Clausthal-Zellerfeld. Dritte Harzer Tattoo Convention an der TU Clausthal begrüßte mehr als 80 Tätowierer. Zahlreiche Besucher ließen sich schon vor Ort ein Motiv stechen.

Michael Kiehl verzieht kaum eine Miene, als Tätowierer László Bódi die Nadel in seiner Schulter versenkt. Mit kurzen Strichen schraffiert der Tattoo-Künstler die Haut seines Kunden. Später ist diese Stelle aber nur der Hintergrund des eigentlichen Motivs: Ein riesiger Jaguar mit einer Krone wird nach stundenlanger Arbeit auf Michaels Arm prangen.

Jeder Stil ist dabei

Das Summen der Tattoo-Nadeln ist an diesem Wochenende die permanente Hintergrundmusik in der Mensa der TU Clausthal. Mehr als 80 Studios aus ganz Deutschland und dem Ausland haben bei der dritten Harzer Tattoo Convention ihre Stände in dem dreistöckigen Gebäude aufgebaut. Ob Dotwork oder Sketches, ob Oldschool oder Watercolour: Jeder Stil ist dabei, und kein Wunsch nach einem neuen Tattoo muss hier offenbleiben.

Nicht nur die Tätowierer sind bereit, schon am Samstagmorgen haben die ersten Besucher auf den Sesseln und Liegen der Studios Platz genommen.

Bevor das Stechen losgeht, überarbeitet Kay Surblys noch einmal gründlich die Vorlage.
Bevor das Stechen losgeht, überarbeitet Kay Surblys noch einmal gründlich die Vorlage. © Marieke DübeR

Während einige ganz entspannt sitzen oder liegen, nebenbei eine Cola trinken und mit dem Tätowierer quatschen, sieht man hin und wieder auch schmerzverzerrte Gesichter. Wer schön sein will, muss eben leiden.

Michael Kiehls Tattoo dürfte eines der größten Projekte des Wochenendes werden, eine echte Mammutaufgabe für Tätowierer und Kunden. An der Schulter soll das fertige Motiv ein älteres Bild überdecken, es ist also teilweise ein Cover-Up. Vier bis fünf Stunden liegt er an beiden Tagen dafür unter der Nadel. Für ihn ist das aber schon fast Routine: „Letztes Jahr hab ich mir hier auf der Messe von László meinen gesamten linken Unterschenkel stechen lassen“, erzählt er, während der Tätowierer an den Schattierungen arbeitet.

Gerade bei solchen Großprojekten arbeiten die Studios auf der Messe mit Terminen, viele von ihnen sind schon im Vorfeld ausgebucht. Auch bei Anastasia Windhorst vom Studio „Jane Doe Tattoo“ ist kein Termin mehr frei. Einen Großteil des ersten Tages verbringt sie mit ihrer Kundin Elisa Lorenz: Ein großer Hirsch soll am Ende der Messe auf deren Schulter prangen.

„Vielleicht bieten wir aber noch ein paar Wanna-Dos an, für Spontane“, erzählt Oliver Windhorst, hinter ihm scherzen Ehefrau Anastasia und Kundin Elisa derweil miteinander. Wanna-Dos, das sind fertige Motive, meist relativ klein, die die Tätowierer entworfen haben und gerne stechen wollen. Für diese Tattoos können sich die Besucher auch spontan vor Ort entscheiden.

Der Weg zum Volksfest

Nicht jeder ist aber schon felsenfest davon überzeugt, sich unter die Nadel zu legen. Madeleine Schüler und Karlotta Wannicke sind noch am Überlegen. Die beiden Wolfenbüttelerinnen sind zum ersten Mal auf der Messe. Eine Motividee haben sie aber bereits: Eine Rose im realistischen Stil soll es bei beiden werden, Angebote dafür haben sie sich schon bei mehreren Studios geholt. „Ich habe schon zwei Tattoos, Karlotta noch keines“, erzählt Madeleine. Erst einmal steht aber ein Besuch im Piercingstudio der Messe an. Dort will sich Karlotta von Jaqueline Altenhöner ein Zungenpiercing stechen lassen.

Die Clausthal-Zellerfelder Veranstalter, Tattoo-Tools und Master Music, sind zufrieden mit der Messe. „Abgerechnet wird natürlich zum Schluss, aber wir sind auf jeden Fall schon besser besucht als vergangenes Jahr“, sagt Florian Altenhövel von Tattoo-Tools. Für die nächsten Jahre gibt es auch schon Pläne: „Wir wollen das gerne in Richtung eines Volksfestes aufziehen, so dass jeder kommen und einen schönen Tag hier verbringen kann – ob Tattoo-Fan oder nicht.“