Göttingen. In Göttingen wurde die Aktion „#rettedeintheater“ gegründet. Für den 24. Oktober ist eine Demo geplant.

Orchestermusiker in Teilzeit, kaum Gastregisseure, weil der Lohn so gering ist, und nur wenige Jugendprojekte: Die kommunalen Theater in Niedersachsen fordern vom Land mehr finanzielle Unterstützung. Mit einer Online-Petition wollen Ensembles der kommunalen Bühnen in Niedersachsen das Land zu einer stärkeren finanziellen Unterstützung ihrer Häuser auffordern. Gestartet wurde die Aktion „#rettedeintheater“ bereits im August von Ensemble und den Mitarbeiter/innen des Deutschen Theater Göttingen.

Vor allem wegen Lohnsteigerungen gebe es bei den sieben kommunalen Theatern im Land einen zusätzlichen Finanzbedarf von neun Millionen Euro. Der Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler (CDU), habe den Bühnen immerhin zunächst sechs Millionen Euro zusätzlich für das Haushaltsjahr 2019 geboten. Bei den aktuellen Haushaltsverhandlungen habe das Finanzministerium den Ansatz aber auf Null gesetzt. Während die drei Staatstheater in Hannover, Oldenburg und Braunschweig zu großen Teilen – in Hannover sogar zu 100 Prozent – vom Land finanziert werden, müssen für die kommunalen Häuser überwiegend die Städte aufkommen.

Laut Ministerium unterstützt das Land die kommunalen Theater derzeit mit rund 25 Millionen Euro pro Jahr. Die zusätzlichen sechs Millionen Euro seien zwar für die Haushaltsverhandlungen angemeldet worden, damit habe sich das Ministerium aber nicht durchsetzen können, sagte eine Sprecherin.

Angebote werden nicht ausgebaut

Im Bundesländervergleich liege Niedersachsen an drittletzter Stelle, was die Theaterfinanzierung angehe. Es dürfe nicht sein, dass die kulturellen Einrichtungen in Niedersachsen abgehängt werden, kritisierte auch das „Ensemble-Netzwerk“. Der Verein vernetzt die Theaterschaffenden miteinander und setzt sich für die Arbeitsbedingungen an Landes- und Stadttheatern ein. Am Deutschen Theater in Göttingen könnten ohne zusätzliches Geld zum Beispiel theaterpädagogische Angebote nicht ausgebaut werden. Vereinbarte Schulkooperationen müssten am Deutschen Theater gekündigt werden, weil das Theater der Nachfrage nicht nachkommen kann, erläuterte die dortige Regisseurin Antje Thoms. „Dabei sind gerade solche Projekte sehr wichtig.“ Darüber hinaus müssten von fünf Spielclubs für verschiedene Altersklassen von Kindern bis zu Jugendlichen zwei gestrichen werden. Ohne Zuschuss würde es künftig statt 1,5 Theaterpädagogik-Stellen nur noch eine Stelle geben.

Am Theater Lüneburg sind Rücklagen, mit denen die Mehrkosten bisher kompensiert wurden, bald aufgebraucht. „Wenn alles so weiterläuft wie bisher, kommen wir in zwei Jahren in die Situation, dass wir insolvenzgefährdet sind“, sagte Geschäftsführer Volker Degen-Feldmann. Doch die Hoffnung haben die Mitarbeiter noch nicht aufgegeben: Eine Petition, die auch online zugänglich ist, fand rund drei Wochen nach dem Start knapp 4.900 Unterstützer.

Theaterbeschäftigte aus ganz Niedersachsen wollen am 24. Oktober vor dem Landtag in Hannover für eine bessere Förderung der Häuser durch das Land protestieren. In der Koalitionsvereinbarung hatten sich SPD und CDU auf eine stärkere Förderung der kommunalen Theater geeinigt.