Berlin. Allsommerlich verwundern Haufen toter Hummeln Spazierengehende. Die Tiere sterben dabei nicht an Gift – sondern einen vermeidbaren Tod.

Hummeln liegen im Gras oder auf Gehsteigen, tot oder im Sterben und häufig unter Silberlinden. Solchen Anblick kennt, wer im Sommer Parks und Grünanlagen besucht. Und rätselt: Woran liegt das?

"Wir bekommen aktuell relativ viele Meldungen dieser Art herein", sagt Melanie von Orlow von der Naturschutzorganisation Nabu in Berlin. Die Menschen fragen sich, wieso so viele Tiere auf einmal tot unter den Bäumen liegen. Das betreffe vor allem Hummeln, aber auch Honigbienen.

Über eine Erklärung dafür wurde lange Zeit gerätselt. Es wurde zum Beispiel angenommen, dass sie an Altersschwäche sterben. Oder, dass der Nektar der Silberlinden giftig für sie sei. Doch dann fanden Forschende in den 1990er Jahren eine Antwort: Die Hummeln verhungern schlicht.

Hummelsterben: Im Sommer wird Nahrung knapp

Das liegt daran, dass für sie im Hochsommer die Nahrung knapp wird, auch weil in Gärten, Parks und anderen Grünanlagen immer weniger Pflanzen wachsen, deren Blüten Hummeln und Honigbienen Nahrung bieten, sagen Experten.

Die Silberlinden blühen im Juli und August, im Vergleich zu anderen Pflanzen relativ spät. In den Städten blühen dann nicht mehr vergleichbar viele Pflanzen. Als eine von nur wenigen Nahrungspflanzen können die Linden nicht genug Nektar für alle bieten, erklären Experten.

Eine Silberlinde in Berlin
Eine Silberlinde in Berlin © Silke Sullivan/-/dpa

Und anders als Honigbienen legen Hummeln keine Vorräte an. Sie verlassen häufig ihr Nest ohne große Reserven. Kommen sie bei der Linde an, hat der Flug ihre Kräfte schon fast komplett aufgebraucht.

Finden die erschöpften Tiere am Ziel nicht genug Nahrung oder sind sie schon zu geschwächt, fallen sie vom Baum und verhungern. Die bieten eigentlich reichlich Zucker, können alleine aber den Hunger der Hummeln nicht stillen.

Hummeln sterben im Sommer: Was Sie tun können

Dem ließe sich mit mehr Spätblühern begegnen, die in Parks und auf Grünstreifen für ein ausreichendes Nahrungsangebot sorgen können, wenn gleichzeitig noch die Linden blühen. Auch Privat- und Balkongärtner können Hummeln helfen, indem sie rechtzeitig nektarreiches Gewächs aussähen.

Dazu zählen laut Nabu etwa Lavendel, Efeu, Heide, Klee- und Malvenarten oder Büschelschön. Auch die Artischocke, sonst eher vom Marktstand bekannt, oder die Kugeldistel gelten unter Imkern als attraktive Nahrungsquelle.

Melanie Orlow empfiehlt außerdem die Glockenblume. Sie blüht bis in den September hinein und kann neben der Linde Bienen und Hummeln in Städten ernähren. (pcl/mit dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.