Berlin. Viele Gebiete in Südeuropa haben schon jetzt ein großes Problem mit Trockenheit. Das könnte sich auf die Supermarkt-Preise auswirken.

In deutschen Supermärkten sieht man sie an jeder Ecke: Produkte aus dem Ausland. Ob Erdbeeren, Wein oder Tomaten – viele Lebensmittel werden aus dem Mittelmeerraum importiert. Doch die Herstellerländer sind schon in diesem Frühling von extremen Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Das könnte erhebliche Folgen für die Lebensmittelpreise haben.

In Spanien, Italien und Frankreich herrscht Dürre. Bereits seit Beginn des Jahres haben viele Regionen mit Trockenheit zu kämpfen. Besonders stark spüren das die Bauern: Die Dürre könnte fatale Auswirkungen auf die Ernte haben.

Klimawandel-Bericht: Große Teile Europas von Dürre betroffen

In der vergangenen Woche veröffentlichte der Klimawandel-Dienst des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus seinen jährlichen Bericht. Er zeigt: Im vergangenen Sommer war mehr als ein Drittel Europas von einer extremen Dürre betroffen. Darunter hätte vor allem die Lebensmittelproduktion gelitten, so der Bericht.

Und auch für dieses Jahr sieht es nicht besser aus. In Südeuropa sind die Böden schon seit Monaten staubtrocken. Im März herrschten in einigen Ländern ungewöhnlich hohe Temperaturen. Fachleute rechnet mit einem erneuten Hitzerekord für diesen Sommer. Zudem gehen sie davon aus, dass Dürren in Zukunft öfter und extremer vorkommen werden.

Extremer Dürre: Große Teile Spaniens betroffen

In Spanien ist die Trockenheit zur Realität geworden. Besonders im Süden und Westen des Landes leuchtet die Dürre-Karte aktuell knallrot. Laut des spanischen Bauernverbandes, Coordinadora de Organizaciones de Agricultores y Ganaderos (COAG), sind derzeit insgesamt 60 Prozent des Landes betroffen.

Die Folgen für die Bauern könnten erheblich sein. In den wichtigsten Anbauregionen Andalusien, Extremadura, Kastilien-La Mancha und Murcia wird erwartet, dass die Ernten von Weizen und Gerste komplett ausfallen werden. Auf mehr als 3,5 Millionen Hektar Feldern gebe es bereits "irreversible Verluste", so der Verband.

Viele Bauern sind von der Trockenheit extrem getroffen.
Viele Bauern sind von der Trockenheit extrem getroffen. © Emilio Morenatti/AP/dpa

Für die laufende Saison rechnet der Verband mit großen Ernteausfällen von 60 bis 80 Prozent. Der Landwirte warnen: Wenn es in den nächsten Wochen nicht regne, seien die Auswirkungen auf Nüsse, Weinreben und Oliven groß. Auch Mais, Sonnenblumen, Reis und Baumwolle seien gefährdet.

Am Montag hatte Spanien deshalb EU-Notfallhilfen beantragt. Die Regierung kündigte außerdem Steuererleichterungen in Höhe von rund 1,8 Milliarden Euro für die Landwirtschaft an.

Mehr dazu: Trockenheit in Spanien – Kein Wasser von 22 bis 7 Uhr

Dürre in Frankreich: Anbauregionen sind staubtrocken

Auch Frankreich steht Experten zufolge ein weiterer Dürre-Sommer bevor. Aktuell sei der Grundwasserstand in drei Viertel der Gebiete unterdurchschnittlich und vielfach niedrig bis sehr niedrig, teilte der Nationale geologische Dienst (BRGM) Mitte April mit.

Präsident Emmanuel Macron rief deshalb bereits zu Sparsamkeit auf. Bis 2030 sollen alle Sektoren zehn Prozent weniger Wasser nutzen. Das Sparen sei notwendig, weil durch den Klimawandel bis 2050 etwa 30 bis 40 Prozent weniger Wasser zur Verfügung stünde.

Bauern dürfen nun in der Region Alpes-Maritimes an der Grenze zu Italien nur noch nachts zwischen 20 Uhr und 8 Uhr morgens ihre Felder bewässern. Nahe der spanischen Grenze, in Perpignan, fand Mitte März wegen des Wassermangels sogar eine Prozession mit rund 1000 Landwirten statt, die den Schutzheiligen St. Gauderique um Regen baten. Eine solche Prozession hatte es in der Region seit 200 Jahren nicht mehr gegeben. Zu diesem Zeitpunkt gab es seit 50 Tagen keinen Regen.

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Italien: Fehlendes Wasser am Gardasee

Das fehlende Wasser ist zudem in den Urlaubsregionen spürbar. Der Gardasee in Italien beklagt schon seit Anfang des Jahres einen auffällig niedrigen Wasserstand. Dadurch war sogar eine kleine Insel zu Fuß erreichbar, die sonst nur übers Wasser erreicht werden konnte. Im Land herrscht ein Wassermangel von 30 Prozent, berichtete der Agrarverband Coldiretti Ende Februar.

Ein Streifen Land hat sich zwischen Festland und der Insel San Biagio im Gardasee gebildet.
Ein Streifen Land hat sich zwischen Festland und der Insel San Biagio im Gardasee gebildet. © dpa

Mehr dazu: Wassermangel am Gardasee: Experte erkennt ein Alarmzeichen

In Emilia-Romagna, einer wichtigen Agrarregion, hatten Landwirte zuletzt Sorgen, dass sie wegen der Trockenheit den Anbau von Produkten wie Mais oder Soja aufgeben müssten. Und auch die Tierfutterproduktion ist durch den Mangel gefährdet. Betroffen sind Kühe und Schweine, die Milch für Parmesan und Parmaschinken liefern.

Das Kabinett der Ministerpräsidentin Meloni verabschiedete deshalb Anfang April ein Dekret, um gegen die Dürre vorzugehen. Die Regierung setzt auf Stauseen, Regenwasser-Sammelbecken und Meerwasserentsalzung.

Mehr dazu: Wassermangel am Gardasee: Experte erkennt ein Alarmzeichen

Trockenheit: Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise

Die Trockenheit hat nicht nur für die Bauern Folgen. Auch bei den Lebensmittelpreisen könnte sie bald spürbar werden. Wie sehr die Dürre im Supermarkt zu bemerken sein wird, ist noch unklar. Allerdings gibt es jetzt schon erhebliche Preissteigerungen.

Etwa beim Olivenöl. Fast die Hälfte des europäischen Olivenöls in der Saison 22/23 kam aus Spanien. Das Öl ist seit letztem Juni 60 Prozent teurer geworden und kostet laut Analyseunternehmen Mintec mittlerweile im Schnitt 5,40 Euro pro Kilogramm.

Das lässt auch die Verbraucherpreise steigen. Im März war das Olivenöl in Deutschland 20 Prozent teurer als im Vorjahresmonat, gibt das Statistische Bundesamt an. In Italien lagen die Preise für Olivenöl sogar um 46 Prozent höher.

Klimawandelfolgen geben Bedenken über Zukunft der Landwirtschaft

Die aktuelle Situation regt zum Überdenken der Landwirtschaft an. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, ob und wie lange die aktuellen Produkte noch in Spanien angebaut werden können, sagte Tomas Azcarate vom Nationalen Forschungsrat der "Tagesschau". "Denn der Klimawandel ist nicht von übermorgen, er ist von morgen. Wenn nicht schon eigentlich heute!", so Azcarate. Deshalb müssten jetzt neue Anbaumethoden entwickelt werden, die in Trockengebieten sinnvoll seien.