Osterode. Landesverbände und DTTB einigen sich auf Lösung: Die Saison wird vorzeitig abgebrochen, die Tabellen zum Zeitpunkt des Abbruchs werden gewertet.

Für einigen Tischtennisspieler der Region Südniedersachsens vermag die Entscheidung des Tischtennis-Verbands Niedersachsens (TTVN) wie ein Aprilscherz herüberkommen, wurde sie doch ausgerechnet am 1. April verkündet. Doch die Entscheidung, die laufende Saison aufgrund der Corona-Krise abzubrechen und den Spielbetrieb rückwirkend einzustellen, ist offiziell.

In einer Pressemitteilung bestätigte der Verband, dass man nach langer Beratung mit den weiteren Landesverbänden und dem Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) gemeinsam entschieden habe, die Saison 2019/2020 für alle Spielklassen und Wettbewerbe Deutschlands zu beenden. Das gelte von der Bundesliga bis zu den untersten Kreisklassen, genauso wie für alle laufenden Pokalwettbewerbe. Es werden weder noch ausstehende Mannschaftskämpfe noch Relegationsrunden dieser Spielzeit zur Austragung kommen.

Aktueller Stand wird gewertet

Die entsprechende Wertung der Saison wird wie folgt aussehen: Die aktuellen Tabellen vom Zeitpunkt der Unterbrechung werden als Abschlusstabellen gewertet, entsprechend ergeben sich die Auf- sowie Absteiger der einzelnen Ligen. Teams, die zum Zeitpunkt des Abbruchs auf einem Relegationsplatz standen, werden automatisch zu Gewinnern der Relegation erklärt und steigen nach eigenem Wunsch automatisch auf beziehungsweise nicht ab. Die Fristen zur Vereins- und Mannschaftsmeldung sowie möglicher Vereinswechsel bleiben somit weiterhin bestehen.

„Wir im TTVN haben uns dabei von der Tatsache leiten lassen, dass im Durchschnitt bereits circa 85 Prozent aller Spiele in den einzelnen Gruppen sportlich einwandfrei durchgeführt worden sind und diese große Anzahl an Ergebnissen bei der Wertung berücksichtigt werden sollte“, erklärte TTVN-Vizepräsident Dr. Dieter Benen. Wichtig für den Verband sei gewesen, für alle Spielklassen und Gruppen in Niedersachsen eine einheitliche klare Regelung zu finden.

Der Weg zu einer deutschlandweiten Entscheidung sei nicht einfach gewesen, unterstreicht der TTVN in seiner Mitteilung. Im ersten Schritt wurden zahlreiche konstruktive Vorschläge und Ansätze zu Szenarien beziehungsweise Auswirkungen des ausgesetzten oder eingestellten Spielbetriebs 2019/2020 sowie damit verbundener Folgewirkungen von den Landesverbänden und den DTTB-Gremien zusammengestellt.

Entwicklung verschiedener Szenarien

36 Seiten in Punktgröße zehn war die Zusammenfassung aller Vorschläge lang. Einige Landesverbände hatten dafür zuvor bei ihren Bezirken und Kreisen ein Meinungsbild eingeholt. Es folgte eine Vorauswahl unter Entwicklung verschiedener Szenarien für die Verschiebung von Wettkämpfen, deren Streichung sowie Auf- und Abstiegsregelungen, die dann abschließend in einer gemeinsamen Telefonkonferenz der Landesverbände mit DTTB-Vertretern diskutiert wurden, ehe das Ergebnis feststand.

„Es war eine Herkulesaufgabe unter Hochdruck, die alle Beteiligten bestmöglich gelöst haben“, sagte DTTB-Präsident Michael Geiger und lobte die Verbandsvertreter: „Ein Trainer würde stolz sagen: Das war eine geschlossene Mannschaftsleistung. In dieser Krisensituation haben alle an einem Strang gezogen – von der Entwicklung vieler Vorschläge für den Spielbetrieb in dieser Saison bis zur Entscheidung.“

Unterschiedliche Anzahl von Spielen

Gerade in Niedersachsen dürfte die Entscheidung allerdings für einige Diskussion sorgen. Denn während in anderen Landesverbänden die Mannschaften aufgrund der strikt vorgegebenen Spielpläne zu Großteilen die gleiche Anzahl an Spielen aufweisen, ist dies in den Ligen des TTVN nicht der Fall. In der Region Südniedersachsen etwa gibt es nur einen Rahmenspielplan mit vorgegebenem Endtermin. Die Vereine stimmen dann auf Staffeltagen untereinander die genauen Termine ab. Daher gibt es Teams, die bereits alle Spiele absolviert hatten, während andere Mannschaften noch Punkte hätten sammeln können – und so womöglich einen Abstiegsplatz verlassen hätten.

TTVN-Präsident Heinz Böhne wirbt daher für Verständnis: „Wir sind uns darüber im Klaren, dass diese Entscheidungen nicht alle unsere Vereine und Mannschaften zufrieden stellen werden. Es wird Fälle geben, in denen die getroffene Regelung ungerecht erscheinen mag. Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass diese klare und transparente Lösung von allen akzeptiert und getragen wird. Es war uns wichtig, dass unsere Vereine frühestmöglich Planungssicherheit erlangen für eine Saison 2020/21, von der wir noch nicht wissen, ob und wann sie beginnt.“