Göttingen. Nicht nur in exotischen Regionen, sondern auch an der deutschen Nord- und Ostseeküste gibt es gefährliche Wasserbewohner.

Wer an der Küste Urlaub macht, sollte beim Waten im niedrigen Wasser möglichst Badeschuhe tragen. Darauf weist jetzt das Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord) in Göttingen hin. Der Grund: Nicht nur in exotischen Regionen, sondern auch an der deutschen Nord- und Ostseeküste gibt es giftige Meeresbewohner.

Petermännchen

Vor allem ein Fisch kann Strandurlaubern gefährlich werden: Das Petermännchen ist eines der gefährlichsten Gifttiere in Europa. Die von ihm abgegebenen Giftstoffe lösen sofort heftigste Schmerzen aus, die sich auch auf andere Körperregionen ausdehnen und über Wochen und Monate andauern können. „Die Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich, aber sehr schmerzhaft“, sagt Professor Andreas Schaper, einer der beiden Leiter des GIZ-Nord. Der Toxikologe bezeichnet das Petermännchen als „Kreuzotter der deutschen Küste.“

Das GIZ-Nord, das für die Bundesländer Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Niedersachsen zuständig ist, hat vor allem im Sommer regelmäßig mit solchen Vergiftungsfällen zu tun. Allein im vergangenen Jahr hatten die Göttinger Experten 39 Anfragen zu Vergiftungen, die vermutlich durch Petermännchen ausgelöst wurden. Unter anderem war im September ein Mann bei Cuxhaven mit dem Fisch in Berührung gekommen. Petermännchen haben giftige Stacheln an den Rückenflossen und einen giftigen Dorn auf dem Kiemendeckel. Elf Vergiftungsfälle wurden als mittelschwer eingestuft. Meist bilden sich Schwellungen und Blasen. Nach 24 Stunden erscheint die Wunde oft taub und gefühllos.

Vorsicht ist vor allem im Frühjahr und Sommer beim Urlaub an Nord- und Ostsee geboten. In dieser Zeit halten sich Petermännchen zum Laichen in flachen Gewässern auf und graben sich dort in Sand und Schlamm ein, so dass nur noch die Augen sichtbar sind. Die meisten Verletzungen ereigneten sich beim Waten im niedrigen Wasser, beispielsweise bei einer Wattwanderung, sagt Schaper.

Die beste Erste-Hilfe-Maßnahme bei Vergiftungen durch Petermännchen ist nach Angaben der Göttinger Giftexperten die sogenannte „Temperatur-Schock-Methode“. Dazu wird das betroffene Hautareal zunächst einer dosierten Temperaturerhöhung ausgesetzt, am besten mit einem Fön. Da jedoch am Strand nicht immer ein Fön und eine Steckdose verfügbar sind, kann man auch eine brennende Zigarette nehmen. Diese wird für einige Minuten über die Hautstelle gehalten.

Der Abstand sollte zwischen einem halben und einem Zentimeter betragen, damit es keine Verbrennungen gibt. Direkt danach sollte man einen Eisbeutel auf die Haut legen. Die extreme Temperaturdifferenz bewirkt, dass das Gift deaktiviert wird.

Feuerqualle

Auch Feuerquallen können Vergiftungen hervorrufen. Im vergangenen Jahr registrierte das GIZ-Nord neun Vergiftungsfälle, die auf Nesseltiere zurückzuführen waren. Wer beim Baden mit einer Feuerqualle in Kontakt kommt, sollte sofort das Wasser verlassen, raten die Göttinger Giftexperten. Häufig zeigen sich die Symptome erst nach 30 bis 60 Minuten. Als Sofortmaßnahme sollte man dann Essig oder Rasierschaum auf das betroffene Hautareal aufbringen. „Rasierschaum inaktiviert die Nesselkapseln“, erklärt Schaper.

Unter keinen Umständen sollte man versuchen die Nesselkapseln abzuwischen, da so die Giftinjektion verstärkt werden könne. Stattdessen sollte man den aufgetragenen Rasierschaum in der Sonne trocknen lassen. Anschließend kann man ihn mitsamt den Nesselkapseln problemlos mit einer Kreditkarte oder einem anderen Gegenstand entfernen.

Noch ein Tipp: Da Quallen nachtaktiv sind, sollte man lieber nicht nachts baden.

Rotfeuerfisch

Doch auch wer den Urlaub zuhause verbringt und nur mit Fischen im Aquarium zu tun hat, ist vor Verletzungen nicht gefeit: Regelmäßig bekommt das GIZ-Nord Anfragen zu Vergiftungsfällen von Aquariumbesitzern, die bei Reinigungsarbeiten durch giftige Fische verletzt wurden.

Vor allem der bei Aquarianern beliebte Rotfeuerfisch hat es in sich – seine Flossen sind gespickt mit Giftdrüsen. pid