Bartolfelde. Die Bundeswehr holte 1.000 Liter Alkohol von dem Kräuterlikör-Produzent aus Bartolfelde.

1.000 Liter Alkohol für die größte unterirdische Apotheke der Welt: Schierker Feuerstein lieferte diese Menge für die Bundeswehr-Apotheke in Blankenburg. Im Labor der unter der Erde gelagerten Apotheke werden die Bundeswehr-Angestellten aus dem Alkohol Desinfektionsmittel herstellen. „Helfen ist für uns Herzenssache“, sagt Schierker-Feuerstein-Chef Walter Möller. „Und da, wo es um Menschenleben geht, helfen wir soweit es uns möglich ist.“

Oberfeldapotheker Marco Haupt, Leiter der Blankenburger Apotheke, hatte bei Schierker angefragt, ob man Alkohol liefern könne. Nach positivem Bescheid holte die Bundeswehr den Alkohol mit einem Lkw beim Schierker-Werk in Bartolfelde ab. „Wir haben auch alle Apotheken in Bad Lauterberg, Apotheken in Herzberg, Blankenburg, dort nicht nur die der Bundeswehr, und Bockenem beliefert“, so Walter Möller.

Die unterirdische Apotheke der Bundeswehr befindet sich nördlich von Blankenburg im Felsmassiv des Regensteins in einem militärischen Sperrgebiet. Die Apotheke ist Teil eines Stollensystems, das Ende des Zweiten Weltkrieges von Zwangsarbeitern in den Sandsteinfels getrieben wurde. 1974 übernahm die NVA die unterirdische Anlage und betrieb dort ein Großlager für Armeetechnik, Munition und Sanitätsmaterial.

1990 wurde das Stollensystem in die Bundeswehr eingegliedert. Die richtete dort die größte unterirdische Apotheke der Welt ein. Heute lagern dort auf 33.000 Quadratmetern in acht Kilometer langen Gängen große Mengen von mehr als 3.000 verschiedenen Arzneimitteln und Medizinprodukten. Von hier aus werden per Lkw täglich eine Vielzahl von Bundeswehrstandorten beliefert. Die unterirdische Apotheke verfügt über ein eigenes Labor, in dem spezielle Medikamente von den Bundeswehr-Apothekern selbst produziert werden.

Die Bundeswehr unterstützt zurzeit bundesweit das Bundesgesundheitsministerium, indem sie im großen Stil Schutzkleidung, Masken und Desinfektionsmittel einkauft, lagert und die Distribution übernimmt. Hinzu kommt auch Unterstützung des Gesundheitswesens mit Ärzten, Pflegern und sanitätsdienstlichen Hilfen.

Seit einigen Jahren wird in der unterirdischen Apotheke Blankenburg in unregelmäßigen Abständen ein Tag der offenen Tür ausgerichtet, der stets auf großes Interesse in der Bevölkerung stößt.

Auch die Anfänge von Schierker Feuerstein gehen auf eine Apotheke zurück. Die Rezeptur des Kräuterlikörs Schierker Feuerstein wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Willy Drube, dem damaligen Inhaber der Apotheke „Zum Roten Fingerhut“ im Ort Schierke entwickelt und 1924 zum Patent angemeldet. „Nach dem Tod Willy Drubes im Jahr 1952 und der Übersiedlung seiner Nachkommen in die Bundesrepublik wurde die Produktion in Bad Lauterberg in Niedersachsen weitergeführt“, erläutert Walter Möller.

„Parallel wurde auch in Schierke weiter nach der sogenannten Kriegsrezeptur abgefüllt, da während des Zweiten Weltkriegs nicht alle Kräuter zur Verfügung standen.“ Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde die Produktion sowohl in Bad Lauterberg beziehungsweise Bartolfelde als auch in Schierke weitergeführt.