Göttingen. Nach dem Motto „aus Vier mach Drei“ soll ein sogenannter Brandschutzabschnitt aufgelöst werden. Die betroffenen Feuerwehren sind nicht begeistert.

Es rumort in Göttinger Feuerwehrkreisen: Der Landkreis Göttingen will den Brandschutzabschnitt Mitte auflösen. Künftig soll es nur noch drei statt vier Abschnitte geben. Die betroffenen Gemeindefeuerwehren Friedland, Gleichen und Rosdorf werden aufgeteilt – und sind darüber nicht glücklich.

Die sogenannte Reorganisation oder Neuordnung der Abschnitte hat finanzielle Hintergründe: Der Landkreis Göttingen hatte mit einer sogenannten Produktanalyse alle Ausgaben auf Sparpotenziale überprüfen lassen, erklärt die Finanz- und Ordnungsdezernentin des Landkreises, Marlies Dornieden. Eines der Ergebnisse: Vier Brandschutzabschnitte (BSA) und mehrere Kreisbereitschaften im Landkreis seien zu viel, drei müssten reichen. Folge: Wenn der Kreistag zustimmt, wird der Abschnitt Mitte aufgelöst. Und es wird wahrscheinlich neue Namen für die Abschnitte geben.

Abschnitt Nord unangetastet

Das bedeutet konkret: Rosdorf wird dem Abschnitt West (künftig wahrscheinlich Abschnitt I) zugeordnet. Gleichen und Friedland werden mit dem Abschnitt Ost vereint (künftig Abschnitt II). Unberührt bleibt der Abschnitt Nord (Altkreis Osterode, künftig III). Der Abschnitt West (I) vereint dann 55 statt 39 Feuerwehren und der Abschnitt Ost (II) 60 statt 44 Feuerwehren. Der Abschnitt Nord (III) behält 36 Ortsfeuerwehren. Die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Göttingen und ihre Berufsfeuerwehr spielen hierbei keine Rolle. Sie agieren autark unter Regie der Stadt.

Grundsätzlich sind die Landkreise in Niedersachsen verpflichtet, mindestens eine Kreisfeuerwehrbereitschaft einzurichten, die gemeindeübergreifend eingesetzt werden kann. Weil der Landkreis Göttingen groß ist und 151 Ortsfeuerwehren vereint, hält er mehrere Bereitschaften vor. Sie sind zurzeit vier Brandschutzabschnitten mit je eigener Leitung untergeordnet. Die Leiter vertreten auch den Kreisbrandmeister bei Aktionen in ihrem Bereich.

Laut Landesvorgaben kann ein Abschnitt bis zu 60 Feuerwehren vereinen. Auch das rechtfertigte eine Reduzierung auf drei Abschnitte, so Dornieden. Zumal es im bisherigen Kreis Göttingen (ohne Osterode) früher schon einmal nur die Abschnitte Ost und West gegeben habe. Irgendwann sei der Apparat „aufgebläht“ worden. Hinzu komme, dass einige Feuerwehren aufgegeben wurden. Sparpotenziale sieht Dornieden vor allem durch den Wegfall der Aufwandsentschädigung für die Leitung des Abschnitts Mitte. Passend dazu endet die Amtszeit von Albert Sasse in diesem Frühjahr.

Mit Blick auf die Sparabsichten des Kreises „haben wir jetzt das Beste daraus gemacht“, kommentiert Kreisbrandmeister Volker Keilholz das ausgewählte Modell. Die Versammlung aller Gemeindebrandmeister, ihrer Vertreter und des Kreiskommandos hätten erst kürzlich mit großer Mehrheit zugestimmt. Nach Tageblatt-Informationen gab es eine Neinstimme und vier Enthaltungen.

Drittes Modell im Gespräch

Zwischenzeitlich war auch ein anderes Modelle diskutiert worden, bestätigen Dornieden und Martin Willing, Gemeindebrandmeister in Rosdorf sowie Leiter des Kreisfeuerwehrverbandes. Danach wäre Bovenden dem Abschnitt West (I) zugeordnet worden. Gleichen, Friedland, Duderstadt und Radolfshausen hätten den Abschnitt Ost (II) gebildet. Die Samtgemeinde Gieboldehausen wäre in den Abschnitt Nord (III) gegangen. Manche Feuerwehrmitglieder werten diese Alternative als gerechter. Gemessen an der Zahl der Feuerwehren wären alle drei neuen Abschnitte etwa gleich groß gewesen.

Das alleine spiele aber keine Rolle, kontern Keilholz und Dornieden. Bei den Zuschnitten müssten auch Faktoren wie Flächengröße, Entfernungskilometer und Waldbestand berücksichtigt werden. Beides spiele im Abschnitt Nord (III) eine große Rolle. Kritik kommt vor allem aus den betroffenen Gemeindefeuerwehren im Abschnitt Mitte. „Es stört viele, dass der Abschnitt Nord unberührt und vergleichsweise klein bleibt“, sagt Willing. Außerdem hätte ein neuer Zuschnitt im Norden Prozess der Fusion mit dem Ex-Landkreis Osterode gefördert. Willing bezweifelt außerdem den erwarteten Spareffekt. Es falle zwar ein Abschnittsleiter weg, die Leiter der jetzt größeren Abschnitte bräuchten dann aber einen weiteren Stellvertreter, um ihre Arbeit zu bewältigen.

Das moniert auch der ausscheidende Abschnittsleiter Sasse. Die Verteilung sei „unglücklich“. Zudem beklagt er, dass die Feuerwehren lange nur zögerlich über die geplanten Änderungen informiert und ihre Bedenken nicht ernsthaft diskutiert worden seien. „Ich verstehe vor allem nicht, wo da Geld gespart wird“, sagt der Friedländer Gemeindebrandmeister Heiko Wiegmann.

Jetzt gebe es erhebliche Mehrarbeit für die verbleibenden Abschnittsleiter, „und es ist schon schwer genug, Ehrenamtliche für solche Jobs zu finden“. „Ganz glücklich ist das nicht gelaufen und ausgegangen“, ergänzt Gleichens Gemeindebrandmeister Heiko Böhlken, „aber wir nehmen die neue Struktur natürlich an“.