Panmunjom. An der Grenze zwischen Nord- und Südkorea ist nichts normal – auch nicht für den fremden Gast aus Deutschland. Was Scholz bewegt hat.

Erst lugt das Fernglas nur durch einen Gardinenspalt. Die Besucher werden von aufmerksamen Blicken verfolgt. Als Bundeskanzler Olaf Scholz dann gemeinsam mit seiner Frau Britta Ernst ganz nah an die Betonkante tritt, die zwischen blauen Baracken die Grenze zwischen Nord- und Südkorea markiert, ist das Misstrauen doch zu groß. Der nordkoreanische Beobachter hinter dem Fernglas verlässt sein Versteck und kommt auf den Balkon eines grauen Grenzgebäudes, um den von Kameras begleiteten Besucher noch genauer zu betrachten. An diesem Ort ist nichts Normalität.

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Die Baracken in der Demilitarisierten Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea sind neutrales Gebiet, verwaltet von einem UN-Kommando unter US-Führung. In dem mittleren der niedrigen Gebäude in der Militärsiedlung Panmunjom erklärt Colonel Burke Hamilton dem Bundeskanzler die Gepflogenheiten an der Grenze. Obwohl auf der koreanischen Halbinsel seit 1953 ein Waffenstillstandsabkommen gilt, ist die Nervosität jeden Tag groß. Südkorea hat Elitesoldaten hier postiert – unbewaffnet, aber sie müssen einen schwarzen Gürtel im Judo oder Taekwondo haben.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seine Frau Britta Ernst stehen beim Besuch der entmilitarisierten Zone an der Grenze zu Nordkorea.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seine Frau Britta Ernst stehen beim Besuch der entmilitarisierten Zone an der Grenze zu Nordkorea. © dpa | Michael Kappeler

Die Demilitarisierte Zone ist ein vier Kilometer breiter Streifen von 248 Kilometern Länge, der den Norden und den Süden voneinander trennt. In Panmunjom verläuft die Demarkationslinie genau durch die Mitte der blauen Baracken. Auf Einladung von Colonel Hamilton tritt Scholz für einige Momente auf die nordkoreanische Seite des Raumes. Würde er noch einige Schritte machen, könnte er durch eine Tür in die totalitäre Diktatur von Herrscher Kim Jong Un verschwinden.

Südkorea fürchtet zunehmend militärische Eskalation

Das von der Außenwelt abgeschottete Land gilt als Ort des Schreckens. Die Bevölkerung leidet unter Hunger, Menschenrechte sind hier ein Fremdwort. Amnesty International kritisiert Nordkorea für den häufigen Einsatz der Todesstrafe. Auf der Rangliste der weltweiten Pressefreiheit liegt Nordkorea auf dem letzten Platz. Kim Jong Un knechtet sein Volk, anstatt nach Wohlstand seines Landes strebt er nach einem möglichst großen und gefährlichen Waffenarsenal.

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Der 39-jährige Herrscher treibt sein Atomwaffen- und Raketenprogramm voran – scharfen internationalen Sanktionen und beständigen Warnungen des Auslands zum Trotz. Nach einer bisher beispiellosen Serie von Raketenstarts im vergangenen Jahr testete Nordkorea auch in diesem Jahr wieder mehrfach atomwaffenfähige Raketen. Im benachbarten Südkorea wächst die Angst vor einer militärischen Eskalation.

In Nordkorea erinnert Scholz an die deutsche Teilung

Scholz‘ Reise nach Südkorea ist der erste rein bilaterale Besuch eines deutschen Kanzlers in dem Land seit 30 Jahren, danach war Angela Merkel 2010 nur noch einmal für einen G20-Gipfel dort. Der Bundeskanzler ist direkt vom G7-Gipfel in Japan hierhergekommen. Von dem Treffen der Industrienationen Deutschland, Japan, den USA, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada ging die Mahnung zur nuklearen Abrüstung aus.

Scholz nutzte seinen Besuch, um von Kim Jong Un ein Ende der Raketentests und seiner Gier nach Atomwaffen zu fordern. Der Besuch an der innerkoreanischen Grenze hat den Kanzler bewegt. „Deutschland ist mittlerweile wieder vereint“, sagt Scholz. „Das ist ein großes Glück, das wir haben.“

NameOlaf Scholz
Geburtsdatum14. Juni 1958
SternzeichenZwilling
AmtBundeskanzler
ParteiSPD
Parteimitglied seit1975
FamilienstandVerheiratet
Größe1,70 Meter
WohnortBerlin/Potsdam