Gittelde. Eine moderate Wanderung durch den Gittelder und Stauffenburger Forst im Südharz bringt Erfrischung und Erholung.

Man muss nicht immer weit fahren, um schöne Orte zu entdecken. Oder um an heißen Tagen nach Abkühlung zu suchen.

Oft bietet auch der Heimatort viele interessante Ecken – wie zum Beispiel der Eichkampsborn in Gittelde: Ein idyllisch im Wald gelegener Ort, den man bei einer moderaten Wanderung im Schatten des Gittelder und Stauffenburger Forsts erreichen kann. Den Spaziergang kann man selber als Rundwanderweg gestalten, entweder mit Start an der Schulstraße unterhalb des Thingplatzes oder am Freizeitgelände des Harzklub-Zweigvereins Gittelde (HZV).

Wie auch immer, in jeder Richtung kann man dann bei einem genügsamen Tempo rund zwei Stunden gemütlich unterwegs sein. Startet man an der Schulstraße auf dem Weg in den Wald, früher auch wegen der vielen Bäume Zwetschgenallee genannt, gelangt man nach ungefähr zehn Minuten an die Köte des HZV. Dort biegt man nach rechts ab. Es folgt ein moderater Anstieg, der aber überwiegend im Schatten der Bäume in Angriff genommen werden kann.

Wandern: Gut für Geist und Körper

Mit einem Spaziergang durch den Wald tut man übrigens auch Körper und Geist etwas Gutes. Denn die Geräusche des Waldes entspannen. Die Blätter der Bäume rascheln im Wind, die Vögel zwitschern, und die Zweige und Kiesel knacken unter den Füßen. Ansonsten herrscht Ruhe. Außerdem wirkt der Wald wie ein riesiger Filter: Nur am Meer liegt noch weniger Feinstaub in der Luft. Und wandelt man durch einen Mischwald mit Laub- und Nadelbäumen kann man zudem noch einen angenehmen Duft vernehmen.

Durchatmen ist angesagt, und dabei die Natur beobachten. Käfer krabbeln und kleine Frösche hüpfen über den Weg, hier und dort ist ein Rascheln im Unterlaub zu hören und dazu kann man die Insekten beobachten, die sich im Wald an ihren bevorzugten Leckerbissen bedienen.

Wie zum Beispiel die Hummeln, die manchmal zu viert an der Blüte einer Kohl-Kratzdistel hängen und Nektar schlürfen. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Schmetterlinge und Hummeln). Sie ist ein Nektar- und Pollenspender von besonderem Wert.

Wälder sind riesige Kühlkammern

Zu all den Vorzügen des Waldes kommt noch die nicht zu unterschätzende Funktion einer natürlichen Kühlkammer. Denn an richtig heißen Tagen gibt es nichts Schöneres, als in die Schatten des Waldes abzutauchen. Durch die Feuchtigkeit der Blätter entsteht Verdunstungskälte. Frühaufsteher können zudem in den Morgenstunden am besten die Tiere des Waldes beobachten. Die positive Wirkung von Bäumen auf den Menschen lässt sich im Übrigen auch messen. Im Wald sinkt nämlich der Blutdruck, die Pulsraten werden geringer und die Stresshormone nehmen ab.

Unterwegs kann man auch an der Eichenweg-Hütte Halt machen.
Unterwegs kann man auch an der Eichenweg-Hütte Halt machen. © HK | Herma Niemann

Nach rund einer Stunde erreicht man die Hütte am Eichenweg, dort biegt man links ab und kommt nach nur wenigen Minuten zum Eichkampsborn. Ein Schild am Wanderweg weist darauf hin, denn der Eichkampsborn liegt in einer Senke des Waldes. Schon auf dem Weg nach unten kommt einem kühle Luft mit einer angenehmen Luftfeuchtigkeit entgegen, denn unten befindet sich eine natürliche Quelle. Das frische Quellwasser kann ohne Bedenken getrunken werden, zudem lädt eine Sitzgruppe umgeben von Farnen zum Verweilen ein.

Bewegte Brunnengeschichte

Vor einigen Jahren wurde das Brunnenschild, das von dem ehemaligen Bürgermeister von Gittelde, Karl Weiß, angefertigt wurde, mehrere Wochen vermisst. Ein unbekannter Restaurator hatte es abmontiert, restauriert, es von Moos und Grünbelag befreit und sogar mit einem neuen Dach versehen. Der Handwerker hatte auch neues Befestigungsmaterial zur Verfügung gestellt. Die Inschrift auf dem Schild lautet: „Gottes Brünnlein hat Wasser die Fülle“.

Auf Nachfrage beim Heimatchronisten, Bodo Biegling, erzählt dieser, dass vor vielen Jahren ein unbekannter Verfasser die Quelle als Heilquelle der Region beschrieben haben soll. Der Verfasser schrieb: „Schon unsere Herzöge und Adeligen haben vor 500 Jahren dieses Wasser getrunken und waren deshalb gesund, agil und so schön gewesen. Das Wasser hat beste Analysen wie Calcium, Magnesium, Eisen, Bohr und vieles mehr. Heilsam wirkt es bei Plattfüßen, Arthrose, Haarausfall. Es bessert die Sehkraft. Regelmäßig getrunken, fördert es die Potenz. Somit empfehle ich: trinkt es, trinkt es – alle!“

Ob das so stimmt, sei mal schmunzelnd dahingestellt, auf jeden Fall schmeckt es erfrischend. Als das Harzklub-Freizeitgelände noch von Willi Marx (genannt Ille) betreut und bewirtschaftet wurde, soll er das benötigte Wasser für Kaffee und Tee regelmäßig in Kanistern aus der Eichkamps-Quelle geholt haben.

Tipp: Harzklub-Freizeitgelände

Ebenso wurde früher zum Ostergottesdienst, gefeiert am Ostersonntag morgens um 5 Uhr, das Taufwasser für Täuflinge und für die Tauferinnerung der Gottesdienstteilnehmer schweigend vor Gottesdienstbeginn von einigen Mitgliedern des Kirchenvorstandes aus der Eichkamps-Quelle geholt.

Hat man den beeindruckenden Ort ausreichend genossen, geht man wieder zurück zur Hütte am Eichenweg. Von dort kann man an der Kreuzung mehrere Richtungen einschlagen – und natürlich auch den Weg zum Freizeitgelände wählen, der über einen breiten Pfad mit hohen Bäumen führt. Macht man diese Wanderung an einem Sonntagnachmittag, kann man anschließend noch im Freizeitgelände des HZV einkehren und den Tag ausklingen lassen.