Ilsenburg. Die zehnte Ausgabe des Krimifestivals „Mordsharz“ startete in Ilsenburg. Dabei wurde auch der „Harzer Hammer“ verliehen.

Der Harzer Hammer 2021 geht an Frauke Buchholz für ihren Krimi „Frostmond“. Der Preis des „Mordsharz“-Festivals wurde ihr vom Thriller-Bestsellerautor Sebastian Fitzek überreicht, denn immerhin feiert das Harzer Krimifestival in diesem Jahr sein Zehnjähriges und da heißt es klotzen statt kleckern. Dementsprechend wurde auch die Laudatio von einem Bestsellerautor gehalten, und zwar vom Österreicher Andreas Gruber, der den Preis gemeinsam mit dem „Mordsharz“-Team ins Leben gerufen hat. An diesem Abend in der Harzlandhalle in Ilsenburg zeigte er zunächst sein bisher unentdecktes Talent als Luftgitarrist, bevor es feinsinniger wurde und er deutlich machte, warum die Jury gerade diesen Debütroman zum Sieger kürte.

Überzeugt hat Frauke Buchholz zunächst einmal durch ihr Thema, denn es geht um die Schwierigkeiten junger indigener Frauen in Kanada, dann aber auch durch ihre nicht stereotypen Figurenzeichnungen und nicht zuletzt durch fundierte Kenntnisse, denn sie promovierte über zeitgenössische indigene Literatur und lebte einige Zeit in einem Cree-Reservat. Vor den etwa 500 Zuhörerinnen und Zuhörern las sie eine Kostprobe aus ihrem Buch und verriet anschließend, dass ein weiteres auf jeden Fall folgen werde. Dann vielleicht auch mit einer kompletten Lesung bei „Mordsharz“.

Frauke Buchholz gewinnt mit ihrem Krimi „Frostmond“ den Harzer Hammer 2021.
Frauke Buchholz gewinnt mit ihrem Krimi „Frostmond“ den Harzer Hammer 2021. © Mordsharz Festival | Christian Dolle

Stammgäste

Über eine zweite Einladung können Christoph Dittert und Jörg Klinkenberg nur lachen, denn die beiden zählen inzwischen schon zu den Stammgästen des Festivals und waren schon in allen drei Bundesländern mit dabei. Diesmal präsentierten sie zum Auftakt am Nachmittag „Die drei ??? und die schweigende Grotte“. Vor etwa 250 Schülerinnen und Schülern sowie einigen Erwachsenen las Christoph Dittert die spannende Geschichte um Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, während Jörg Klinkenberg live und analog die Geräusche dazu machte.

Als kleinen Exkurs verriet Jörg Klinkenberg dann noch einige seiner Tricks, so beispielsweise, wie sich brechende Knochen ganz einfach mit Macaroni, Staudensellerie („der hat mehr Körper“) oder aber einem kleinen Plastikbecher darstellen lassen. Wenn letztere nun nicht mehr verkauft werden dürfen, dann sei er der Leidtragende dieser für die Umwelt natürlich richtigen Entscheidung, klagte er. Christoph Dittert verriet seinen jungen Fans unter anderem, dass er etwa drei Monate an einem Drei-???-Buch schreibe, das jetzt bereits seit zehn Jahren tut und insgesamt schon zwanzig Bücher zu der Kultserie beigesteuert hat.

Höhepunkt Fitzek-Lesung

Als Höhepunkt dieses ersten Abends empfanden viele wohl die Lesung von Sebastian Fitzek, die streng genommen gar nicht nur Lesung war, sondern eine Show, in der er wie auch im anschließenden Interview viel über sich und seine Bücher sowie seine Ideenfindung erzählte. Vieles nämlich, so sagte er, entspringe gar nicht seiner Fantasie, sondern der seiner Leserinnen und Leser, die ihm oft E-Mails mit Vorschlägen schickten, von denen er manche dann in seinen Büchern irgendwie umsetze.

Grundsätzlich habe er aber immer Ideen, was er schreiben wolle und machte ziemlich deutlich, dass es ihm nicht in erster Linie um verkaufte Bücher geht, sondern darum, all die persönlichen Filme, die in seinem Kopf ablaufen, zu Papier zu bringen. „Ich schreibe Thriller, weil mich interessiert, wie Menschen mit Extremsituationen umgehen“, erklärte er.

Auf jene Extremsituation, die wir alle gemeinsam seit etlichen Monaten durchmachen und die definitiv einen guten Plot für einen Thriller abgibt, hätte er dennoch gerne verzichtet. Umso glücklicher sei er, dass es endlich wieder möglich ist, Lesungen und Festivals durchzuführen. Aus seinem Thriller „Der Heimweg“ habe er bis jetzt noch nicht vor großem Publikum gelesen, da er nach all der ernsten und tristen Zeit Menschen wieder zum Lachen bringen will. Deshalb hatte er auch seinen humorvollen Roman „Der erste letzte Tag“ im Gepäck, der beim „Mordsharz“-Publikum ganz anders als bei vielen Rezensenten sehr gut ankam.