Osterode. In Osterode gründet sich eine neue Selbsthilfegruppe unter dem Dach der Selbsthilfekontaktstelle.

Sexueller Missbrauch ist trotz intensiverer Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit, wie sie derzeit von den Kirchen oder im Rahmen der Me-Too-Debatte geführt werden, nach wie vor ein Tabuthema, mit dem Betroffene häufig allein gelassen werden.

Die Selbsthilfekontaktstelle KISS des Paritätischen Osterode plant, eine Selbsthilfegruppe für Opfer von sexuellem Missbrauch zu gründen. In Selbsthilfegruppen zu diesem Thema schließen sich Menschen zusammen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, um sich gemeinsam mit anderen Betroffenen in selbst bestimmtem Rahmen über die erlebte Gewalt auseinanderzusetzen und das Erlebte zu verarbeiten. Zentral in der Selbsthilfearbeit ist die Eigenverantwortung.

Angestoßen wurde die Gründung von einer betroffenen Osteroderin, die im Grundschulalter im familiären Umfeld missbraucht wurde. Jetzt, nach vielen Jahren, ist sie soweit, darüber reden zu können. Sie möchte auch anderen Betroffenen beistehen, damit sie, im Gegensatz zu ihr damals, Hilfe bekommen. In ihrer Kindheit wurde das Thema „Sexueller Missbrauch“ tot geschwiegen, niemand kam damals auf die Idee, ihr verändertes Verhalten zu hinterfragen. Die traumatischen Erfahrungen ziehen sich durch ihr ganzes Leben. „Auch heute redet man nicht gerne darüber, entsprechende Selbsthilfegruppen sind selten“, weiß Marion Janeczek von der Selbsthilfekontaktstelle. Hilfe bekam die Betroffene durch therapeutische Begleitung, die bis heute anhält.

Der Selbsthilfekontaktstelle ist es wichtig, dass derartige Erlebnisse nicht unter den Teppich gekehrt werden und sexueller Missbrauch enttabuisiert wird, damit sich die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ändert. „Für die Betroffenen ist es wichtig, im vertraulichen Rahmen über ein hochsensibles Thema sprechen zu können“, erklärt Marion Janeczek. Es gehöre unglaublich viel Mut dazu, sich derart zu öffnen und entsprechendes Vertrauen aufzubauen.

Das erste Treffen findet am Montag, dem 17. Februar, um 18 Uhr im Gruppenraum der Selbsthilfekontaktstelle KISS Osterode, Paritätisches Sozialzentrum, Abgunst 1 in Osterode statt. Die Gruppe ist für Frauen und Männer, die Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sind, egal wie lange er zurückliegt, offen. Janeczek: „Natürlich können sich auch Betroffenen melden, die aktuell Hilfe brauchen. Eine Selbsthilfegruppe ist kein Ersatz für eine Therapie, aber eine Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, die wissen, wie es einem geht“. Eine Therapeutin hat zugesagt, im Bedarfsfall helfend zu unterstützen.

Der Besuch der Selbsthilfegruppe ist kostenlos. Alles, was dort gesagt wird, ist vertraulich. Für weitere Infos steht Marion Janeczek von der Selbsthilfekontaktstelle zur Verfügung unter der Telefonnummer 05522/9077-16 oder Mail: kiss.osterode@paritaetischer.de.