Hildesheim. Das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim zeigt bis 30. September ein außergewöhnliches Hologramm.

Langsam dreht sich der verzierte Sarkophag, der Deckel öffnet sich, zum Vorschein kommt eine ägyptische Mumie. Während die Besucher in die gläserne Pyramide, in deren Mitte das Hologramm der Mumie „Ta-cheru“ schwebt, schauen, entblättert sie sich Schicht für Schicht. Am Ende ist nur noch das Skelett zu sehen.

Zum ersten Mal zeigt das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim das dreidimensionale Abbild einer sehr gut erhaltenen Mumie einer vornehmen Ägypterin, die im 7. oder 8. Jahrhundert vor Christus in der Region des heutigen Luxor gelebt hat. „Was wir hier heute sehen, ist eine Sensation“, sagt Ausstellungskurator Oliver Gauert. Laut Museum handelt es sich um die weltweit erste Präsentation dieser Art.

Hologramme in der Medizin

Mehrere Monitore und Prismen ermöglichen das rotierende Hologramm. Die Daten lieferte ein hoch auflösender Computertomographie-Scanner in Heidelberg. Das Gerät scannte die Schichten der Mumie in einem Abstand von nur 0,25 Millimetern – innerhalb von 18 Sekunden. Das sei der aktuelle Stand der Technik, sagt der am Projekt beteiligte Heidelberger Radiologe Roman Sokiranski. Künftig könnten Hologramme in der Medizin stärker genutzt werden. Solche Projekte böten neue Impulse für die biomedizinische Forschung, erklärte auch Mumienspezialist Frank Rühli aus Zürich.

Mit Hilfe der neuen Technik können Forscher Gauert zufolge Körper sezieren, ohne sie zu zerstören. Es sei dadurch sogar möglich, Krankheitserreger festzustellen. „Wir lernen so etwas über Umwelteinflüsse und wie sie auf den Menschen wirkten“, beschreibt Rühli. Zugleich würde die Würde der Mumie bei dieser Art der computeranimierten Präsentation bewahrt.

Seit dem 30. Juni können Besucher die Mumie sowie das Hologramm in der Ausstellung „Ta-cheru. Eine Reise ins Innere der Mumie“ betrachten. Im Mittelpunkt steht eine Frau namens Ta-cheru – eine vornehme Dame, die im Alter von mehr als 60 Jahren starb. „Der Name bedeutet übersetzt Syrerin“, schilderte Regine Schulz, Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums. Es könne sein, dass die Mutter Ta-cherus aus Syrien stammte. Ihr Vater sei Ägypter gewesen. Interessierte können Ta-cheru, die zu Lebzeiten schwarze Haare mit grauen Strähnen und dunkle Augen hatte, ins Gesicht schauen. Die digitale Rekonstruktion war im Herbst 2017 schon in einer Ausstellung in Rosenheim zu sehen.

Trophäenkopf der Nazca-Kultur

„Das Hologramm der Mumie ist zwar das Herzstück der Ausstellung, aber es gibt noch mehr zu sehen: unter anderem ägyptische Tiermumien wie ein Krokodil, ein Falke und ein Ibis“, sagt Gauert. Besucher können auch die echte Mumie Ta-cherus in Bandagen gewickelt und mit einem Perlennetz als Schmuck betrachten. Zudem werden Mumien aus anderen Zeiten sowie ein Trophäenkopf der Nazca-Kultur aus Peru gezeigt.

Es gehe zum einen darum, den Weg der bildgebenden Diagnostik – vom Röntgenbild bis zum Hologramm – zu zeigen, erklärt Schulz. Zum anderen beschäftige sich die Ausstellung mit der Frage, „wie unsere heutige Vorstellung vom Tod ist und wie sie früher war“, sagt die Direktorin.

Um die neuen Erkenntnisse aus dem Hildesheimer Mumienforschungsprojekt im Museum zu zeigen, blieb wenig Zeit. Statt wie sonst üblich in eineinhalb Jahren haben die Mitarbeiter des Museums die Schau in vier Monaten konzipiert.

Denn die Mumie ist eine Leihgabe aus dem schottischen Aberdeen. Dort wird die Ausstellung im Herbst als nächstes gezeigt. Danach geht es in die USA. dpa