Clausthal-Zellerfeld. Berliner Makler bietet Erbprinzentanne zum Kauf an, Eigentümer hält an Plänen für TCM-Zentrum fest.

Ein Makler in Berlin bietet Erbprinzentanne für acht Millionen Euro zum Kauf an. Ist das Vorhaben, in dem Gebäudekomplex ein Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) aufzubauen, damit gestorben? „Auf keinen Fall“, meint Xiaochen Fu, Büroleiter der Erbprinzentanne GmbH und Vertreter von Geschäftsführer und Alleingesellschafter Zhao Boamin. Das Projekt solle auf jeden Fall realisiert werden. Wie genau, das wurde im Einzelnen nicht konkretisiert. Eine wesentliche Änderung ist aberspruchreif: Es werde ein Partner gesucht.

Dieser soll sich in Europa finden. „Denn von China aus“, meint Fu, „ist das derzeit nicht realisierbar“. Dieses Problem ist indessen nicht ganz neu. Schon vor zwei Jahren sprach Fu gegenüber der Goslarschen Zeitung von veränderten politischen Rahmenbedingungen in China, die den Geldtransfer nach Deutschland erschwerten.

Hotel und Klinik sollen entstehen

Bis 2012 befand sich in dem weit verzweigten Gebäudekomplex eine Rehabilitationsklinik für Onkologie. Als die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Braunschweig-Hannover 2015 die leerstehende Immobilie an den chinesischen Unternehmer Zhao Boamin verkaufte, keimte Hoffnung in Clausthal-Zellerfeld auf. In drei Bauabschnitten sollten über mehrere Jahre verteilt bis zu 40 Millionen Euro in das TCM-Zentrum Harz fließen. Neben traditionellen chinesischen Heilverfahren standen auch ein medizinisches Forschungs- und Ausbildungszentrum sowie ein Hotel der gehobenen Klasse im ursprünglichen Konzept für die Nachnutzung der ehemaligen Reha-Klinik. Für die benötigten Auslandsdarlehen habe der Alleingesellschafter eine Bürgschaft vom chinesischen Staat zugesagt bekommen, hieß es damals.

Danach ruhte still der See, bis vor zwei Jahren Fu die Oberharzer mit der Nachricht aufschreckte, dass die Erbprinzentanne GmbH mit einem Budget auskommen müsse, das maximal bei zehn Prozent der ursprünglich veranschlagten Investitionssumme liege. „Etwa drei bis vier Millionen Euro können wir einsetzen.“

Der Büroleiter räumte im Sommer 2018 in dem Gespräch mit der GZ ein: „Wir haben aber Schwierigkeiten, weitere Darlehen genehmigt zu bekommen.“ Denn Investitionen im sozialen und touristischen Bereich unterstütze der chinesische Staat nicht mehr. Ein Berliner Immobilien- und Architekturbüro sei dabei „zu ermitteln, welche Projektteile wir realisieren können und worauf wir verzichten müssen“.

Das Ergebnis sei nicht Erfolg versprechend gewesen, erklärte Fu jetzt auf Nachfrage. Ein Co-Investor, so er sich denn findet, ist nun die favorisierte Lösung. „Die Vision ist immer noch da“, bekräftigt Fu die Pläne für das TCM-Zentrum Harz. „Wir wollen das realisieren.“

Acht Millionen Euro als Kaufpreis

Dass eine in Berlin ansässige Immobilienagentur nun einen Käufer für den Gebäudekomplex sucht, dürfte trotz aller Beteuerungen von Statthalter Fu für Befremden im Oberharz sorgen. Insbesondere der mit acht Millionen angesetzte Kaufpreis stimmt nachdenklich – selbst dann, wenn man davon ausgeht, dass die Summe als Verhandlungsbasis gesehen wird. Schließlich hatte die Immobilie 2015 für vergleichsweise bescheidene 1,35 Millionen Euro den Besitzer gewechselt. Dass die Erbprinzentanne GmbH seitdem viel investiert hat, ist zumindest von außen nicht erkennbar.