Nordhausen. „Die Zauberflöte“ feiert im Theater Nordhausen Premiere. Redakteur Thomas Kügler besuchte die Proben.

Es ist ein Projekt mit großen Ambitionen. Am Freitag, 24. Januar, feiert „Die Zauberflöte“ Premiere am Theater Nordhausen. Das vorletzte Bühnenwerk von Wolfgang Amadeus Mozart ist die am meisten gespielte Oper der Welt. Entsprechend groß sind auch die Erwartungen im Südharz.

Hauptprobe am Dienstagabend. Los gehen soll es um 18.30 Uhr. Gegen sechs strömen die letzten Musiker durch den Bühneneingang. Aus dem Untergeschoss klingen Oboen und Hörner. Die Frühstarter spielen sich schon warm. Generalmusikdirektor Michael Helmrath wird gleich an der Tür abgefangen und muss noch im Treppenhaus Termine klären. Alle bewegen sich schneller als sonst. Die Anspannung ist zu spüren. Inspizientin Esther Nüsse ist auf der Suche nach dem Chef.

Die Darsteller sitzen zu der Zeit schon im Foyer im ersten Rang. Eine Lautsprecherdurchsage hat sie zur Besprechung gerufen.

Kein Durchkommen über die Bühne

Während man am Empfang noch auf den Hausfotografen wartet, mache ich mich auf den Weg ins Parkett. Mein Versuch, die Abkürzung über die Bühne zu nehmen, wird von Esther Nüsse jäh gestoppt. „Da ist kein Durchkommen, der Orchestergraben ist komplett geöffnet“, warnt sie mich.

Ich bin nicht der erste im Zuschauerraum. Julia Lormis sitzt schon in Reihe sieben. Sie ist für die Videoprojektionen in dieser Inszenierung zuständig. Ein Statist hat auch schon Platz genommen. Zwei Feuerwehrleute kommen hinzu. In Deutschland läuft auf der Bühne nichts ohne Feuerschutz, nicht einmal die Proben. Aus dem Orchestergraben sind Bläser und Streicher zu hören. Daneben einige Stimmen. Die Musiker wirken entspannt.

Im Orchestergraben übt Generalmusikdirektor Michael Helmrath mit dem Orchester immer wieder einzelne Passagen.
Im Orchestergraben übt Generalmusikdirektor Michael Helmrath mit dem Orchester immer wieder einzelne Passagen. © HK | Thomas Kügler

Hauptprobe ist wie Aufführung, nur ohne Publikum. Das Programm wird ablaufen wie am Freitag. Trotzdem füllt sich das Parkett zusehends. Es ist Fachpublikum. Dramaturgin Juliane Hirschmann findet einen Platz, die Repetitoren Ehlert und Fischer werfen einen Blick in den Orchestergraben, Bariton Thomas Kohl sitzt im Priestergewand zwei Reihen hinter mir. Die Besprechung im Foyer ist wohl zu Ende, Regisseur Achim Lenz betritt das Parkett. In der Vorbesprechung hatte er zehn Tage zuvor erzählt: „Alle Regie-Kollegen haben gesagt, dass man mit der Zauberflöte nur scheitern kann, man solle es aber grandios machen. Genau das habe ich vor.“

Der Hausfotograf ist da. Für das Programmheft und die Pressemitteilung muss er bis morgen früh Bildmaterial liefern. Die Anspannung ist ihm anzumerken. Ständig wechselt er den Platz und die Perspektive. Schließlich muss jeder Darsteller abgelichtet werden.

Unzählige szenische Proben

Nach unzähligen szenischen Proben und Einzelproben ist die Hauptprobe schon die dritte auf der Bühne. Es ist alles gesagt. Das Licht geht aus und die Aufführung beginnt. Sie wird bis zur Pause nach dem ersten Akt auch nicht mehr unterbrochen. Alles andere ist Seifenoper aus Film und Fernsehen. Das Orchester spielt die Ouvertüre im Helmrath-Sound: Behutsam und im transparenten Klangbild. Die Videoprojektion zeigt das Entblättern und Vergehen einer Blüte. Erst dann hebt sich der Vorhang und gibt den Blick frei auf eine Industriebrache. Blühende Landschaften wechseln sich mit Verfall ab. Es gehe ihm um Entstehen, Zerstören und Wiedergeburt, hatte Achim Lenz in der Vorbesprechung gesagt. Ständig wechselt das Bühnenbild. Die Zauberflöte hatte schon bei der Uraufführung 1791 die Technik an ihre Grenzen gebracht.

Die Hauptprobe ist ein Aufführung mit Fachpublikum. Mehr als 30 Personen sitzen zum Auftakt im Parkett. Doch immer wieder schleicht sich jemand davon. Wer gerade noch neben mir saß, steht fünf Minuten später auf der Bühne.

Fachpublikum im Zuschauerraum bei den Proben.
Fachpublikum im Zuschauerraum bei den Proben. © HK | Thomas Kügler

Zwei Pulte sind im Zuschauerraum aufgebaut. Eins für den Regisseur, eines für Licht und Ton. Doch das bleibt leer. Beleuchter Martin Wiegner und Tontechniker Jörg Wiegleb arbeiten mit Tablets und drahtlos. Die Technik schreitet voran.

Pause – ohne Applaus

Auf der Bühne bekommen Papageno und Tamino Säcke über den Kopf gestülpt, der Vorhang senkt sich und die Musik ist aus. Es ist Pause, aber es gibt keinen Applaus. So richtig Pause ist dann doch nicht. Achim Lenz eilt hinter die Bühne und im Orchestergraben gibt Michael Helmrath ein knappes Feedback. Immer wieder lässt er die Passagen üben, die ihm nicht gefallen haben. Erst nach fünf Minuten entlässt er das Orchester in die Pause. Hinter der Bühne werden Requisiten bereit gestellt und die Techniker rücken die Mauern für den zweiten Akt zurecht. Bis hier ist alles gut gegangen und mitunter wird jetzt auch gescherzt.

Dann geht es weiter im Text. Knapp drei Stunden dauert „Die Zauberflöte“, doch um 21.30 Uhr ist noch nicht Schluss. Auch nach der Hauptprobe gibt es noch einigen Gesprächsbedarf. Schließlich ist am Mittwoch Generalprobe und da muss dann alles stimmen.

„Die Zauberflöte“ feiert am 24. Januar vor ausverkauftem Haus im Theater Nordhausen Premiere. Restkarten gibt es noch für die Vorstellung am Sonntag, 26. Januar, um 14.30 Uhr. Weitere Vorstellungen sind für den 8. Februar, 19.30 Uhr, 15. Februar, 19.30 Uhr, 13. März, 19.30 Uhr, 30. April, 18 Uhr, und 24. Mai um 18 Uhr geplant. Tickets gibt es in der Tourist-Information in Bad Sachsa, Telefon 05523/474990, sowie im Internet unter www.theater-nordhausen.de.