Die Einigung zwischen Fifa und öffentlich-rechtlichen Sendern ist wichtig. Die Fifa könnte in ihrer Herangehensweise vom VfL Wolfsburg lernen.
Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen wird in die europäischen Wohnzimmer übertragen, so weit die gute Nachricht dieser Woche. Gianni Infantinos Fifa sah in der erstmals eigenständigen Vermarktung der Rechte für das Weltturnier der Frauen in Australien und Neuseeland die Gelegenheit, die fünf wichtigsten europäischen Märkte inklusive Deutschland auszupressen, weil Interesse und Zuschauerzahlen signifikant gestiegen sind. Doch diese Gleichung ging nicht auf. Es wirkte, als bekomme die Fifa auf Kosten der Fans den Hals nicht voll. Inwieweit die europäische Rundfunkunion, zu der ARD und ZDF gehören, dem aus der Welt gerückten Fifa-Chef entgegenkam, ist nicht bekannt. Es tut aber auch nichts zur Sache.
- Kein TV-Blackout- ARD und ZDF übertragen Frauen-WM
- Stroot über Brand- Bringt alles mit, um durch die Decke zu gehen
- Kellermanns harsche Kritik an Bayerns Abstellungsrückzieher
Wichtig ist, dass das Turnier gezeigt wird, um die Entwicklung des Sports nicht ohne Not auszubremsen. Aus dem Machtspiel, in dem vor allem der Weltverband ein Bild der Gier abgab, sollte die Fifa lernen, es vielleicht ein bisschen so zu halten wie in Wolfsburg: Der VfL Wolfsburg verzichtet darauf, schnellstmöglichen Nutzen aus den erfolgreichen Frauen zu erzielen. Sie werden als Start-up gesehen, das gesund wachsen soll. Noch ist es ein Zuschussgeschäft für den Klub, der aber mit Idolen wie Alex Popp einen nachhaltigen Imagegewinn erfährt. Der Klub geht anders als die Fifa nicht aufs Ganze, sondern einen Schritt nach dem anderen – eine Gleichung, die aufgehen könnte.
Die WM-Zeiten sind in Europa wenig massenkompatibel
Ob die Massen wie bei der EM im Vorjahr zuschalten, ist fraglich. Die Spiele am anderen Ende der Welt laufen im europäischen TV in der Regel am fernsehunfreundlichen Vormittag. „Gefragt – gejagt“ und „Notruf Hafenkante“ haben auch nicht die Einschaltquoten von „Tatort“ und „Traumschiff“. Aber wenn es die Möglichkeit, das Weltturnier zu sehen, nicht gäbe, dann hätten alle verloren: Fifa, TV – und vor allem die Fans.