Göttingen. Das Junge Theater Göttingen hat die Online-Fassung seines „Wiener Liederabends“ mit großem Erfolg wiederholt.

Nachdem das Junge Theater Göttingen erstmals am 12. Februar Auszüge aus seinem Programm „Wiener Liederabend“ live im interaktiven Stream aufführte, gab es aufgrund des großen Erfolg am 26. Februar eine Neuauflage. „Dass wir bei der ersten Veranstaltung so schnell ausverkauft waren, hat uns überwältigt, damit hatten wir nicht gerechnet.“

„Viele Zuschauerinnen und Zuschauer konnten sich am 12. Februar nicht mehr zuschalten, mit 100 digitalen Plätzen waren wir bis auf den letzten Platz belegt. Deshalb haben wir jetzt die Kapazitäten nochmals deutlich aufgestockt“, erklärte Theaterintendant Nico Dietrich.

Etwa 130 Zuschauer in der Spitze nutzten die erneute Gelegenheit, sich mit dieser kurzweiligen Veranstaltung selbst zu beschenken. Dietrich begrüßte via Bildschirm die digital anwesenden Gäste, von denen sich einige extra chic zurecht gemacht hatten. Manche waren sogar aus dem benachbarten Ausland zugeschaltet.

Aus der Not eine Tugend machen: Das Junge Theater experimentiert in der Pandemie

„Dies ist ein außergewöhnliches Experiment. Wir als Junges Theater experimentieren fleißig mit solchen Formaten. Da wir zur Zeit nicht anders auftreten dürfen, machen wir halt zusammen mit unserer Technik aus der Not eine Tugend.“ So wie eine Paella nur in Spanien richtig gut schmeckt oder ein schottischer Whisky aus den Highlands stammen muss, so verhält es sich auch mit Liedern aus der Donaumetropole. Der Wiener Charme oder Schmäh der Lieder und kleinen Geschichten entfaltet sich erst wirklich, wenn auch ein gebürtiger Wiener sie vorträgt.

Steffen Ramswig (links) und Michael Johannes Mayer.
Steffen Ramswig (links) und Michael Johannes Mayer. © Junges Theater Göttingen | Dorothea Heise

Michael Johannes Mayer, geboren in Wien und seit der laufenden Saison neu im Theaterensemble, lud auf einen Besuch ins Kaffeehaus ein, das für die Gäste nur einen Mausklick entfernt war. Er versprach, einige Schmankerl aus seiner Heimat zum Besten zu geben. Musikalisch begleitet wurde er von Steffen Ramswig, der auch als sein Gesprächspartner agierte. Zum Auftakt gab es mit „Die Reblaus“ einen Klassiker, einst gesungen von der Schauspiellegende Hans Moser.

Zwischen den einzelnen Stücken erfuhren die Zuhörer, warum zum Beispiel der Nordturm des Stephansdoms nie vollendet wurde oder wann und wo das erste Kaffeehaus in Mitteleuropa seine Pforten öffnete. Hier allerdings musste sich Mayer von seinem Bühnenkollegen „belehren“ lassen. Denn bevor in Wien die Kaffeehauskultur Einzug hielt, waren schon Häuser in Bremen und Hamburg „an den Start“ gegangen.

Beim Wiener Liederabend.
Beim Wiener Liederabend. © Junges Theater Göttingen | Dorothea Heise

Es folgten weitere Lieder, wie „In einem kleinen Café in Hernals“, „Hobellied“ und „The Bundesbahn-Blues“. Bezogen auf den Blues zog Mayer einen Ländervergleich und spöttelte: „Die Österreicher sind super im Wintersport, die Deutschen jedoch besser in Sachen Bahnverspätung.“ Diese kleinen Frotzeleien – auch mit seinem Partner – kamen gut an. Mit „Bidlah Buh“ und „Der Kommissar“ von Falco verabschiedeten sich zunächst Interpret Michael Johannes Mayer und Pianist Steffen Ramswig von der Bühne, um mit „Es lebe der Zentralfriedhof“ aus der Feder von Josef Prokopetz und Wolfgang Ambros eine geforderte Zugabe zu geben. Damit war der Abend aber noch nicht zu Ende. Es folgte eine längere Interaktion mit dem Publikum, in der auch Raum für Fragen war. Natürlich ersetze eine Streamingveranstaltung nicht eins zu eins die klassische Theatervorstellung mit Publikum direkt vor der Bühne. Auch sei die Aufregung beziehungsweise das Lampenfieber etwas anders: „Mir fehlt schon die direkte Reaktion und Nähe der Zuschauer, aber ich freue mich sehr, dass der Zuspruch heute Abend wieder so hoch war“, sagte Mayer in diesem Zusammenhang.

Ein kurzweiliger, gelungener Abend mit Schmäh, Anekdoten und musikalischen Klassikern

Die Zuschauer waren sich einig: Es war ein kurzweiliger, gelungener Ausflug in ein typisches Wiener Kaffeehaus, gespickt mit Anekdoten und einem Querschnitt musikalischer Klassiker der Alpenrepublik. Abschließend erklärte der sympathische Schauspieler stellvertretend für seine Theaterkollegen: „Wir sind heiß darauf, Sie, liebes Publikum, wieder im Theater live begrüßen zu können, wenn Corona endlich vorbei sein wird.“

Aufgrund des Erfolges soll am 12. März um 20 Uhr nochmals der „Wiener Liederabend“ als Stream im Internet zu sehen sein. Die Veranstaltung ist kostenfrei, über eine Spende an den Förderverein des Theaters würde man sich natürlich freuen. Anmelden können sich Interessierte ab sofort über die E-Mail-Adresse dramaturgie@junges-theater.de. Danach wird der entsprechende Link für die Zoomübertragung verschickt.