Friedland. Kürzlich ist ein Buch über das Lager Friedland mit Fotografien von Tageblatt-Fotograf Fritz Paul erschienen.

Welt blickte nach dem Zweiten Weltkrieg auf Friedland – auch Tageblatt-Fotograf Fritz Paul. Seine Fotos sind Teil des Buches „Heimatlos“ über das Lager, in dem Kriegsgefangene nach der Rückkehr landeten. Autor des Buches ist der in Bremen lebende Historiker Christopher Spatz.

Er habe seine Doktorarbeit über sogenannte Wolfskinder geschrieben. Sie waren durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs für immer oder zumindest zeitweise zu Waisen geworden. Um in den Nachkriegswirren zu überleben, flüchteten viele von ihnen ins Baltikum. Später dann kamen sie über Friedland nach Deutschland.

Für eine Veröffentlichung der Promotion hätten ihm Fotos gefehlt, berichtet Spatz. Über das Göttinger Stadtarchiv sei er dann auf Christian Paul gestoßen, den Sohn des 1998 gestorbenen Tageblatt-Fotografen Fritz Paul. Dessen fotografischen Nachlass hatte Christian Paul auf dem Dachboden seines Hauses in Braunschweig gelagert. 6.000 Negative habe er von ihm bekommen, erinnert sich Spatz, „nur die Dosen, auf denen ,Friedland’ stand“.

Als „eines der ersten medialen Großereignisse in der jungen Bundesrepublik“ beschreibt Spatz das riesige Interesse an den Heimkehrern – Fritz Paul hat in einem Foto die Szene dokumentiert, in der für die damalige Zeit bemerkenswert viele Kameraleute ihre Arbeitsgeräte aufgebaut hatten und über die Köpfe der Männer filmten. Auch enthält das Buch Fotografien, die gewaltige Menschenansammlungen in und um das Lager zeigen – „ein Vielfaches der Friedländer Bevölkerungszahl“ – ist unter einer dieser Fotografien zu lesen.

Alle Bevölkerungsgruppen hat der Fotograf Paul mit seiner Kamera erfasst, Frauen und Männer, die heimkehren, Kinder, die in das Lager kommen, ehemalige Soldaten, die aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden waren. Vieles davon berührte, besonders die Schilderfrauen, sagt Spatz, die mit bei den Heimkehrern standen und hofften, jemand von denen könne Hinweise auf verschollene Angehörige bringen.

Aber auch die Fotografien von Wiedersehen und die Aufnahmen von Aussiedlern, die zwischen den Heimkehrern laut Spatz manchmal untergegangen sind, gehen nahe. Fritz Paul sei es gelungen, „ganz nah an die Menschen heranzukommen und ihnen dabei ihre Würde zu lassen“.

Ähnliches lässt sich auch über Arno Surminski sagen, dessen Text „Chor der Gefangenen“ am Anfang des Buches steht. Spatz nennt ihn „einen großen Ostpreußen-Literaten“. Er selbst lese die Werke Surminskis sehr gerne, bekennt Spatz. Er schätze es, welchen Ton er treffe und wie er bei den Menschen ankomme. Weil er für das Thema sensibilisiere, hätten sie seinen Aufsatz vorangestellt.

Ein Kapitel hat auch Christian Paul beigesteuert. Er berichtet „aus dem Leben des Fotoreporters Fritz Paul (1919-1998)“. Unter anderem beschreibt er die berufliche Situation seines Vaters, der „nach 16 Jahren Hetze als rasender Reporter“ ein Angebot von dem Verleger und dem Chefredakteur des Göttinger Tageblattes bekam: Fritz Paul sollte ab Juni 1964 die neue Stelle des leitenden Bildredakteurs bei der Tageszeitung übernehmen – „ein Geschenk des Himmels“, schreibt sein Sohn.

Eine kleinere Auswahl der 6.000 Friedland-Fotografien von Fritz Paul hat Eingang gefunden in das Buch. Wie konnte Spatz da eine Auswahl treffen? „Das funktioniert, wenn man Zeit hat“, erklärt der 36-jährige Bremer. Bilder, die im Kopf blieben, die immer wieder zurückkämen, entwickelten sich zu „Ankerbildern“ – „um sie herum entstehen Kapitel, die zu einem Buch werden“. In dem ganzen Bilder-Konvolut „steckt so viel Potenzial, dass man überlegen sollte, wie es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnte“.

Ein weiteres Buchprojekt plant Autor Spatz bislang nicht. Er hofft allerdings auf eine Ausstellung mit den Fotos zu dem Buch.