Wolfsburg. Hier spricht Konzern-Boss Oliver Blume über die Volkswagen-Ziele bei Männern und Frauen des VfL Wolfsburg und den Grizzlys Wolfsburg.

Volkswagen steht hinter allen drei Wolfsburger Profisport-Mannschaften und lässt sich sein Engagement bei der Konzerntochter VfL Wolfsburg mit den Bundesliga-Männern und -Frauen sowie beim Eishockey-Erstligisten Grizzlys Wolfsburg, bei dem das Unternehmen der mächtige Hauptsponsor ist, einiges kosten. Der sportbegeisterte Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume verfolgt das Geschehen bei den Teams genau und hat eine klare Meinung zur wechselhaften Saison, in der die VfL-Männer das große Sorgenkind sind.

„Es war eine Saison der verpassten Chancen“, sagt Blume mit Blick auf die VfL-Männer, die ihr Ziel Europa nicht erreichen werden und aufpassen müssen, nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten. Der Konzernchef ist Fußballfan, lässt sich regelmäßig bei den Spielen der Wölfe blicken. Dass sich der Klub kürzlich von Trainer Niko Kovac trennte und Ralph Hasenhüttl als Nachfolger verpflichtete, sei unter den Umständen unausweichlich gewesen. „Im Sport gibt es Phasen, in denen man einen Trainerwechsel vornehmen muss. Niko Kovac hat tolle Arbeit geleistet, aber die Mannschaft brauchte neue Impulse.“

Volkswagen-Konzernchef Blume setzt auf den Trainerwechsel beim VfL Wolfsburg

Hasenhüttls Einstand verlief durchwachsen. Auf den Hoffnung verbreitenden 2:0-Sieg in Bremen folgte mit der 1:3-Heimniederlage gegen Mönchengladbach schon gleich die Ernüchterung. Blume hofft trotzdem darauf, dass der Trainerwechsel die Wende bringt, „um die Saison noch ordentlich abzuschließen“. Die letzten sechs Spieltage der Saison 2023/24 muss sich der aktuelle Tabellen-14. zusammenreißen und seine fünf Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz verteidigen. „Dann werden wir die Mannschaft für die nächste Saison richtig gut aufstellen, um wieder um die europäischen Plätze mitzuspielen.“

Besuch beim VfL Wolfsburg: VW-Chef Oliver Blume (vorn, von links) und Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann sind bekennende Fußballfans.
Besuch beim VfL Wolfsburg: VW-Chef Oliver Blume (vorn, von links) und Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann sind bekennende Fußballfans. © imago | Susanne Hübner

Der Verein hat für Blume eine wichtige Funktion am Unternehmenssitz, weshalb er zum Engagement steht und auch finanziell keine Einschnitte vornehmen wird. „Der VfL ist ein tolles Markenzeichen für die Stadt, aber auch für den Volkswagen-Konzern. Wir als Volkswagen haben ein klares Bekenntnis zum VfL abgegeben, inklusive eines vernünftigen und notwendigen finanziellen Rahmens, dazu stehen wir. Es ist wichtig, den Blick nach vorn zu lenken und in Chancen zu denken. Wir hoffen, dass wir in der nächsten Saison mit dem neuen Trainer durchstarten und dann im oberen Drittel der Tabelle landen.“

VW-Chef Blume lobt Führung des Wolfsburger Fußball-Bundesligisten

Was Blume unabhängig vom überraschend gekommenen Weggang von Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer optimistisch stimmt, ist: „Das Gefüge des Vereins ist gesund, und wir haben auch eine gute, funktionierende Mannschaft. Es waren in dieser Saison hervorragende Spiele dabei. Manchmal mangelte es nur an den richtigen Ergebnissen.“

Wenn es uns gelingt, in absehbarer Zeit wieder in Europa zu spielen, ist das ein wichtiger Erfolg.
Oliver Blume - VW-Chef, zu den sportlichen Zielen der Männer des VfL Wolfsburg

Angesprochen auf die einstigen Königsklassen-Ambitionen seines Vor-Vor-Vorgängers Martin Winterkorn sagt Blume: „Ich bin Sportler und will immer gewinnen. Daher ist die Champions League bei den VfL-Frauen prinzipiell ein gutes Ziel. Bei den Männern sollten wir Schritt für Schritt denken. Wenn es uns gelingt, in absehbarer Zeit wieder in Europa zu spielen, ist das ein wichtiger Erfolg. Es gäbe dann weitere finanzielle Möglichkeiten, um die Mannschaft weiter zu verstärken. Es gibt viele ambitionierte und finanzstarke Vereine in der Bundesliga. Somit gehört auch einiges dazu, unsere Ziele zu erreichen.“

Frauen-Team des VfL Wolfsburg droht, finanziell abgehängt zu werden

Um künftig höhere Investitionen in die Bundesliga-Fußballerinnen des VfL, die in dieser Spielzeit die Champions-League-Gruppenphase verpasst und den Titelkampf in der Liga mit Bayern München schon so gut wie verloren haben, wird der Mutterkonzern vermutlich nicht herumkommen. Die Konkurrenz – vor allem aus England, aber auch Spanien, Frankreich und Italien – hat nun mit etwas Verzögerung ebenfalls entdeckt, dass der Fußball der Frauen ein lohnenswertes Betätigungsfeld und Marketing-Mittel darstellt.

Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg (rechts Joelle Wedemeyer) müssen aufpassen, dass sie sich nicht schon auf nationaler Ebene vom FC Bayern München (links Klara Bühl) abhängen lassen.
Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg (rechts Joelle Wedemeyer) müssen aufpassen, dass sie sich nicht schon auf nationaler Ebene vom FC Bayern München (links Klara Bühl) abhängen lassen. © picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Die europäischen Topklubs haben das Wettbieten um die besten Spielerinnen auf ein neues Niveau gehoben. Die Wölfinnen müssen allein in diesen Sommer die Abgänge von Leistungsträgerinnen wie Lena Oberdorf (Bayern München/450.000 Euro Ablöse), Dominique Janssen (nach England/Vertrag läuft aus) und wohl auch Star-Angreiferin Ewa Pajor verkraften. Dem Vernehmen nach sollen Manchester United und Paris St.-Germain Bereitschaft gezeigt haben, die vertraglich festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 500.000 Euro für die Polin zu zahlen. Das wäre Bundesliga-Rekord.

Volkswagen-Konzernchef Blume macht Wolfsburger Erstliga-Fußballerinnen Hoffnung

Doch Blume scheint nicht bereit zu sein, das Standing der VfL-Frauen kampflos aufzugeben. „Wir sind sehr stolz auf unsere Fußballmannschaft der Frauen. Wettbewerb hat etwas Gutes, sich selbst noch mal anzuspornen und besser zu werden. Wir werden diese Entwicklung mitmachen“, antwortet der Volkswagen-Konzernchef auf die Frage, welche Rolle die Wölfinnen angesichts des steigenden Konkurrenzdrucks künftig spielen sollen. „Beim Volkswagen-Konzern haben wir in den vergangenen Jahren die Weichen dafür gestellt, international weiter ganz oben mitzuspielen. Das Gleiche gilt nun auch für unsere Frauen-Mannschaft, bei der der Wettbewerb ebenfalls deutlich schärfer geworden ist.“

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Der VfL habe viel dazu beigetragen, dass das Niveau im Fußball der Frauen über Deutschland hinaus stetig gestiegen sei. Ganz nebenbei heimsten die Wölfinnen sieben Meistertitel, zehn DFB-Pokalsiege und zwei Champions-League-Trophäen ein. „Wir haben in der Vergangenheit viele Erfolge erzielt und wollen in Zukunft daran anknüpfen.“ Der nächste Titel könnte sogar noch in dieser Saison folgen: Die Wölfinnen stehen im DFB-Pokal-Finale, treffen dort auf München.

Lob und Unterstützung gibt es von VW auch für die Grizzlys Wolfsburg

Etwas anders gelagert ist der Fall bei den Grizzlys Wolfsburg. Sie sind keine Volkswagen-Tochter, der Autobauer ist stattdessen nur der Hauptsponsor. Allerdings ein mächtiger. Zwischen sechs und sieben Millionen Euro pro Jahr soll Volkswagen in den Allerpark überweisen. Die Zusammenarbeit ist eng, mittlerweile gibt es deutlich mehr Marketing-Aktionen als zu früheren Zeiten. Mit ihrem Gesamtbudget rangieren die Grizzlys im Mittelfeld der 14 Klubs umfassenden Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Eishockey-Profis symbolisch im Werker-Outfit: Ryan O’Connor (links) und Luis Schinko von den Grizzlys Wolfsburg präsentieren das Sondertrikot des DEL-Klubs, das im Stil der Arbeitskleidung der Volkswagen-Mitarbeiter gehalten ist.
Eishockey-Profis symbolisch im Werker-Outfit: Ryan O’Connor (links) und Luis Schinko von den Grizzlys Wolfsburg präsentieren das Sondertrikot des DEL-Klubs, das im Stil der Arbeitskleidung der Volkswagen-Mitarbeiter gehalten ist. © Grizzlys Wolfsburg/FMN | City-Press GmbH

In vielen Jahren haben sie jedoch sportlich mehr aus ihren Möglichkeiten gemacht, als nach den finanziellen Aufwendungen zu erwarten gewesen wäre. In dieser Saison waren sie immerhin Hauptrunden-Vierter nach 52 Spieltagen, ehe sie mit 0:4 Siegen gegen RB München im Viertelfinale die Segel streichen mussten. Viermal (2011, 2016, 2017 und 2021) waren sie Vizemeister. Lediglich dreimal in 18 DEL-Saisons verpassten sie die Play-offs. Der Meistertitel fehlt jedoch noch. „Wir haben den Vertrag mit den Grizzlys gerade verlängert. Sie haben auch tolle Erfolge erzielt. Für den ganz großen Titel hat es zwar noch nicht gereicht. Aber schon das beständige Erreichen der Play-offs ist eine große Leistung angesichts der Rahmenbedingungen. Die Grizzlys sind auch ein Engagement, das für Volkswagen und die Stadt wichtig ist“, sagt Blume.

Seine Aussagen sollten den Sportfans Hoffnung machen, dass Wolfsburg sowohl im Fußball als auch im Eishockey als Standort deutlich sichtbar auf der Landkarte bleibt.

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