Wolfsburg. U17-Europameisterin Tessa Blumenberg hat beim VfL etwas geschafft, das zuletzt nur wenigen Spielerinnen aus dem eigenen Nachwucsh geglückt ist.

Es lief die 82. Minute in Duisburgs Schauinsland-Reisen-Arena, als Tessa Blumenberg beim VfL Wolfsburg an der Seitenlinie bereitstand. Wenige Augenblicke später kam sie für die niederländische Nationalspielerin Jill Roord, betrat erstmals in ihrer Karriere Bundesliga-Rasen und durfte einen 3:0-Sieg bei Kellerkind MSV mitfeiern. Das 18 Jahre alte VfL-Eigengewächs feierte sein Debüt im Team des nationalen Doublesiegers. Coach Tommy Stroot war hinterher voll des Lobes für die U17-Europameisterin, wies aber auch darauf hin, wie rar solche Gelegenheiten im topbesetzten Aufgebot für den eigenen Nachwuchs sind.

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In den vergangenen Jahren gab es nur wenige Spielerinnen aus der eigenen Talentschmiede, die sich beim Wolfsburger Aushängeschild empfehlen durften. Lotta Cordes (jetzt 1. FC Köln), Lisanne Gräwe (aktuell Bayer Leverkusen) und Anna-Lena Stolze (Twente Enschede) schnupperten in den vergangenen Jahren zumindest mal kurz rein.

Stroot: Ein Zeichen zur richtigen Zeit

Und jetzt Blumenberg, die im Zweitliga-Team im offensiven Mittelfeld zu Hause ist (15 Zweitliga-Spiele, fünf Tore, drei Assists) und im deutschen U19-Nationalteam Außenverteidigerin spielt. Die 18-Jährige hatte vor allem im Wintertrainingslager in Portugal einen guten Eindruck bei Stroot hinterlassen. In Länderspielpausen kommen auch immer mal wieder Spielerinnen aus der Reserve nach oben.

Der VfL wollte vor dem Champions-League-Halbfinale gegen den FC Arsenal (Hinspiel am Sonntag, 15.30 Uhr, in der VW-Arena) gerne so vielen Spielerinnen wie möglich noch einmal Verschnaufpausen gewähren. Zudem sind einige angeschlagen oder verletzt. Und mit Sandra Starke hatte der Klub zuletzt eine Spielerin zu Kooperationspartner Chicago Red Stars (nach der Saison zieht sie dann zu Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig weiter) verliehen. Also nahm der VfL mit Blumenberg eines seiner Toptalente mit dazu.

Stroot hatte von Anfang an nicht nur ein einfaches Kaderdebüt im Sinn, sondern auch einen (Kurz-) Einsatz für die 18 Jahre alte Mittelfeldspielerin, auf deren Trikot mit der Nummer 33 noch der Namensflock fehlte. Er sagt: „Es war ein Zeichen, das wir jetzt zur richtigen Zeit setzen konnten.“ Denn er weiß auch: Im Normalfall wird’s schwierig für Spielerinnen wie Blumenberg, gerade bei der großen Qualität im VfL-Kader.

VfL-II-Coach Daniel Kraus freute sich mit Tessa Blumenberg über ihr Bundesliga-Debüt.
VfL-II-Coach Daniel Kraus freute sich mit Tessa Blumenberg über ihr Bundesliga-Debüt. © oh | VfL Wolfsburg

Auch VfL-II-Coach Daniel Kraus schwärmt von Blumenbergs Qualitäten

Viele ziehen es bald vor, mehr Spielzeit bei anderen Bundesligisten zu bekommen – so wie Cordes, Gräwe oder Natasha Kowalski (jetzt SGS Essen), die es in Wolfsburg gar nicht zum Bundesliga-Debüt schaffte. „Man braucht eine extreme Geduld, um sich beim VfL durchsetzen zu wollen“, sagt Stroot, betont aber auch: „Wenn wir es machen können, dann haben wir auch den Fokus darauf.“ Und der Coach betont: „Wenn Tessa es nicht verdient hätte, dann hätten wir sie auch nicht gebracht.“

Blumenberg machte dann übrigens einen ballsicheren Eindruck, gleichwohl hatte sie keine entscheidende Szene. Aber sie durfte auf dem Platz noch Tabea Waßmuths Tor zum 3:0 bejubeln und sich hinterher von den rund 200 mitgereisten VfL-Fans feiern lassen. Daniel Kraus, seit vergangenem Sommer Coach des VfL II und Nachwuchskoordinator, erzählt: „Wir haben natürlich sofort geschrieben, die Freude war riesengroß.“ Kraus sagt über Blumenbergs Qualitäten: „Ihre Geschwindigkeit, sie sucht das Eins-gegen-eins und den Abschluss. Sie hat eine gute Entwicklung genommen und ist eine große Stütze ihrer Mannschaft.“

Wedemeyer als Paradebeispiel der Eigengewächse

Das Paradebeispiel für Stroot, wie es in Wolfsburg gehen kann, ist Joelle Wedemeyer. Gleichwohl spielt auch sie nicht regelmäßig, aber sie hat es geschafft, dauerhaft ganz dicht an dieser Mannschaft zu sein. Und wenn sie gebraucht wird, zeigt sie die Leistung. So wie am Mittwoch beim 3:0 in Duisburg, als Wedemeyer als offensiv ausgerichtete Rechtsverteidigerin zu den auffälligsten VfLerinnen zählte.

Vielleicht haben die Wolfsburgerinnen mit Blumenberg nun eine Nachfolgerin gefunden. Auch wenn der Weg dorthin noch weit ist.

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