Sandefjord. Tischtennisspieler Thomas Beck aus Lonau hat in Sandefjord an der Senioren-EM teilgenommen - sportlich und darüber hinaus ein Erfolg.

Seine Liebe zum Tischtennis hat den Lonauer Thomas Beck schon so manches außergewöhnliches Erlebnis beschert. So auch in diesem Sommer, denn der Harzer nahm in Norwegen an der Senioren-Europameisterschaft teil. Die Ausrichter im Land der Fjorde hatten im Vorfeld bereits einen hohen Anspruch formuliert, nicht weniger als „die beste Veteranen-Veranstaltung aller Zeiten“ wollte man organisieren.

Und tatsächlich war schon der Veranstaltungsort außergewöhnlich, berichtete Beck. Zum einen war es eine Europameisterschaft der kurzen Wege, da quasi das gesamte Teilnehmerfeld - insgesamt 1770 Akteure - vor Ort im Oslofjord Convention Center untergebracht werden konnte. Zum anderen war es für die meisten der großen Tischtennisfamilie eine wirklich schöne Möglichkeit, auch außerhalb des Turniergeschehens Zeit miteinander zu verbringen, Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen. „Genau diese Tatsache wurde auch von nahezu allen als sehr angenehm empfunden“, beobachtete der Lonauer.

Die Eröffnungsfeier fand in einer wirklich schönen Lokation statt, wenngleich das Niveau des Vorjahres in Rimini kaum zu toppen war. Gespielt wurde in den verschiedenen Konkurrenzen an 116 Tischen, im Einzel reichte es für den Lonauer in diesem Jahr in der Gruppe allerdings nur zu Rang drei. Nach einem Sieg und zwei Niederlagen ging es für Beck in der Consolationes-Group (Trostrunde) weiter. Dort konnte er dann drei Spiele gewinnen, bevor der Lauf dann im Achtelfinale zu Ende war.

Tischtennis-Platten so weit das Auge reicht: So sieht es während der Senioren-EM im Oslofjord Convention Center aus.
Tischtennis-Platten so weit das Auge reicht: So sieht es während der Senioren-EM im Oslofjord Convention Center aus. © privat | Thomas Beck

Im Doppel an der Seite von Piotr Frackowiak

Im Doppel war der Druck dann für den Kreisligaspieler schon sehr hoch, schließlich war es ihm vergönnt, mit dem Deutschen Ü50-Meister von 2019, Piotr Frackowiak, anzutreten. Sein Partner war eine Zeit lang in der zweiten Bundesliga aktiv. „Natürlich will man dann nicht der ausschließliche Grund für ein frühes Ausscheiden sein“, machte sich Beck schon ein wenig Druck.

Die Befürchtungen sollten sich aber als grundlos erweisen. In der Gruppenphase konnten Frackowiak/Beck mit 3:0 gegen ein deutsches Team, mit 3:0 gegen ein französisches Team und zuletzt noch mit 3:2 gegen ein norwegisches Doppel gewinnen. Bei den Nordeuropäern stand mit Roar Blikken ein ehemaliger Nationalspieler am Tisch, eine echte Aufgabe. Nach drei engen Sätzen lagen die Deutschen mit 1:2 zurück, im vierten Durchgang beim Stand von 6:9 nahmen die Deutschen eine Auszeit und konnten den Satz dann noch zum 11:9 drehen. Der Schlussdurchgang ging einigermaßen souverän mit 11:7 an Frackowiak/Beck, die sich damit den Gruppensieg und den Einzug in die Hauptrunde holten.

So lief die K.-o.-Runde

In der K.-o.-Runde folgte zunächst ein glatter Dreisatz-Sieg gegen ein norwegisches Duo. Mit Begala/Krajci, zwei starken Slowaken, wartete eine echte Herausforderung. Die Gegner führten 2:1 nach Sätzen und gingen auch im vierte Satz mit 6:1 in Führung. Dann jedoch konnten die Deutschen den Satz noch drehen und auch den fünften Durchgang mit 11:6 für sich entscheiden.

In Runde drei bedeuteten mit Safai/Ekström schließlich zwei Schweden die Endstation. Zufällig hatte man gegen die Beiden schon in der Trainingshalle ein Spiel gemacht, das wenig ideal verlaufen war. Diesmal konnte das deutsche Duo nach verlorenem ersten Satz ausgleichen und führte auch in Satz drei, doch letztlich ging der Durchgang noch an die Schweden. Die holten sich auch Satz vier - das Turnier war für Frackowiak/Beck damit beendet.

Was Frackowiak zum Turnier-Verlauf sagt

Die sportliche Bilanz des Lonauers konnte sich dennoch sehen lassen. Von sieben Einzeln gewann Beck vier, von sechs Doppeln fünf. In der Hauptrunde der Doppelkonkurrenz schafften es Frackowiak/Beck somit unter die besten 16 von mehr als 100 Doppelpaarungen. „Da gibt es keinen Grund, unzufrieden zu sein, zumal der Anteil der ehemaligen Profispieler mit jeder Runde steigt“, unterstrich der Harzer.

Auch sein Doppelpartner Piotr Frackowiak zeigte sich zufrieden: „Wir haben ein tolles Turnier gespielt und wir haben super Ergebnisse erreicht. Ich hätte niemals gedacht, dass wir es aus der Gruppe in die Hauptrunde schaffen, schon gar nicht als Gruppenerster. Unter die besten 16 zu kommen, in einer Europameisterschaft, an der auch ehemalige Profis teilnehmen, ist in der mit 215 Spielern besetzten Konkurrenz Ü55 eine wirklich gute Leistung.“

Zwei Siege mehr, und der Gegner hätte wie schon in Las Vegas 2018 Andreas Fejer-Konnerth geheißen. Der langjährige Bundesligaspieler trat mit Erik Kirsten im Doppel an und holte sich verdient den Doppeltitel, er wäre der Halbfinalkontrahent gewesen.

Beck führt Gespräch mit ITTF-Präsidentin Petra Sörling

Am Rande des Turniers konnte Beck auch Herzensangelegenheit abhaken, nämlich mit der ITTF- Präsidentin Petra Sörling (Schweden) ein nettes Gespräch zu führen. Dabei ging es dem Lonauer auch um Anregungen, die er der Frau an der Spitze des Tischtennis-Weltverbands mit auf den Weg geben wollte. Zum einen drückte er sein Bedauern darüber aus, dass kaum noch prominente Ex-Profis an den Seniorenturnieren teilnehmen. „Aufgrund der Nähe zu Schweden hätte man sich über einen Jan Ove Waldner ganz sicher nicht nur gefreut, es wäre auch ein Magnet für Zuschauer und Teilnehmer gewesen“, so Beck.

Außerdem bat der Harzer, den Zeitverzug nicht direkt auszugleichen, wenn Spiele in Verzug geraten: „Im Seniorenbereich ist schon zu beachten, dass ein Spieler etwas Regenerationszeit braucht, insbesondere in den höheren Altersklassen.“ Eine dritte Anregung betraf die Kommunikation rund um das Turnier: „Dass es in der heutigen Zeit, dem digitalen Zeitalter, nicht möglich ist, zumindest die meisten Sprachen auf den Seiten der Veranstalter einstellen zu können, ist schon unverständlich. Das sollte nicht unmöglich sein und wäre gerade im Seniorenbereich äußerst hilfreich, wenn nicht sogar zielführend.“

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte fiel das Gesamtfazit des Lonauers sehr positiv aus: „Es war eine gelungene Europameisterschaft mit unglaublich vielen, schönen Eindrücken in einer außergewöhnlich schönen Landschaft, mit fantastischen Menschen, die an verschiedenen Karaoke-Abenden zudem im voll besetzten Saal eine wahnsinnige Stimmung gemacht haben.“ An einem spielfreien Tag nutzte Beck zudem die Zeit für einen Ausflug per Fähre in das nahegelegene Schweden.

Der Lonauer Thomas Beck im Oslofjord Convention Center.
Der Lonauer Thomas Beck im Oslofjord Convention Center. © privat | Thomas Beck

Nächstes Ziel: WM in Italien

„Einmal mehr muss man sagen, dass unser Sport, bei dem es immer wieder um den direkten Vergleich mit dem Gegner geht, gerade für Senioren, die zum überwiegenden Teil nicht mehr aktiv in entscheidenden Positionen arbeiten oder in wichtigen politischen Ämtern tätig sind, die besten Möglichkeiten bietet, körperlich und geistig fit zu bleiben und sich gleichzeitig noch Anerkennung und Respekt zu verschaffen“, so Beck, der ergänzt: „Dieses Gemeinschaftsgefühl in dieser Tischtennisgemeinde ist es einfach wert, bei so einem Turnier mit dabei zu sein.“

Das nächste Ziel der Tischtennis-Enthusiasten steht auch schon fest. Im kommenden Jahr geht es in die „Ewige Stadt“ nach Rom zur Weltmeisterschaft, zumindest für alle, die bis dahin gesund bleiben und die Gelegenheit haben. Beck, soviel ist sicher, wird alles versuchen, um auch in Italiens Hauptstadt am Tisch zu stehen.

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