Wernigerode. Die Hochschule Harz und die Hochschule für angewandtes Management führen eine erste gemeinsame Studie durch.

Die Outdoorbranche in Deutschland hat in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt. Die Anbieter von erlebnispädagogischen Aktivitäten, Abenteuerreisen und Outdoorsport (wie Bikeparks, Hochseilgärten oder Kanu-Verleih) trifft die Coronakrise nun schwer. „Das liegt auch daran, dass eine Eingrenzung schwierig ist und die vielschichtige Branche kein gemeinsames Sprachrohr hat“, sagt Prof. Dr. Sven Groß, Hochschullehrer für das Management von Verkehrsträgern an der Hochschule Harz. Gemeinsam mit Prof. Dr. Manuel Sand, Hochschullehrer für Outdoorsport und Adventuremanagement an der privaten Hochschule für angewandtes Management, hat er dazu eine erste Studie durchgeführt.

An der Onlinebefragung, die zwischen dem 20. April und dem 6. Mai stattfand, beteiligten sich 168 Unternehmen aus 15 Bundesländern – lediglich aus Bremen gab es keine Rückmeldung. „Auch wenn die Ergebnisse aufgrund der Diversität der Branche und der kaum zu fassenden Grundgesamtheit nicht repräsentativ sind, zeigen sich deutliche Tendenzen“, so der Harzer Hochschullehrer, der in Wernigerode in den Tourismusstudiengängen lehrt.

57 Prozent mussten die Angebote zeitweise komplett einstellen

Rund die Hälfte (55 Prozent) der befragten Unternehmen hat bereits Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, 28 Prozent mussten sich von Angestellten trennen, weitere Stellen sind in Gefahr.

Über die Hälfte der Anbieter (57 Prozent) mussten ihre Angebote zeitweise nahezu komplett einstellen (Rückgang um 91 bis 100 Prozent), nur etwa drei Prozent haben keinen Rückgang zu verzeichnen, die restlichen Unternehmen laufen auf „Sparflamme“. 72 Prozent der befragten Anbieter haben bereits Soforthilfe beantragt, weitere neun Prozent planen dies. Drei von vier Unternehmen haben – zum Zeitpunkt der Befragung – bereits Zahlungen erhalten (66 Prozent) oder in Aussicht (sieben Prozent), jedoch gab knapp die Hälfte an (47 Prozent), dass sie nicht glauben, dass die staatlichen Hilfen ausreichen werden.

Während vor der Corona-Pandemie fast alle Unternehmen die eigenen Perspektiven positiv einschätzten, ist derzeit knapp ein Drittel äußerst besorgt um das eigene Fortbestehen – immerhin ist ebenfalls ein Drittel zuversichtlich, dass das Unternehmen die Krise überlebt. Innerhalb der Branche trifft es den Abenteuerreisebereich – aus Sicht der befragten Unternehmen – am härtesten. Das hängt auch damit zusammen, dass die Perspektiven unterschiedlich sind. Während die Outdoorsportanbieter mit einer baldigen Öffnung rechnen, ist die Zukunft für erlebnispädagogische Anbieter (unter anderem Klassenfahrten) und Reiseveranstalter ungewiss.

Dennoch: „Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen kann der Krise etwas Positives abgewinnen und sieht sie als Chance für das Unternehmen“, sagt Professor Manuel Sand.

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Der Experte zieht ein Fazit: „Unsere Untersuchung zeigt, dass die Branche nicht mehr lange durchhält, ohne ein gemeinsames Sprachrohr ist sie jedoch weniger im Fokus von Politik und Öffentlichkeit.“ Damit Outdoorsportanbieter bald wieder öffnen können, wirkt Manuel Sand derzeit bei der Entwicklung eines Hygienekonzeptes mit – in Zusammenarbeit mit dem Verband Oberallgäuer Outdoorunternehmen und weiterer Partner. Für ihn ist Outdoorsport eine lohnenswerte Aktivität, gerade in Zeiten von Corona. „Speziell organisierte Outdoorsportangebote in der Natur, bei denen man sich unter professioneller Anleitung in einem geschützten Rahmen Herausforderungen und riskant wirkenden Situationen stellt, bringen viele positive Effekte mit sich, dazu zählen Entspannung, Stressreduktion, Stärkung des Selbstbewusstseins, Flow-Zustände, psychisches Wohlbefinden und eine Verbesserung des Immunsystems“, so der Professor, der im bayrischen Treuchtlingen, einem von acht Standorten der Hochschule für angewandtes Management, lehrt.