Göttingen. Bundesliga-Basketballer der BG Göttingen ringen Titelfavoriten trotz Verletzungssorgen mit 91:85 nieder und verwandeln die S-Arena in ein Tollhaus.

Die BG Göttingen hat einen echten Überraschungserfolg gefeiert. Am Samstagabend besiegte die Mannschaft von BG-Headcoach Johan Roijakkers Titelkandidat Alba Berlin mit 91:85 (50:44), obwohl die Veilchen nur mit einer Achter-Rotation spielen konnten und mit Darius Carter (Nasenbeinbruch) und Dennis Kramer (Knöchelverletzung) beide Big Man verletzt zuschauen mussten. In der mit 3.447 Zuschauern ausverkauften Sparkassen-Arena zeigten die Südniedersachsen aber eine grandiose kämpferische Leistung und ließen den Favoriten aus der Hauptstadt nicht ein einziges Mal in Führung gehen. Hinter Topscorer Michael Stockton (22 Punkte) steuerten gleich fünf Göttinger zweistellig Punkte bei.

Die Veilchen starteten trotz der Schwächung mit viel Schwung und kämpften um jeden Ball. Joanic Grüttner Bacoul brachte die Göttinger in der 3. Minute 9:1 in Front. Die Gäste aus der Hauptstadt gewöhnten sich dann langsam an das Tempo und verkürzten auf 9:6 (4.). Zwar hielt Mihajlo Andric die Berliner durch seinen Dreier zunächst auf Abstand, aber das Team von Alba-Headcoach Aito Garcia Reneses war nun endgültig im Spiel angekommen und glich durch zwei Dreier von Rokas Giedraitis zum 14:14 aus (8.). Doch die Hausherren ließen sich davon nicht beeindrucken und spielten entfesselt auf: Einen 13:2-Lauf schloss Grüttner mit der Viertelsirene per Dreier zum 27:16 ab.

Veilchen lassen nicht nach

Auch im zweiten Abschnitt ließ die Roijakkers-Truppe nicht nach. Einen Dreier von Joshiko Saibou konterte Grüttner zum 32:19 (12.). Die Berliner versuchten sich heranzukämpfen, doch bei den Veilchen stimmten die Einstellung und die Energie. Bis Mitte des Viertels hatten sie sich auf 41:26 abgesetzt (15.). Bei den Göttingern wurde es auf den großen Positionen jedoch immer dünner, denn Derek Willis musste mit seinem dritten Foul vorerst auf der Bank Platz nehmen. Zwar wehrten sich die Gastgeber und schafften es auch, den Vorsprung wieder auf eine zweistellige Zahl auszubauen (50:39/19.), doch vor der Halbzeitpause wechselte das Momentum zu den Albatrossen. So gingen die Veilchen mit einer 50:44-Führung in die Kabine.

Nach dem Seitenwechsel widersetzten sich die Göttinger den Berlinern weiterhin mit allem, was sie hatten. Aber nicht nur Willis, sondern auch Dominic Lockhart, der auf der Position vier als Power Forward aushalf, war mit drei Fouls belastet. In der 27. Minute glich Alba zum 61:61 aus, in Rückstand geriet die BG aber nicht. Im Gegenteil: Bis zum Start des Schlussviertels zogen die Hausherren angeführt von Andric wieder auf 69:64 davon.

Grüttner trifft von Außen

In den letzten Abschnitt startete die BG mit guter Defense und einem Grüttner-Dreier zum 72:64. Aber die Berliner hatten die passende Antwort (72:70/32.). Penny Williams und Andric bauten die Führung wieder auf 76:70 aus (33.), Martin Hermannsson verkürzte auf 78:75 (36.). Doch Lockhart und Stockton stellten den alten Abstand wieder her (82:76/38.). Angepeitscht vom Publikum war es Willis, der mit seinen Punkten zum 84:78 und 87:80 den Sieg fast perfekt machte (39.), Andric und Lockhart behielten anschließend die Nerven an der Freiwurflinie.

„Im Prinzip haben wir nur mit acht Spieler gespielt, und dann schlägt man ein Team wie Berlin nicht. Aber es kann passieren, wenn man daran glaubt, und das haben meine Jungs getan. Außerdem hilft es, wenn einige Spieler, das Spiel ihrer Karriere machen“, sagte Roijakkers und hatte ein besonderes Lob parat: „Ich habe in der Kabine gesagt, dass ich Joanic Grüttner Bacoul adoptieren werde. Wenn man solch ein Leistung jemandem gönnt, dann ihm. Zudem waren die Zuschauer fantastisch und feurig.“