprechende Lesegeräte. Die Registrierung kostet über das Internet pro Hund 14,50 Euro. Telefonisch unter der Nummer 0441 390 10 400 sind 23,50 Euro fällig.

Abschließend rät Tanja Barke: „Regelmäßig impfen, entwurmen, bewegen, lieb haben und füttern.“