Göttingen. Die Kriminalstatistik der Polizeiinspektion Göttingen verzeichnet 2022 weniger Einbrüche, dafür aber mehr Kinder- und Jugendkriminalität.

Mehr Fahrraddiebstähle, mehr Straftaten durch Kinder und Jugendliche, außerdem ein starker Anstieg bei Betrugsdelikten zu Lasten älterer Menschen: Dies sind die Haupttendenzen der Kriminalstatistik des Jahres 2022, die am Mittwoch die Polizeiinspektion Göttingen vorgelegt hat. Insgesamt wurden 2022 in Stadt und Landkreis Göttingen 21.454 Straftaten registriert, knapp 800 mehr als im Jahr zuvor. Dies entspreche einem Anstieg um 3,84 Prozent, berichtete der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes (ZKD), Oliver Tschirner. Die Aufklärungsquote von 61,75 Prozent liegt knapp über dem Landesdurchschnitt, jedoch unter dem Rekordwert: 2021 hatten die Ermittler 65,89 Prozent der Straftaten aufgeklärt.

In einem Bereich sind die Fallzahlen weiter rückläufig: 2022 wurden 209 Wohnungseinbrüche verzeichnet. Vor fünf Jahren war die Zahl noch mehr als doppelt so hoch. Tschirner führte den deutlichen Rückgang darauf zurück, dass in Niedersachsen diese Delikte inzwischen strafrechtlich härter verfolgt werden. So könnten auf frischer Tat ertappte Einbrecher bereits nach der ersten Tat in Untersuchungshaft genommen werden. Dies habe vor allem auf überregional agierende Täter einen abschreckenden Effekt gehabt.

Deutlich gestiegen ist dagegen die Zahl der Fahrraddiebstähle. Hier gab es einen Zuwachs um mehr als 40 Prozent. Insgesamt wurden 1.825 Fahrraddiebstähle gemeldet. 2021 waren es noch 1.292. Die meisten Fahrräder wurden im Göttinger Stadtgebiet gestohlen. Da es sich meist um hochwertige E-Bikes handelte, stieg auch die Schadenssumme deutlich an – auf mehr als 2,1 Millionen Euro.

Großen Schaden richteten auch Betrüger an, die sich fälschlicherweise als Polizisten ausgaben oder mit dem „Enkeltrick“ und Schockanrufen versuchten, ältere Menschen um ihr Geld zu bringen. Insgesamt wurden mehr als 1.400 solcher Fälle registriert. 1.300 Mal blieb es beim Versuch. In mehr als 100 Fällen gelang es den Betrügern jedoch, die telefonisch kontaktierten älteren Menschen durch geschickte Gesprächsführung und psychologische Tricks dazu zu bringen, ihnen Geld zu übergeben oder auf Konten zu überweisen – insgesamt rund 700.000 Euro.

Einen starken Anstieg um mehr als 26 Prozent gab es bei der Kinder- und Jugendkriminalität. 2022 wurden 1.267 Fälle registriert. 2021 waren es noch 1.000. 291 Tatverdächtige waren noch Kinder. ZKD-Leiter Tschirner führte den Anstieg hier insbesondere auf die Pandemie zurück. Längere Kontaktlosigkeit und fehlende Freizeitangebote könnten dazu geführt haben, dass Kinder in ihrer Entwicklung gehemmt worden seien und Defizite beim Erlernen sozialadäquater Konfliktbewältigungsstrategien hätten.

Einen Anstieg der Straftaten gibt es auch im Bereich der häuslichen Gewalt. Insgesamt bearbeitete die Polizei im vergangenen Jahr 1.215 Fälle (2021: 1.042). In 70 Prozent der Fälle seien die Opfer weiblich, sagte Tschirner.

Außerdem verzeichneten die Göttinger Ermittler 2022 sieben versuchte oder vollendete Tötungsdelikte. In keinem dieser Fälle habe man eine Mordkommission einrichten müssen. In einem Fall sei das Verfahren eingestellt worden. Die anderen Verfahren seien strafrechtlich noch nicht abgeschlossen.

2022 wurden außerdem 195 Fälle der Verbreitung pornografischer Schriften registriert, die meisten (161) waren der Kinderpornografie zuzuordnen. Die Fallzahlen entsprächen dem Niveau des Vorjahres, sagte Tschirner. Seit einiger Zeit gibt es beim Göttinger ZKD eine eigene Ermittlungsgruppe, die sich speziell um diese Verfahren kümmert. Diese setzt bei der Auswertung der immer größeren Datenmengen inzwischen auch künstliche Intelligenz ein.

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