Wolfsburg. Der Coach des VfL Wolfsburg singt gerne und bekam in England früh ein Ständchen. Doch gegen Gladbach am Sonntag muss erst ein Sieg her.

Für Ralph Hasenhüttl steigt am Sonntag die Trainer-Heimpremiere in der Volkswagen-Arena, wenn der VfL Wolfsburg im Abendspiel ab 17.30 Uhr Borussia Mönchengladbach empfängt. Bei der erwartet der Coach von den Fans der Grün-Weißen zunächst mal gar nichts. „Ich glaube, ich brauche nichts zu erwarten. Wir sollten wissen, was wir zu geben haben. Dann können wir was erwarten“, sagte der neue VfL-Coach. Das Team befinde sich noch immer im Bereich der Bringschuld und müsse zunächst einzahlen. Erst dann könne man darauf bauen, unterstützt zu werden, so der Österreicher.

Ob das klappen wird, bleibt abzuwarten. Zumindest eines will der neue Mann an der Seitenlinie aber sicherstellen: Die Profis sollen mit einem positiven Gefühl und vor allem gut ausgeschlafen in die Partie gehen. Die Übernachtung im Mannschaftshotel entfällt aufgrund der späten Anstoßzeit. Daheim schlafen ist also für die Spieler angesagt, bei einigen im Kreise ihrer Familie. Am Sonntag werde man sich dann treffen, kurz aktivieren und lediglich ein Tageshotel beziehen, so Hasenhüttl. Insofern gebe man sich „nicht die volle Dröhnung, aber so halb-halb“.

Hasenhüttl über VfL Wolfsburg: Qualität im Kader, nettes Umfeld

Der Trainer hat beim VfL die erste komplette Trainingswoche mit dem Team hinter sich. In der vergangenen Woche waren die Nationalspieler erst nach und nach wieder von ihren Auswahlteams zurückgekehrt. „Da ist Qualität, da ist Potenzial in vielen Spielern“, erklärte der Coach. Das habe er nicht anders erwartet. Auch das Umfeld habe er inzwischen immer mehr kennengelernt. Man könne sich wohlfühlen beim VfL, auch die Menschen in der Stadt seien nett und zugänglich, so der Trainer, der seinen Einstand im Mannschaftskreis allerdings noch nicht gefeiert hat. Bei seiner vorherigen Station beim FC Southampton habe er mit dem Staff singen müssen, erklärte der 56-Jährige. Das sei für ihn aber nicht dramatisch gewesen, weil er das sowieso gerne mache. Welchen Song der Coach zum Besten gab, wollte er nicht verraten – schließlich wolle er keinem eine Steilvorlage liefern.

In sportlicher Hinsicht hat der Trainer eine Baustelle: In der Defensive sind mit Maxence Lacroix und Cedric Zesiger zwei Innenverteidiger gesperrt. Dass zentral Sebastiaan Bornauw und Moritz Jen, der neu in die Startelf rückt, verteidigen werden, darum machte der VfL-Cheftrainer kein Geheimnis. Hinter ihnen wird in jedem Fall erneut Pavao Pervan im Wolfsburger Tor stehen, da Stammkeeper Koen Casteels nach wie vor mit einer Muskelverletzung im Schulterbereich ausfällt. Da Linksverteidiger Rogério zuletzt angeschlagen war, ist denkbar, dass Joakim Maehle auf seine Position rückt und der zuletzt offensiv aufgestellte Ridle Baku als Rechtsverteidiger agiert.

Offensive der Wolfsburger bietet mehrere Optionen

Noch spannender wird es in Sachen Aufstellung in der Offensive. Kevin Paredes litt zuletzt unter muskulären Problemen, ist aber dennoch eine Option für die Außenbahn. Für einen Einsatz von Beginn an hatte sich beim 2:0-Erfolg in Bremen Lovro Majer mit einer engagierten Leistung und einem Treffer empfohlen. Den Kroaten sieht der Coach grundsätzlich am ehesten auf der Zehnerposition. „Er ist laufstark, am Ball stark, hat den Blick für die letzte Linie.“ Gut möglich, dass der 26-Jährige in die Startelf rutscht. Dort würde aber sicher auch gerne Patrick Wimmer stehen, der nach seiner Ein-Spiel-Rotsperre aus der Augsburg-Partie wieder eine Option ist. „Nur unglückliche Sperren hier. Da sind wir wieder bei Glück und Pech“, witzelte Hasenhüttl und stichelte damit erneut gegen Vorgänger Niko Kovac, der mit dem fehlenden Quäntchen Glück allzu oft gehadert hatte. Wimmer liefere offensiv ein gutes Gesamtpaket ab und sei „ein Spieler, der uns auch besser machen kann“.

So könnte der VfL Wolfsburg gegen Mönchengladbach spielen.
So könnte der VfL Wolfsburg gegen Mönchengladbach spielen.

Und in vorderster Reihe stellt sich die Frage, ob erneut Kevin Behrens und Amin Sarr stürmen oder Jonas Wind in die erste Elf zurückkehrt. Wobei die Systemfrage ebenfalls noch offen ist: Wird es ein 3-4-3 wie in Bremen oder doch ein 4-2-3-1?

Mönchengladbach hat nur Hasenhüttl in guter Erinnerung

An Gladbach jedenfalls haben die Wolfsburger nicht die besten Erinnerungen: Bei der 0:4-Hinspielschlappe lieferten die Wölfe die wohl schlechteste Saisonleistung ab. Nur gut drei Wochen später unterlagen sie im DFB-Pokal-Achtelfinale im Borussia-Park knapp mit 0:1 nach Verlängerung. Hasenhüttl will sich mit diesen Spielen nicht lange aufhalten. Persönlich verbindet er die Fohlen mit einer eher positiven Anekdote aus dem Jahr 2018: Als Leipzig-Trainer habe er den früheren RB-Spieler Ademola Lookmann bereits auf der Auswechselliste gehabt, weil dieser immer weggerutscht sei, berichtete er. Doch er blieb drin. In der 89. Minute erzielte der Nigerianer dann doch das 1:0-Siegtor.

Ob durch ein spätes Tor oder ein frühes – drei Punkte wünscht sich Hasenhüttl auch jetzt. Denn auch die leidgeplagten VfL-Fans dürften nur auf diese Weise zu versöhnen sein. Vielleicht singen sie dann ja nach Schlusspfiff für den Trainer, ähnlich wie damals die Anhänger von Southampton. Nur das Lied dürfte ein anderes sein. Nach Hasenhüttls zweitem Sieg mit dem englischen Klub bei Huddersfield Town stimmten die Fans eine besondere Version von Whams „Last Christmas“ an. Die Textzeile „I‘ll give it to someone special“ wurde dabei zu „I‘ll give it to Hasenhüttl“.

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