Berlin. Der Preisdruck lässt nach. Die Inflationsrate ist im Vergleich zum Vormonat gesunken. Warum es für Euphorie dennoch zu früh ist.

Endlich gute Nachrichten für alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland: Die Inflationsrate ist im September deutlich gesunken und liegt aktuell bei 4,5 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Im August hatte die Inflationsrate noch bei 6,1 gelegen.

Die Teuerungsrate sank damit auf den niedrigsten Stand seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022. Eine Vier vor dem Komma bei der Jahresteuerungsrate gab es zuletzt im Februar vergangenen Jahres mit damals 4,3 Prozent. Nach Beginn des Ukraine-Krieges waren die Energiepreise rasant gestiegen und hatten die Inflation insgesamt angeschoben. „Der deutsche Inflationsrückgang ist keine Überraschung, aber eine lang ersehnte Erleichterung“, sagte Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck.

Entlastungen der Bundesregierung zeigen Wirkung

Volkswirte machen Verbraucherinnen und Verbrauchern Hoffnung auf eine weitere Abschwächung der Inflation in den kommenden Monaten. Das liegt zu einen daran, dass der sogenannte Basiseffekt Wirkung zeigt. Konkret bedeutet dies, dass die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen zur wirtschaftlichen Entlastung konkrete Erfolge zeitigen, etwa die rückwirkend zum 1. Januar geltende Preisbremsen, die Erdgas, Strom und Fernwärme erschwinglicher machen sollen.

Nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zeigt der Inflationstrend auch ohne den Basiseffekt nach unten, „weil die Inflationswellen bei Energie, Nahrungsmitteln und Industriegütern abebben“. Trotzdem sei es „für eine Entwarnung viel zu früh“, warnte Krämer. Auch Deutsche-Bank-Volkswirt Sebastian Becker sieht keinen Grund, „jetzt in Euphorie zu verfallen oder gar schon einen Haken hinter das Thema Inflation zu setzen“: Der Weg hin zu dauerhaft niedrigeren Inflationsraten im Bereich von um die zwei Prozent dürfte nach seiner Einschätzung „deutlich beschwerlicher werden“.

Experten: Inflationsrate soll weiter sinken

Bis zum Jahresende dürfte sich die Teuerungsrate Ökonomen zufolge weiter abschwächen. „An der Preisfront entspannt sich die Lage nach und nach“, sagte Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle. Die Energierohstoffpreise seien inzwischen deutlich niedriger als auf ihrem jüngsten Höhepunkt, das dämpfe die Entwicklung der Verbraucherpreise.

Führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen im Jahresschnitt 2024 mit einer Inflationsrate von 2,6 Prozent nach erwarteten 6,1 Prozent in diesem Jahr. Die Institute gehen davon aus, dass die Phase der Zinsanhebungen im Kampf gegen die hohe Inflation langsam zu Ende geht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen im Euroraum bislang zehn Mal in Folge erhöht. Die Euro-Währungshüter sehen ihr Ziel stabiler Preise bei einer Inflation von mittelfristig 2,0 Prozent im Euroraum erreicht. (tok/dpa)