Berlin. Wespen lauern in diesem Sommer gefühlt überall. Sieben Fakten zu den Insekten, die uns besonders gerne beim gemütlichen Essen nerven.

  • Der Sommer ist da und damit auch die Wespen
  • Was Wespen anlockt und wie man die Insekten vertreiben kann

Kein Café- oder Biergartenbesuch ohne Wespe in diesem Sommer. Sie schwirren über Wurstplatten und Kuchenteller und machen die Restaurantgäste nervös. Es sind vor allem zwei von mehr als 600 in Deutschland vorkommenden Arten, die es auf unser Essen abgesehen haben: Die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe.

Aber wie reagiert man richtig auf die schwarz-gelben Insekten? Und wie auf keinen Fall? Das weiß Melanie von Orlow vom Naturschutzbund (Nabu) Berlin.

Wespen: Expertin nennt sieben kuriose Fakten rund um die schwarz-gelben Insekten

1. Warum lockt leckeres Essen Wespen an?

Ist das Nahrungsangebot in der Natur im Sommer nicht groß genug? Warum muss es ausgerechnet mein Teller sein? Das mögen sich viele fragen. „Das ist schon der erste Denkfehler“, sagt Melanie von Orlow. „Der Mensch ist Teil der Natur der Wespe.“

Sie unterscheide nicht zwischen einem Stück Aas und einem Schinkenbrot auf dem Teller. „Das ist ein reich gedeckter Tisch für die Wespe.“ Die Honigbiene mache das im Übrigen auch so. „Es gibt Fälle, in denen Bäckereien von Honigbienen belagert werden und schließen müssen. Das ist Räuberei in der Bäckerei.“

2. Kommt eine Wespe, kommen alle?

Die Wespe fliegt nicht zu ihrem Volk und berichtet von einer interessanten Nahrungsquelle, wie es etwa die Honigbiene tut. „Sie bringt Beute mit nach Hause und damit auch Gerüche“, sagt von Orlow. Sind die Wespen dann unterwegs, erkennen sie die Gerüche wieder und werden getriggert. Nach dem Motto: Das kenne ich, das ist gut!

Setzt sich dann eine Wespe auf den Teller, triggert das die nächste Wespe. Und je mehr Wespen da sitzen, desto schneller geht dieser Prozess. Deswegen: Eine einzelne Wespe so schnell es geht vertreiben.

3. Kupfermünzen, Kaffeepulver – was hilft gegen die Wespenplage?

Melanie von Orlow sagt, es gebe die abenteuerlichsten Ideen, wie Wespen angeblich ferngehalten werden sollen. Kupfermünzen auslegen, Kaffeepulver anzünden – oder sie mit Wasser bespritzen, um Regen zu simulieren. „Aber Wespen sind ja nicht blöd. Nur weil sie mit Wasser besprenkelt werden, denken sie nicht, dass es regnet.“

Die Insekten würden beim Wetter durch die Luftdruckveränderung schon bevor es regnet wissen, dass Regen kommt – „damit sie nicht alle draußen umkommen, wenn der Starkregen kommt“. Ein paar Wasserspritzer helfen höchstens kurzfristig. „Es gibt eigentlich nur ein Mittel, das sie abhält“, sagt von Orlow: Netze. In anderen Teilen der Welt, etwa Florida, sei es schon lange üblich, Terrassen mit Netzen zu schützen.

4. Locken Parfüm und Blumenkleider die Wespe an?

Fühlen sich Wespen von einem guten Parfüm oder einem schönen Blumenkleid angezogen, macht es sie gar aggressiv? „Für das Blumenkleid kann ich sagen: Wespen finden es vielleicht optisch interessant. Aber keine Wespe würde in eine Stoffblume stechen“, sagt von Orlow.

Anders könnte es bei Gerüchen sein. Die Wespen-Expertin erzählt von einer Studie aus Japan. Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich bestimmte Kosmetika auf der Haut durch UV-Strahlung so verändern, dass Abbauprodukte entstehen, die dem Alarm-Pheromon bestimmter Wespenarten ähneln und die Wespe dazu bringen zu stechen. Die Erklärung: Sticht eine Wespe, entsteht dabei ein solches Alarm-Pheromon, das wiederum andere Wespen triggert zu stechen.

Die Gemeine Wespe ist eine von mehr als 600 Arten hierzulande. Nur zwei Arten haben es wirklich auf unser Essen abgesehen.
Die Gemeine Wespe ist eine von mehr als 600 Arten hierzulande. Nur zwei Arten haben es wirklich auf unser Essen abgesehen. © Shutterstock / rpilkowski | rpilkowski

5. Stich neben Wespennest: Schnell weglaufen?

Wer gestochen wird oder eine einzelne Wespe erschlägt, muss nicht gleich die Flucht ergreifen. Es sei denn, das passiert in unmittelbarer Nähe eines Wespennestes. „Dann heißt es, die Beine in die Hand nehmen und in den Schatten zurückziehen“, rät von Orlow. „Wespen folgen einem ungern in schattige, kühle Bereiche.“

6. Wespe anpusten oder wedeln: Was hilft das?

Schwirrt die Wespe nervös um den Kopf des Restaurantgastes, reagiert der oft mit einem instinktiven Pusten. Falsch! Denn die Luft ist warm, feucht und kohlendioxidhaltig, „und das ist genau die Atmosphäre, die in einem Wespenvolk entsteht, wenn die Tiere sich aufregen“, sagt von Orlow. Das sei der interne Trigger für: Wir werden angegriffen!

Die Nabu-Expertin rät jedoch dazu, den Wespen deutlich Grenzen aufzuzeigen. „Ich sage immer: Speisekarte nehmen und ordentlich wedeln!“ Die Tiere hätten einen Selbsterhaltungsinstinkt und flöhen, wenn sie physisch bedroht würden. „Man kann eine Wespe ruhig auch mal bis zum Ende des Essens unter einem leeren Glas einsperren“, sagt von Orlow.

7. Wespen vertreiben und töten: Droht eine Strafe?

Wespen sind geschützt – das hört und liest man immer wieder. Stimmt auch, nur: „Alles, was da draußen kreucht und fleucht, ist geschützt“, sagt Melanie von Orlow. Laut Gesetz betrifft der Schutz alle wild lebenden Arten – auch Zecke, Stechmücke, Schmeißfliege. „Das heißt, dass man zu ihrer Verfolgung einen ‚vernünftigen Grund‘ braucht.“ Bevor man also draufhaut oder ein Wespennest entfernt, muss man sich fragen: Warum mache ich das eigentlich? „Es ist also vollkommen in Ordnung, wenn man auch mal auf eine Wespe draufhaut, um sie vom Stich abzuhalten.“

Tatsächlich gibt es noch eine zweite Schutzkategorie: den besonderen Artenschutz. Der greift bei Arten wie der Hornisse. Hier muss dann eine Behörde entscheiden, ob der Grund „vernünftig“ ist. Aber weder die Deutsche noch die Gemeine Wespe sind besonders geschützt.