München. Am Dienstag bestreitet das Eishockey-Team die WM-Generalprobe gegen die USA. Der Kader ist angesichts vieler Verletzter eine Baustelle. Die Zusage eines NHL-Stars sorgt für bessere Stimmung.

Nach etlichen personellen Rückschlägen gibt es für den neuen Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis wenige Tage vor dem Start der Weltmeisterschaft doch noch gute Nachrichten.

Kurz vor der WM-Generalprobe mit seinem noch unfertigen Kader gegen die USA darf Kreis in Weltklasse-Verteidiger Moritz Seider von den Detroit Red Wings noch einen weiteren NHL-Star in München begrüßen. „Wir freuen uns, dass wir auch beim kommenden Turnier auf seinen Einsatz und seine Energie bauen können und er unsere Mannschaft verstärkt“, sagte DEB-Sportdirektor Christian Künast am Montag.

Der zum besten Verteidiger der WM 2021 in Riga gekürte Seider hatte seine WM-Teilnahme zuvor aufgrund einiger Blessuren körperlich angeschlagen eigentlich schon abgesagt. Nach einigen Tagen Regeneration fühlt sich der 22-Jährige nun aber doch für die WM in Finnland und Lettland bereit.

Kader-Upgrade genau zur richtigen Zeit

„Nach den Gesprächen direkt nach dem Ende der NHL-Saison gab es weiter Kontakt zwischen Moritz und uns. Nun hat er uns signalisiert, dass er seine Blessuren rechtzeitig vollständig auskuriert hat und sich zu einhundert Prozent bereit fühlt, mit zur WM zu fahren. Da war es für uns keine Frage, ihn noch vor der Abreise nach Finnland in den WM-Kader aufzunehmen“, sagte Künast.

Das unverhoffte Kader-Upgrade kommt für den Deutschen Eishockey-Bund genau zur rechten Zeit, auch wenn Seider am Dienstag und möglicherweise auch am Freitag zum WM-Start gegen den elfmaligen Weltmeister Schweden in Tampere noch nicht mitwirken wird. Denn erst wenige Stunden zuvor hatte der DEB von einem emotionalen WM-Aus von Routinier Yasin Ehliz berichtet. Der 30 Jahre alte Angreifer vom Meister Red Bull München ist einer von inzwischen fast 15 Leistungsträgern, die verletzt absagen mussten. „Bei Yasin flossen Tränen, weil er nicht mehr dabei sein kann“, sagte Künast.

„Wir haben nicht mehr viel Zeit“

Ob am Abend Freudentränen bei den Verantwortlichen flossen, als klar war, dass Seider auf dem Weg nach München war, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass der 22-Jährige die deutsche Abwehr in den vergangenen Jahren immer auf ein anderes Level gehoben hat und dem neuen Bundestrainer nach bislang durchwachsener Vorbereitung auch wieder enorm helfen wird.

Knifflig bleiben die Tage vor dem WM-Start aber allemal. Erst in der vergangenen Woche hatte Kreis den halben Kader ausgetauscht, weil erst zur letzten Vorbereitungsphase in München rund ein Dutzend Spieler der DEL-Finalisten München und Ingolstadt sowie NHL-Stürmer JJ Peterka (Buffalo) zur Verfügung standen.

Allein deshalb kommt dem Spiel gegen die USA besondere Bedeutung zu. „Das wird sehr, sehr wichtig für uns, um zusammenzuwachsen. Wir haben nicht mehr viel Zeit“, sagte Sturm-Routinier Marcel Noebels von den Eisbären Berlin. Für Söderholm-Nachfolger Kreis ist es die letzte Möglichkeit, seinem nach wie vor unfertigen WM-Kader einen letzten Stresstest zu unterziehen, ehe es am Mittwoch weiter nach Finnland geht.

Auch Wissmann und Gawanke reisen an

Hinzu kommen nun weitere ungeplante Kader-Umstellungen nach der Absage von Ehliz und der Verstärkung der Verteidigung. Denn nach Seider sollen auch noch die Abwehrspieler Kai Wissmann (Providence) und Leon Gawanke (Manitoba) aus der zweitklassigen nordamerikanischen Profiliga AHL kommen. Damit muss der aktuelle Kader vor dem Abflug am Mittwoch nach Tampere noch einmal um vier Akteure - allein drei Abwehrspieler - verkleinert werden.

Die Herausforderungen für Kreis reißen somit nicht ab. Sein Vorgänger Toni Söderholm, der den DEB im vergangenen November überraschend vorzeitig und geradezu fluchtartig verlassen hatte, sieht im 64-Jährigen indes genau den richtigen Mann, um die aktuell schwierige Aufgabe vor dem WM-Start zu meistern. „Er hat viel Erfahrung und das Gespür für das Spiel“, sagte Söderholm der Deutschen Presse-Agentur.

Der vorläufige Kader im Überblick:

Tor: Maximilian Franzreb (Bremerhaven Pinguins/26 Jahre), Mathias Niederberger (EHC Red Bull München/30), Dustin Strahlmeier (Grizzlys Wolfsburg/30)

Abwehr: Dominik Bittner (Grizzlys Wolfsburg/30), Tobias Fohrler (HC Ambri-Piotta/Schweiz/25), Leon Hüttl (ERC Ingolstadt/22), Jonas Müller (Eisbären Berlin/27), Moritz Müller (Kölner Haie/36), Marco Nowak (Eisbären Berlin/32), Moritz Seider (Detroit Red Wings/NHL/22), Maksymilian Szuber (Red Bull München/20), Fabio Wagner (ERC Ingolstadt/27), Mario Zimmermann (Straubing Tigers/22)

Angriff: Andreas Eder (Red Bull München/27), Alexander Ehl (Düsseldorfer EG/22), Daniel Fischbuch (Düsseldorfer EG/29), Dominik Kahun (SC Bern/Schweiz/27), Maximilian Kastner (Red Bull München/30), Marcel Noebels (Eisbären Berlin/31), John-Jason Peterka (Buffalo Sabres/NHL/21), Justin Schütz (Red Bull München/22), Samuel Soramies (Augsburger Panther/24), Wojciech Stachowiak (ERC Ingolstadt/23), Nico Sturm (San Jose Sharks/NHL/28), Frederik Tiffels (Red Bull München/27), Parker Tuomie (Straubing Tigers/27), Filip Varejcka (Red Bull München/22)