Bad Lauterberg. Ein Seebrücken-Gottesdienst in der St.-Andreas-Kirche in Bad Lauterberg thematisierte die Seenotrettung von Flüchtlingen.

Seit Ende Februar erinnern drei Schwimmwesten auf einem Platz mitten im Kirchenschiff der Bad Lauterberger St.-Andreas-Kirche symbolisch an die vielen namenlosen Toten auf dem Mittelmeer (wir berichteten). Diese Tragödie, das menschliche Versagen und das Unrecht vor Gott zu bringen – darum ging es bei einem Seebrücken-Gottesdienst in der St.-Andreas-Kirche in Bad Lauterberg. Aber auch darum, den ehrenamtlichen Einsatz der Organisation Seebrücke zu würdigen.

Seenotrettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer und die Fragen und Vorwürfe um ihre freiwilligen Helfer waren das Thema. Dazu stellten einige Mitglieder der Seebrücke Harz das Dilemma der Geflüchteten auf hoher See anhand der eindrucksvollen Bilder des Fotojournalisten Chris Grodotzki vor: Ihre Ängste, ihre Hoffnungen und ihren langen, ungewissen Weg. „Alleine im letzten Jahr sind mindesten 2.500 geflüchtete Menschen auf der Mittelmeer-Route gestorben“, machten die Mitglieder deutlich. Jeden Tag seien es mindestens sechs Menschen – die Dunkelziffer sei noch viel höher. Die Seebrücke fordert eine zivile, europäische Seenotrettung, sichere und legale Zugangswege nach Europa, eine menschenwürdige Aufnahme der Geflüchteten und Schutz für Flüchtlinge in einem solidarischen Europa. „Wir wollen uns mit allen Menschen auf der Flucht solidarisieren.“

Kerzen zum Gedenken der Opfer

Während des bewegenden Gottesdienstes, der von Pastorin Brigitte Hirschmann, Lektor Michael Quendler und der Aktionsgruppe gestaltet wurde, wurden Kerzen zum Gedenken der Opfer entzündet. Im Hintergrund konnten die Besucher das Kunstwerk von Ayman Aldarwish bewundern. Ein syrischer Künstler, der vor einigen Jahren zusammen mit seiner Familie noch selbst auf der Flucht war. Dieses Kunstwerk greift thematisch den Fluchtweg über das Mittelmeer auf und ist noch für drei Wochen in der St.-Andreas-Kirche zu sehen. Dann wandert es weiter.

Einige Mitglieder der Seebrücke Harz zeigten beim Seebrücken-Gottesdienst Bilder des Fotojournalisten Chris Grodotzki.
Einige Mitglieder der Seebrücke Harz zeigten beim Seebrücken-Gottesdienst Bilder des Fotojournalisten Chris Grodotzki. © Kirche | Mareike Spillner

Der Autor Hans-Joachim Wildner griff die Flucht aus Palmyra in einer Kurzgeschichte auf, die von einem verwaisten Jungen handelt, der mit einem Fremden den Weg in eine neue Heimat antritt.

Hoffnung und Zuversicht sollte ein Lied spenden, das Henry Uebel und Cornelia Hossfeld aus Lörrach, die der Aktionsgruppe Seebrücke angehören, für diesen Gottesdienst komponiert hatten. „Es soll um die Welt gehen und sie ein Stückchen besser machen“, erklärte Michael Quendler, bevor alle in „Lass uns Freunde sein“ einstimmten. „Vielleicht findet sich ja noch eine Musikgruppe, ein Chor oder ähnliches, das dieses Lied einstudieren möchte, damit es wirklich hinausgetragen werden kann“, rief Quendler auf.