Wolfsburg. Die Mittelfeldspielerin des VfL Wolfsburg glaubt vor den Duellen gegen den FC Arsenal fest an den Finaleinzug in der Champions League.

Zweimal stand Jill Roord schon in einem Champions-League-Halbfinale. Jeweils – 2019 mit Bayern, vor einem Jahr mit dem VfL – war gegen den FC Barcelona dann Endstation. Im dritten Anlauf will die niederländische Fußball-Nationalspielerin endlich den Sprung ins Königsklassen-Endspiel erreichen. Die Mittelfeldspielerin des VfL Wolfsburg sagt: „Damals mit Bayern, aber auch mit Wolfsburg waren wir der Underdog. Jetzt habe ich nicht das Gefühl, dass wir der Außenseiter sind. Wenn wir richtig gut spielen, können wir das Finale erreichen.“ Die 25-Jährige hat vor den Duellen mit dem FC Arsenal gerade auch allen Grund, vor Selbstvertrauen nur so zu strotzen.

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Und das hängt vor allem mit den vergangenen Wochen zusammen, sowohl in der Nationalmannschaft als auch mit dem VfL. Bei den Niederlanden hatte der frühere Wolfsburger Profi-Trainer Andries Jonker die Zehnerin etwas mehr zurückgezogen – und diese Idee griff ihr Klubcoach Tommy Stroot im DFB-Pokal-Halbfinale bei den Bayern (5:0) gerne auf. Roord spielte auf einmal wie entfesselt, war als Achterin mit vielen Freiheiten ausgestattet, überall zu finden und so einer der Erfolgsgaranten für den Kantersieg beim Dauerrivalen.

Bei Wolfsburgs Sieg im Halbfinale des DFB-Pokals genoss Jill Roord (rechts) ihre Freiheiten im Mittelfeld – und hofft, hier auch gegen den FC Arsenal glänzen zu können.
Bei Wolfsburgs Sieg im Halbfinale des DFB-Pokals genoss Jill Roord (rechts) ihre Freiheiten im Mittelfeld – und hofft, hier auch gegen den FC Arsenal glänzen zu können. © dpa | Christian Kolbert

Roord genießt die Freiheiten auf der Acht

Sie erklärt: „Ich habe immer Zehner gespielt, aber es gibt Spiele, da bekomme ich auf dieser Position weniger Bälle.“ Steht sie stattdessen etwas tiefer, „bekomme ich mehr Bälle und auch besser ins Spiel. Vor allem in den großen Spielen wie gegen Bayern und hoffentlich auch gegen Arsenal gibt es immer viel Raum für Fußballer. Da ist es manchmal besser für mich, tiefer zu stehen, mehr Ballkontakte zu bekommen. Dann komme ich besser rein und wir als Mannschaft auch.“

Das Bayern-Spiel war nach Wochen, in denen sich die Wolfsburgerinnen schwer taten, ein Befreiungsschlag. Die Leichtigkeit war zurück. Warum? Roord kann es auch nicht erklären. „Manchmal brauchst du das. Wir haben analysiert und kritisch geguckt, und jetzt klappt es wieder. Das Halbfinale kommt für uns zum richtigen Zeitpunkt.“

Roord fühlt sich wohl: Ich sehe mich beim VfL

Auch für sie persönlich. Im Dezember bremste eine Fußverletzung sie aus, Roord war da in Topform. Die Probleme verfolgten sie noch weit ins aktuelle Jahr hinein. „Selbst wenn ich gespielt habe, dann mit Schmerzen. Das ist nervig, dann kann man nicht 100 Prozent geben. Es hat seine Zeit gebraucht, aber jetzt fühle ich mich gut.“ Weiß sie den Raum so zu nutzen wie in München, kann sie wieder eine sein, die den Unterschied ausmacht.

Und sie fühlt sich wohl in Wolfsburg. Im vergangenen Sommer gab’s kurz Kontakt zum FC Barcelona. Sie blieb. Wird das Thema noch mal konkret? „Ich habe noch ein Jahr Vertrag und ich sehe mich hier. Wir sind auch sehr erfolgreich hier – das passt gut“, so die 25-Jährige zur Situation beim VfL.

Jill Roord, hier im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League in Paris, fühlt sich wohl beim VfL Wolfsburg.
Jill Roord, hier im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League in Paris, fühlt sich wohl beim VfL Wolfsburg. © dpa | Franck Fife

Niederländerin lobt Arsenal – und betont die Wolfsburger Qualitäten

Dass der FC Arsenal ihr Ex-Klub ist, spielt jetzt keine große Rolle. Die Kontakte nach London sind mit Ausnahme zu ihren Nationalmannschaftskolleginnen seit ihrem Wechsel im Sommer 2021 abgerissen. Roord hat gleichwohl großen Respekt vor dem Gegner, sie sagt: „Ich habe das Spiel gegen Bayern gesehen, da fand ich Arsenal richtig stark, fußballerisch dominant.“

Doch trotz dieser Eindrücke aus dem Viertelfinale der Londonerinnen schiebt die 25-Jährige sofort hinterher: „Es ist auch unangenehm, gegen uns zu spielen, weil wir viel Power haben, das haben die wenigsten. Arsenal hat viel Qualität und eine richtig gute Mannschaft – aber es gibt viele Chancen für uns.“

Endspielort Eindhoven sorgt für Extra-Motivation

Die Engländerinnen reisen dabei mit massiven Personalproblemen an. Die Verletzung von Abwehrchefin Leah Williamson stellte sich als Kreuzbandriss heraus, sie verpasst auch die WM im Sommer, zudem fallen Top-Offensivkräfte wie Vivianne Miedema und Beth Mead ebenfalls mit Kreuzbandrissen aus. „Das ist schon heftig. Vor allem für die Spielerinnen, aber auch für die Mannschaft. Entweder es tut der Mannschaft richtig weh, aber es kann auch sein, dass sie noch enger zusammenrücken.“

Roord wird darauf keine Rücksicht nehmen. Sie will im dritten Anlauf in ihr erstes Finale. Dass es in Eindhoven und damit in ihrer Heimat stattfindet, ist ein besonderer Anreiz: „Das Finale ist überhaupt ein Traum. Dass es in Holland stattfindet, ist ein noch größerer. Meine Freunde, die Familie – alle würden zu dem Spiel kommen. Das ist eine extra Motivation.“

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Am Sonntag wollen Roord und Co. in der VW-Arena vorlegen. Am Freitagnachmittag waren fast 20.000 Tickets vergriffen. Die Niederländerin sagt: „Ein bisschen Druck kommt dazu, ich mag das, das tut uns gut. Im großen Stadion vor vielen Leuten zu spielen, macht am meisten Spaß.“

Champions-League-Halbfinale im Überblick:

Halbfinal-Hinspiele:

FC Chelsea – FC Barcelona Sa., 13.30 Uhr

VfL Wolfsburg – FC Arsenal So., 15.30 Uhr

Halbfinal-Rückspiele:

FC Barcelona – FC Chelsea Do., 27. April, 18.45 Uhr

FC Arsenal – VfL Wolfsburg Mo., 1. Mai, 18.45 Uhr

Endspiel in Eindhoven:

FC Chelsea/FC Barcelona – VfL Wolfsburg/FC Arsenal Samstag, 3. Juni, 16 Uhr