Osterode. Das neue Online-Portal „kulturis“ soll eine interaktive Plattform für alle Kulturinteressierten werden.

Das Projekt kulturis.online soll die bisherige regionale Kulturplattform KiSN.de ersetzen und sich als „Kulturmagazin, Live-Bühne, Austauschplattform und Veranstaltungskalender“ weiterentwickeln, wie der Geschäftsführer des Landschaftverbands, Olaf Martin, in einer Pressemitteilung zitiert wird (wir berichteten).

Moritz Steinhauer ist der Projektleiter der neuen Online-Kulturplattform und berichtet unserer Zeitung gegenüber von den Plänen für das Portal. „KiSN als Plattform wurde im August letzten Jahres geschaffen, um den Künstlerinnen und Künstlern in der Region eine virtuelle Bühne zu geben, auf der sie sich trotz Pandemie präsentieren können. Es hat sich dann schnell gezeigt, dass man das noch viel weiterdenken könnte und auch in einer postpandemischen Zeit eine solche Vernetzungsplattform gut für die Kultur in der Region wäre“, so Steinhauer.

Terminkalender mit persönlichen Empfehlungen für ganz Südniedersachsen

Das Portal KiSN werde nun Stück für Stück umgewandelt, anfangs hauptsächlich optisch, später kommen dann die neuen Funktionen hinzu. Moritz Steinhauer hebt vor allem den Veranstaltungskalender hervor, bei dem kulturis.online unter anderem mit dem Northeimer Regionalportal „Erlebnis Kultur“ kooperieren will. Jedenfalls sei man mit unterschiedlichen Akteuren in Kontakt, um bestehende Ressourcen und Infrastrukturen zu nutzen. „Wir wollen einen Terminkalender für ganz Südniedersachsen aufbauen, mit dem Clou, dass der mit Algorithmen individualisierte Empfehlungen für die Nutzerinnen und Nutzer ausgeben soll.“ Damit wolle man Kultur im ländlichen Raum sichtbarer machen. Um einen möglichst gut funktionierenden Algorithmus mit möglichst treffsicheren Empfehlungen bereitzustellen, müssen Nutzerdaten gesammelt werden.

Kulturmanager Steinhauer dazu: „Wir sondieren gerade die Optionen – also was technisch möglich ist und was nicht. Ein solches Programm zu bauen ist laut Experten keine allzu große Hürde. Man braucht aber eine entsprechende Datengrundlage. Wir überlegen also gerade, wie und welche Daten wir generieren möchten. Die Idee ist, dass wir nur mit Daten arbeiten, die auf der Plattform selbst generiert werden. Menschen, die die automatischen Empfehlungen nutzen möchten, würden sich dann auf kulturis.online registrieren, und anhand der gekauften Tickets oder der besuchten Konzerte oder auch Profilinformationen dieser Personen könnten Empfehlungen generiert werden. Wir wollen das so datenschutzfreundlich wie möglich gestalten und natürlich wird man den Kalender auch ohne Anmeldung nutzen können. Nur eben ohne Empfehlungen.“ Ziel sei eine möglichst gute Vernetzung, um eine Online-Community zu kreieren, in der sich die Menschen gegenseitig Veranstaltungstipps geben können.

Lokale Kulturguides sollen ihre Expertise teilen

Außerdem soll es sogenannte „lokale Kulturguides“ geben: Leute, die sich an einem bestimmten Ort besonders gut in der Kulturszene auskennen und ihre Expertise teilen – mit ihrem Profil auf der Plattform. „Das erinnert bestimmt an Soziale Netzwerke. Wir wollen hier aber ganz klar den regionalen Bezug in den Vordergrund stellen“, erläutert Moritz Steinhauer.

Ob Direktnachrichten unter den Nutzerinnen und Nutzer möglich sein werden, sei noch nicht klar. Ohnehin macht Steinhauer deutlich: Es gibt viele Ideen, welche am Ende tatsächlich umgesetzt werden, müsse sich zeigen. Eine Art Forum für den Austausch, vielleicht auch mit den Kulturschaffenden selbst, sei jedenfalls geplant. Das soll als öffentliche Beta-Plattform lanciert werden, das heißt, neue Funktionen werden in ihrer Testphase freizugänglich auf die Website gebracht, um sie dann im Austausch mit den Nutzerinnen und Nutzern weiterzuentwickeln. Der Kalender soll dabei den Anfang machen. In der ersten Phase möchte Moritz Steinhauer auch die Zahlungsbereitschaft des Publikums evaluieren – denn natürlich sollen die Kulturschaffenden auch finanziell profitieren. Und bislang lässt sich mit Livestreams nur schwer Geld verdienen, weiß Steinhauer aus Gesprächen mit Künstlern. „Livestreaming soll einen Platz auf kulturis bekommen. Gerade im ländlichen Bereich haben die einfach Potenzial, weil die Teilnahme an Veranstaltungen auch ohne Anfahrt möglich ist.“

Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler freuen sich auf neuen Schwung

Kulturis.online wird vorerst auf drei Jahre im Rahmen des Projekts „Heimat 2.0“ durch Bundesmittel gefördert. Die beteiligten Kooperationspartner verfügen auch über Eigenmittel. Langfristig soll sich die Plattform aber selbst tragen. Möglichkeiten dafür werden noch erarbeitet. Ohnehin steht gerade anderes im Vordergrund: Am Montag startet das Sofa-Festival mit Livestreams und anderen Online-Angeboten von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region. Laut Moritz Steinhauer freuen sich die Beteiligten über den Schwung, den das neue Projekt bringen kann. Jede Woche wird es einen neuen Spielplan geben mit viel Musik, aber auch Theater, Kinderprogrammen und bildender Kunst. Noch bis zum 9. März können sich Kulturschaffende für das Festival-Programm in der zweiten Monatshälfte per E-Mail an anmelden.

Die Fördermaßnahme „Heimat 2.0“ aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklungen soll strukturschwache ländliche Räume unterstützen. Kulturis erhält 465.000 Euro aus dem Programm.