Helmstedt. Kunden sind in Panik, die Polizei ermittelt – um weitere Schäden abzuwenden, setzt das Amtsgericht Wolfsburg vorläufigen Insolvenzverwalter ein.

Schon längere Zeit wurde gemunkelt über die Geschäfte des Autohauses Pilarski OHG in der Von-Guericke-Straße. Der Helmstedter Geschäftsführer ist seit Anfang Mai nicht mehr erreichbar. Am Mittwoch platzte die Bombe: Um noch zu retten, was zu retten ist, hat das Amtsgericht Wolfsburg in einem Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen ein allgemeines Verfügungsverbot erlassen. Die Gesellschafter werden damit vor die Tür gesetzt.

Insolvenzverwalter schließt „strafrechtlich relevantes Verhalten“ nicht aus

„Leider haben wir derzeit geschlossen“, informiert ein Zettel am Tor die Kundschaft. Mittwochmittag wurden die Schlösser am Gebäude und zum Gelände ausgetauscht. Gerüchteweise könnte sich der Helmstedter Geschäftsführer ins Ausland abgesetzt haben. Mit ihm soll knapp eine halbe Million Euro an Barvermögen fehlen. „Tresor und Kasse sind bis auf eine Handvoll Münzen leer, das waren keine drei Euro“, berichtet der vorläufige Insolvenzverwalter Tobias Hartwig (Kanzlei Schultze & Braun) unserer Redaktion.

Damit nicht genug: Ein wichtiges Standbein der Geschäfte des Autohauses Pilarski waren Kommissionsgeschäfte, also Verkäufe von gebrauchten Kundenfahrzeugen in deren Auftrag. „Laut Inventarliste sollten 55 Autos auf dem Hof stehen, es sind aber nur 15 vor Ort“, so Hartwig. „Strafrechtlich relevantes Verhalten kann ich nicht ausschließen.“

Kunden wollen wissen, wo ihr Auto steht

Die 15 Mitarbeiter des Autohauses, berichtet Hartwig weiter, wurden seit März nicht mehr bezahlt. Der Eigentümer des Geländes, auf dem die Werkstatt steht, hat ausstehende Mietzahlungen angemahnt. Angesichts der alarmierenden Meldungen aus Helmstedt sei der Mitgesellschafter des Autohauses – ein im polnischen Lodz ansässiger Unternehmer – schließlich nach Deutschland gereist. Am Montag stellte er mit Hilfe einer Dolmetscherin den Insolvenzantrag beim Amtsgericht. Hartwig wurde von dort als „starker vorläufiger Insolvenzverwalter“ bestimmt. „Das ist eine sehr weiteichende Sicherungsmaßnahme“, erklärt der Wirtschaftsjurist.

Er verschafft sich aktuell mit seinem Team einen Überblick und will Ordnung ins Geschäft bringen. Dafür hat er auch die Autos, die noch auf dem Hof stehen, gesichert. „Bei uns laufen die Drähte heiß, weil Kunden wissen wollen, wo ihr Auto steht. Das in jedem einzelnen Fall zu beantworten, ist aktuell schwierig.“ Sie sind nicht die einzigen, die auf der Zinne sein dürften: Viele Kunden haben beim Autohaus ihre Räder eingelagert.

Kanzlei sichert die vorhandenen Unterlagen

Nach Informationen unserer Zeitung wurden bereits mehrere Strafanzeigen bei der Polizei Helmstedt erstattet. Hartwig: „Wir werden alle Unterlagen sichern und parallel eine Sammeladresse in der Kanzlei einrichten, an die sich Kunden wenden können. Zu gegebener Zeit werden sie sich ihr Eigentum abholen können, soweit es noch vorhanden ist.“ Hartwig rechnet damit, dass das Insolvenzverfahren schon zum 1. Juli eröffnet wird.

Das Autohaus wurde 2011 gegründet und genoss einen guten Ruf – davon zeugen die zahlreichen positiven Bewertungen im Internet. Die Auto-Bild kürte die Pilarski OHG 2021 und 2022 jeweils zu den besten 1000 Autohäuser des Landes.

Seit einigen Wochen häufen sich jedoch Negativkommentare. Einer schreibt: „Auto verkauft und kein Geld bekommen. Musste einen Anwalt einschalten. Waren vor Gericht und es kam trotzdem kein Geld. Erst der Gerichtsvollzieher konnte unser Geld holen. Nie wieder.“ Ein anderer ärgert sich: „Insolvent ...Super … kann ich jetzt zum Anwalt und mein Geld einklagen.“

Hinweis: Das Autohaus Pilarski OHG in Helmstedt ist nicht identisch mit dem KFZ-Meisterbetrieb Jörg Pilarski in Warberg. Es besteht auch keine Geschäftsbeziehung. Inhaber Jörg Pilarski hat unsere Redaktion gebeten, darauf hinzuweisen.