Nordhausen. Eine Ausstellung in Nordhausen bis Jahresende verlängert: „Einfach tierisch“ zeigt Kunst aus 500 Jahren.

Der Einstieg überrascht. Es schnattert, brüllt und miaut. Im Kunsthaus Meyenburg in Nordhausen werden die Besucher von der Klanginstallation „Muh“ empfangen. Dabei ist ein Hamsterkäfig zur Arche geworden. In „Einfach tierisch“ geht es um das vielschichtige Verhältnis von Mensch und Tier. Dabei hat die Ausstellung einige Überraschungen zu bieten. Wegen des großen Erfolgs wurde sie nun bis zum Jahresende verlängert.

So vielschichtig wie das Verhältnis des Menschen zu seinen Mitbewohner ist, so abwechslungsreich ist die Schau. Zu sehen und zu hören sind insgesamt 128 Werke von 82 Künstlern. Dabei geht es durch 500 Jahrhunderte und viele Stilrichtungen.

Der größte Teil der Ausstellung der Sammlung stammt aus der eigenen Sammlung. Dabei gab es für Kuratorin und Kunsthausleiterin Susanne Hinsching Überraschungen. Bei der Sichtung der Werke entdecke sie im eigenen Bestand ein Werke von De Vrints und zwei von Lukas Cranach d. Aä., allesamt frühes 16. Jahrhundert.

Tiere, die sie fürchteten, jagten und aßen, waren die Motive der ersten Kunstwerke der Menschheit. Das machen die Grafiken von Blaschke im ersten Stock deutlich. Seine Stiere erinnern an steinzeitliche Höhlenzeichnungen. Die grobe Linienführung verdeutlicht hier die Urgewalt der massigen Tieren. Dies spiegelt sich im Farnesischen Stier wieder. In der Replik einer hellenistischen Skulptur versuchen vier Männer einen Stier zu bändigen. Es wird ihnen wohl nicht gelingen.

Gegliedert ist die Schau nach Tierarten. Es gibt einen Raum für Hunde, einen für Pferde, einen für Rinder. Durchbrochen wird das Schema nur durch den Raum „Mythologie und Religion“ und die Abteilung „Tier vermenschlicht“. Die Grafiken und Skulpturen greifen Märchen auf und dazu kündet die Klanginstallation „Fanta 4“ vom Freiheitsdrang der Bremer Stadtmusikanten.

Aber immer schwingt die Ambivalenz mit. Vögel sind die Transporter für die Träume von der Freiheit, das zeigen Werke von Picasso, Klee oder Marguerite. Aber sie sind auch die Boten von Unglück und Verderben. Das führen die Grafiken von Klinger vor Augen. Ähnlich geht es den Rindern. Rechts die ungebändigte Kraft und der archaische Todestanz im Stierkampf, links der kastrierte Ochse als zivilisiertes Nutztier.

Susanne Hinsching hat den großen Fundus genutzt, um dem Publikum Vergleiche zu ermöglichen. Auch das Thema „Zirkuspferd“ dekliniert sie mit mehreren Beiträgen durch. Die Ausstellung ist ein Querschnitt durch das Kunstlexikon. Viele große Namen aus der Vergangenheit stehen neben Künstlern der Gegenwart. Sogar Lebende sind darunter, und erstmal zeigt das Kunsthaus Auftragsarbeiten, Werke, die nur für diese Ausstellung erstellt worden.

Das Übertier der Gegenwart ist die Katze, und dafür hat das Kunsthaus Neuland betreten. Mit hunderten von eingereichten Fotos wurde die Collage „Katzen“ erstellt. Die Videoinstallation „Miau“ zeigt, wie die Katze innerhalb kurzer Zeit vom Kuscheltier zur Zielscheibe von Spott wurde. Das Verhältnis von Mensch und Tier unterliegt einem ständigen Wechsel und wird immer neu verhandelt. Das ist die Kernaussage. Ein Rätsel der Philosophie löst die Ausstellung auch noch. „Schrödingers Katze“ lebt und sie bleibt lebendig.

Die Ausstellung „Einfach tierisch“ im Kunsthaus Meyenburg ist dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Sonntags sind die Werke von 10 bis 17 Uhr zu sehen.