Helmstedt. Das Energieunternehmen aus Helmstedt will künftig vor allem in Erneuerbare Energien investieren. In Salzgitter entsteht ein Netzdatencenter.

„Wir können Krise“, sagt Marten Bunnemann, Vorstands- und Finanzchef des Energieunternehmens Avacon. Der Manager hat am Freitagmorgen anlässlich der Jahreshauptversammlung den Geschäftsbericht für das Jahr 2022 vorgestellt. Und mit diesem kann er durchaus zufrieden sein. 106 Millionen Euro Überschuss wurden im Krisenjahr erwirtschaft, das durch ein Ende der Corona-Pandemie und ein Beginn des Ukraine-Kriegs gekennzeichnet war.

Versorgungslage für Winter 2023 ungewiss

Insgesamt 131 Millionen Euro Dividende wurden an die Anteilseigner ausgeschüttet, wovon 60 Prozent der Geschäftsanteile auf den Eon-Konzern und etwa 40 Prozent auf Landkreise und Kommunen entfallen. „2022 war trotz Energiekrise ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr mit starken Investitionen in die Zukunft“, sagt Bunnemann vor den Journalisten.

In Zahlen sind das 340 Millionen Euro, die der Konzern in neue Geschäftsfelder, den Ausbau von Stromnetzen und die kommunale Wärmetransformation stecken will, also die Umstellung auf klimafreundliches heizen. Bunnemann: „Unsere erheblichen Investitionen – vor allem in den Aus- und Umbau der Energienetze sowie deren Digitalisierung – sind wesentlich für den erfolgreichen Umbau unseres Energiesystems in eine klimaneutrale Zukunft.“

Bei aller Freude über die positive Bilanz mahnt er auch zur Vorsicht. Und sagt: „Die Energiekrise ist nach wie vor sehr präsent.“ Das hätte sich in massiven Preissteigerungen gezeigt, jedoch konnten eine Gasmangellage und Stromabschaltungen in 2022 abgewendet werden. Entwarnung gebe es nicht: „Für die nächsten Winter ist die Versorgungslage ungewiss“, sagt Bunnemann. Man bereite sich jetzt schon vor und treffe mit der Bundesnetzagentur gemeinsam Vorkehrungen. Der Endverbraucher müsse sich aber keine Sorgen machen, versicherte er sogleich. Privathaushalte und sensible Infrastruktur wie Krankenhäuser seien vor Gasabschaltungen geschützt. Hauptfaktor der Krise sei, dass der Ukraine-Krieg anhalte und man kein russisches Gas mehr beziehe. Hauptsächlich stamme das Gas jetzt aus Norwegen, Belgien und Niederlanden. Sein Fazit: „Energiesparen ist weiterhin das Gebot der Stunde“, mahnt der Avacon-Manager.

Salzgitter bekommt Hightech-Datencenter

Neben der Energie-Krise gebe es im Hause Avacon 2023 aber weitere Top-Themen. Dazu gehören die neuen Geschäftsfelder im Bereich Wasserstoff und Solarenergie, die sich der Konzern kontinuierlich erschließe. Im Bereich Wasserstoff wurde das Gemeinschaftsunternehmen Hazwei mit der Hansewerk, einem der größten Energieversorger Norddeutschlands, gegründet.

Vor allem aber das Photovoltaik-Geschäft sei zukunftsträchtig, und so hat die Unternehmensgruppe Avacon im September 2022 die Altmärker Solarstrom aus Klötze (Sachsen-Anhalt) übernommen und im Dezember Anteile an der GW Energie Tec aus Hohenhameln (Kreis Hildesheim) erworben.

„Mit dem Einstieg bei den beiden Solarteuren wollen wir die Energiewende weiterhin aktiv vorantreiben und das Lösungsportfolio für unsere Kunden noch attraktiver gestalten. Der Bedarf an Photovoltaik ist riesig, und wir beschleunigen mit der Akquise unsere Umsetzungsgeschwindigkeit bei der Planung und Realisierung nachhaltiger Energielösungen“, erklärt Bunnemann. Seit 2020 haben sich die Anmeldungen von Photovoltaik-Anlagen im Avacon-Netzgebiet mehr als verdreifacht.

Spannend für die Region: In Salzgitter-Watenstedt entsteht auf 1000 Quadratmetern das neue Netzdatencenter von Avacon – ein Hochleistungsrechencenter, das im Juni in Betrieb genommen werden soll. „Von Salzgitter aus werden von der Netzleitstelle 85.000 Kilometer Strom- und Gasnetze gesteuert“, führt Bunnemann aus. Nur mit digital verbundenen Energienetzen könne man erneuerbare Energien vor Ort effizienter nutzen, die Elektromobilität schneller voranbringen und die Transformation der Wärmeversorgung ermöglichen. Zudem könne man sich mit digitalen Energienetzen schneller unabhängiger von fossilen Brennstoffen und Energieimporten machen, heißt es von Avacon. Der Neubau sei das Herzstück der Netz-Infrastruktur und ein „klares Bekenntnis zum Standort Salzgitter“, so Bunnemann.