Northeim. Bündnis gegen Depression zeigt Dokumentarfilm „Die Mitte der Nacht ist der Anfang vom Tag“ am Dienstag in Northeim, mit Publikumsgespräch.

Ein Jahr im Leben von Menschen mit Depression und ihren Angehörigen: Axel Schmidt (Filmemacher und Facharzt für Psychiatrie), Michaela Kirst (Dokumentarfilmregisseurin und Produzentin – sagamedia Büro Berlin) und Dirk Lütter (Kameramann und Grimme-Preisträger) haben zwei an Depression erkrankte Frauen und eine betroffene Familie über ein Jahr begleitet. Gemeinsam mit dem Deutschen Bündnis gegen Depression und der Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist so ein eindrückliches Filmdokument entstanden, das hilft, diese Volkskrankheit begreifbar und nachvollziehbar zu machen.

Das Bündnis gegen Depression in Südniedersachsen zeigt den zum Thema Depression entstandenen Dokumentarfilm mit dem Titel „Die Mitte der Nacht ist der Anfang vom Tag“ am 19. November um 20 Uhr in der Neuen Schauburg in Northeim. Es folgt ein Publikumsgespräch mit Harald Riedl, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Der Eintritt ist frei.

„Man lebt so jahrelang in einem Haus und hat da schon immer gewohnt, und plötzlich entdeckt man eine Kellertür. Man macht die Tür auf, und es ist einfach nur dunkel, und irgendjemand stößt einen die Kellertreppe runter und macht die Tür dann zu. Das Einzige, was einem bleibt, ist sich durch den Raum zu tasten und irgendwie muss man den Weg da raus wiederfinden oder im Idealfall einen Lichtschalter.“ So beschreibt eine Protagonistin aus Berlin ihre Erfahrung mit der Erkrankung Depression.

Betroffene kommen zu Wort

Beobachtende Aufnahmen wechseln sich in dem 75-minütigen Film mit Interview-Ausschnitten ab, auf Sprechertext und Erklärungen wird dabei bewusst verzichtet. „Wir wollten ausschließlich die Betroffenen und ihr direktes Umfeld zu Wort kommen lassen, damit sich die subjektive Sicht der Protagonisten direkt vermittelt“, sagen die beiden Regisseure Michaela Kirst und Axel Schmidt, zugleich Initiator des Projekts.

„Wir sind sehr dankbar, dass uns die Betroffenen ein Stück auf ihrem Weg mitgenommen und uns einen Einblick in ihr Alltagsleben, aber auch ihr Seelenleben gewährt haben. So hatten wir die Möglichkeit viele Schlüsselmomente hautnah miterleben zu dürfen und damit ein einmaliges Filmdokument zu schaffen, das die Erkrankung Depression dem Zuschauer hoffentlich besser begreifbar macht.“

Depression kann jeden treffen

Depression ist eine schwere Erkrankung, die jeden treffen kann. Die gute Nachricht ist: Depression ist behandelbar. „Aber es gibt nach wie vor viele Vorurteile und Irrtümer in Bezug auf die Erkrankung Depression. Betroffene trauen sich nicht, professionelle Behandlung in Anspruch zu nehmen. Oft ist es für sie und ihre Angehörigen schwer zu erkennen, dass Depression eine richtige Erkrankung ist wie andere Erkrankungen auch und nicht nur eine Reaktion auf äußere Lebensumstände“, erläutert Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, die Motivation sich an dem Filmprojekt zu beteiligen.

Das Bündnis gegen Depression in Südniedersachsen ist eine Initiative verschiedener Institutionen und ehrenamtlich engagierten Menschen, die das Thema „Depressionen“ verstärkt in der Öffentlichkeit bekannt machen und sich für eine verbesserte Versorgung von Menschen mit Depressionen einsetzen möchten. Das Bündnis wird über die Erkrankung aufklären und einen offeneren Umgang fördern, beispielsweise mit öffentlichen Vorträgen, Veranstaltungen und Plakatkampagnen.

Zu den Aktivitäten des Bündnisses gehören auch Fortbildungen für Berufsgruppen, die in ihrer Tätigkeit depressiven oder suizidgefährdeten Menschen begegnen, wie beispielsweise Übungsleiter, Sporttrainer, Pfarrer und Seelsorger, Polizeibeamte, Mitarbeiter von Beratungsstellen, Lehrer und Altenpflegekräfte. In den Fortbildungen wird wichtiges Wissen zu Depression vermittelt und die Teilnehmer werden in die Lage versetzt, betroffenen Menschen mit Handicap erste Anlaufstellen vor Ort zu nennen und somit die Weichen für eine adäquate Behandlung zu stellen.

Hintergrund

Zum Hintergrund: Depressionen gehören mit jährlich etwa fünf Millionen betroffenen Menschen in Deutschland zu den häufigsten Krankheiten. Das sind im Vergleich in etwa so viele Menschen, wie an Diabetes mellitus erkrankt sind. Depression ist eine Erkrankung, die jeden treffen kann – unabhängig von Alter, Geschlecht, Beruf oder Herkunft.

Die gute Nachricht: Depressionen sind in aller Regel gut behandelbar. Aber: Obwohl wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, erhalten nur etwa zehn Prozent der betroffenen Patienten eine langfristig wirksame Behandlung. Psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen, fällt vielen Menschen noch schwer.

Häufig wird eine Depression nicht als Krankheit erkannt, sondern als persönliches Versagen oder Schuld empfunden. Depressionen sind in der Bevölkerung hinsichtlich ihrer Schwere stark unterschätzt und mit Vorurteilen behaftet. Dabei ist professionelle Hilfe nicht nur wegen des erhöhten Suizidrisikos wichtig, sondern auch, weil Depressionen mit einem sehr großen persönlichen Leid einhergehen – auch für die Angehörigen. Um diesen Zustand zu ändern und Menschen mit Depressionen zu helfen, wird das „Bündnis gegen Depression in Südniedersachsen“ aktiv. Weitere Infos: www.buendnis-gegen-depression-suedniedersachsen.de.

Filmdaten

Filmdaten: Dokumentarfilm zum Thema Depression „Die Mitte der Nacht ist der Anfang vom Tag“, Ort: Neue Schauburg, Markt 10, Northeim am 19. November, ab 19 Uhr öffnet der Infostand, um 20 Uhr beginnt die Filmvorführung, anschließend gibt es ein Publikumsgespräch mit Harald Riedl, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, der Eintritt ist frei.

Die Veranstaltung wird unterstützt von der Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen, dem Sozialpsychiatrischen Verbund Northeim und ZISS (Zentrale Informationsstelle Selbsthilfe – Selbsthilfekontaktstelle im Landkreis Northeim).

Ein interaktives Film- und Medienprojekt über Depression: www.die-mitte-der-nacht.de.